Rauch, Petrus

Petrus II. Rauch

Petrus Rauch

45. Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1602–1606

† 25. Dez. 1606 Lilienfeld, Niederösterreich

Der gebürtige Franke Petrus Rauch war Professe der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz, wo er 1550 seine Profess ablegte und im selben Jahr seine Primiz feierte. 1570 bis 1575 erscheint er dort als Prior und war vom 25. September 1600 bis zum 9. Juni 1601 Stiftshofmeister in Wien.

Am 13. Juli 1601 wurde er als Administrator in Wilhering eingesetzt und am 28. April 1602, schon im 70. Lebensjahr stehend, als Abt nach Lilienfeld postuliert, dessen Abt Laurentius Reiß am 24. November 1601 verstorben war. Die Abtbenediktion erhielt er am 20. Juli 1603 in Neukloster durch den Passauer Weihbischof Simon Bratulich unter Assistenz der Äbte Matthias Gülger von Neukloster und Kaspar Seemiller von Neuberg. Mit Datum 26. Juli 1603 erhob Kaiser Rudolf II. Abt Petrus, den er zu seinem Rat ernannt hatte, und seine Brüder Hans und Melchior Rauch mit dem Prädikat von Karolsburg in den Adelsstand.

Rauchs Bestellung nach Lilienfeld wurde vom Kaiser befohlen und löste heftigen Widerstand im Konvent aus, der sich übergangen fühlte. Auch Rauch scheint die Berufung nur ungern angenommen zu haben, da er den Visitator Abt Georg Freyseisen von Rein um eine Beglaubigungsurkunde gegen alle Widerstände durch den Konvent von Lilienfeld bat. Freyseisen beauftragte daraufhin Abt Matthias Gülger von Neukloster, unter Zeugen die Eignung Rauchs zu prüfen, woraufhin Abt Matthias die Einsetzung vornahm. Auffallend ist, dass zur Postulation weder geistliche noch weltliche Beisitzer bestellt worden waren.

Obwohl Abt Freyseisen von Rein in seiner Bestätigungsurkunde vom 10. Mai 1603 den Konvent von Lilienfeld unter Androhung von Strafen zum Gehorsam gegenüber ihrem Abt verpflichtet, gestaltete sich das Zusammenleben nicht zum Besten. Die Zuneigung und das Vertrauen der Stiftsmitglieder scheint sich der aufgedrungene Abt nicht erworben zu haben.

Das Stift war durch die Steuerforderungen des letzten Jahrhunderts immer noch hochverschuldet. 8000 Gulden waren von der Landschaft als Darlehen aufgenommen. Am 11. September 1604 bat die Stiftsverwaltung um Verlängerung der Kredite, die auch gewährt wurde. 1000 Gulden wurden nachgelassen, der Rest war innerhalb von fünf Jahren mit fünf Prozent Zinsen abzuzahlen, was jährlich 1400 Gulden ausmachte. Ein mehrjähriger Prozess mit Sebastian Grabner von Pottenbrunn wegen Gewalttätigkeit gegen Lilienfelder Untertanen in Stattersdorf wurde 1603 beigelegt. Auch einige Grundverpachtungen kommen unter Abt Petrus vor. In seine Regierungszeit fällt eine große Überschwemmung, durch die 1605 in Hainfeld sechs Häuser zum Einsturz kamen. 1603 wurde der Lilienfelder Prior Johannes Schiller als Abt nach Wilhering berufen.

Abt Petrus starb am 25. Dezember 1606 im Lilienfelderhof in Wien. Sein Grabstein unter den Stufen des Marienaltars hinter dem Hochaltar ist heute nicht mehr sichtbar. Zu seinem Nachfolger wurde der Stiftssenior Simon Rupert, Pfarrer in Meisling und Führer der Opposition gegen Rauch, gewählt.

gge, Nov. 2020


Daten:

Prof.: 1550; Prim.: 1550; Abbas: el. 28. April 1602, ben. 20. Juli 1603.

Literatur:

Tobner, Paul: Das Stift Lilienfeld 1202–1902. Zur Erinnerung an die Feier des 700jährigen Jubiläums dieses Cistercienserstiftes. Wien, 1902, S. 238ff. · Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband. Nr. 38). St. Ottilien: EOS, 1996, ISBN 3-88096-628-1, S. 183f. · Watzl, Florian: Die Cistercienser von Heiligenkreuz in chronologischer Reihenfolge nach den Quellen dargestellt, Graz 1898, S. 50, Nr. 352.

Zitierempfehlung: Rauch, Petrus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Rauch,_Petrus

Vorlage:Page.name: RAUCH, Petrus OCist – Biographia Cisterciensis