Rupert, Simon

Simon Rupert

Simon Rupert

46. Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1607–1622

04. Mai 1622 Lilienfeld, Niederösterreich

Simon Rupert (Ruprecht) aus Fratting [Vratěnín] in Mähren wurde 1574 unter Abt Georg Premberger im Zisterzienserstift Lilienfeld eingekleidet, legte 1576 die Profess ab und wurde am 3. März 1577 von Bischof Kaspar Neuböck in der Franziskanerkirche in Wien zum Priester geweiht.

Bei der Visitation am 24. März 1584 wird er als im Kloster lebend genannt. Vom 4. Januar 1587 bis zum 18. Februar 1596 war er Pfarrer in Wilhelmsburg, dann ab März 1596 in Meisling. Mit Datum 18. November 1606 übertrug ihm Abt Petrus Rauch die Pfarre Meisling auf Lebenszeit mit der Verpflichtung zum Tragen der Mönchstonsur und des Zisterzienserhabits.

Nach Rauchs Tod wurde er als Senior des Konventes unter dem Vorsitz des Abt Matthias Gülger von Rein am 2. Februar 1607 einstimmig zum Abt gewählt, vom niederösterreichischen Klosterrat aber erst am 6. September bestätigt, nachdem ein geeigneter Nachfolger für die Pfarre Meisling gefunden war. Die Bestätigung von Seiten des Ordens erhielt er am 26. Februar 1608 durch Ordenskommissar Jean Martin, Abt von Clairlieu in Lothringen, anlässlich seiner Visitation Lilienfelds.

Schon 1607 ließ er, wie aus einer Notiz des späteren Abtes Ignaz Kraft zu entnehmen ist, die Ringmauer um den Markt Wilhelmsburg verstärken, um den Ort und die Gebirgsgegend gegen umherziehende Banden zu schützen. Um die nötigen Mittel für das Militär zu beschaffen, wurden Jahr für Jahr höhere und dringendere Steuerforderungen an die Stände, insbesondere den Prälatenstand gestellt. So forderte Erzherzog Matthias bereits am 30. Dezember 1607 den Abt dringend auf, beim nächsten Landtag zu erscheinen; am 3. April 1608 befiehlt er ihm, sich am Ostermontag in der Hofkanzlei einzufinden; am 31. Juli 1608 spricht Matthias seinen Unwillen darüber aus, dass Abt Simon die Kontribution von 406 Gulden nicht erlegt habe, und fordert die Zahlung binnen vier Wochen, unter Exekutionsandrohung. Am 6. März 1609 beruft Matthias als König von Ungarn und designierter König von Böhmen den Abt neuerdings dringend zur Hofkanzlei, und am 18. Mai 1609 beauftragt er ihn, seinen Anteil an den vom Prälatenstand zugesagten 25.000 Gulden als Kriegssteuer zu zahlen. Am 1. August 1618 schließlich wird Abt Simon von den Kammerräten dringend gemahnt, 5000 Gulden zur Unterdrückung der böhmischen Unruhen (Beginn des Dreißigjährigen Krieges) zu zahlen. Die Zahlungsbestätigung datiert vom 13. August.

Dass Abt Simon trotz der schwierigen Verhältnisse diesen Forderungen nachgekommen sein muss, lässt sich aus den Gunstbezeugungen ablesen, die ihm seitens des Hofes zuteil wurden, und aus dem Ansehen, das er bei den ständischen Verordneten genoss – er selbst war im Lauf seiner Amtszeit Prälatenstandsverordneter und Rechnungskammervorsitzender. Am 20. November 1611 lud ihn Matthias zu seiner Hochzeitsfeier am 1. Dezember ein; am 28. Dezember desselben Jahres ersuchte ihn Erzherzog Maximilian, Administrator des Deutschen Ordens, bei der nächsten Ständeversammlung, bei der zur Restaurierung der Burg in Neustadt ein bedeutender Zuschuss gefordert werden solle, sich der Sache anzunehmen, da sein Wort und seine Fürsprache viel vermöge; am 19. April 1612 bestätigt König Matthias die Rechte des Stiftes. Mit Patent vom 7. Juli 1615 schließlich erhob ihn Kaiser Matthias mit seinen Brüdern Hans, Paul und Koloman Rupert in den Adelsstand und nennt den Abt in dem Adelsbrief „unseren Kaplan“. Auch Ferdinand II. bestätigte am 5. Februar 1621 erneut die Rechte und Freiheiten des Stiftes.

Während Ruperts Amtszeit weihte Weihbischof Alphons de Requesens von Wien im September und Oktober 1614 nach den unruhigen Jahren der Reformation und der Bauernkriege in Lilienfeld und auf den benachbarten Stiftspfarren Kirchen, Altäre und Friedhöfe.

Wegen seines hohen Alters war Abt Simon kränklich und zeitweise pflegebedürftig, deshalb erlaubte ihm Generalabt Nicolas Boucherat bei seiner Visitation am 8. April 1616 den Fleischverzehr. Trotz seiner Gebrechen war Abt Simon aber stets bestrebt, seinen Verpflichtungen bei Chor und Gottesdienst pünktlich nachzukommen, weshalb ihn der Konvent wiederholt um Schonung ersuchte. Er starb am 4. Mai 1622 und wurde vor den Stufen des Hochaltares der Stiftskirche begraben. Zu seinem Nachfolger setzte Kaiser Ferdinand II. Abt Ignaz Krafft von Neukloster ein, der auch den Trauerkondukt geleitet hatte.

gge, Nov. 2020


Daten:

Vest.: 1574; Prof.: 1576; Subdic.: 22. Sep. 1577; Diac.: 2. März 1577; Sac.: 3. März 1577; Abbas: el. 2. Feb. 1607.

Literatur:

Tobner, Paul: Das Stift Lilienfeld 1202–1902. Zur Erinnerung an die Feier des 700jährigen Jubiläums dieses Cistercienserstiftes. Wien, 1902, S. 242ff. · Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband. Nr. 38). St. Ottilien: EOS, 1996, ISBN 3-88096-628-1, S. 184f.

Zitierempfehlung: Rupert, Simon, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Rupert,_Simon

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