Ryser, Marian: Unterschied zwischen den Versionen

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Marian Ryser, Taufname Fiacrius, ist der einzige [[Wettingen|Wettinger]] Konventuale, der vor seinem Eintritt ins Kloster Weltpriester gewesen war. Er wurde am 1. April 1620 in Bremgarten als Sohn des Johann Jakob Ryser und der Margareta Bürgisser geboren und 1644 zum Priester geweiht. Als solcher versah er Wettinger Pfarreien, nämlich vom 8. Juni 1647 bis 1648 Wettingen, vom 20. November 1648 bis 1651 Dietikon, vom 15. April 1651 bis 16. Juni 1652 wieder Wettingen.
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Marian Ryser, Taufname Fiacrius, ist der einzige [[Wettingen|Wettinger]] Konventuale, der vor seinem Eintritt ins Kloster Weltpriester gewesen war. Er wurde am 1. April 1620 in Bremgarten als Sohn des Johann Jakob Ryser und der Margareta Bürgisser geboren<ref>Er war ein Verwandter seines ebenfalls aus Bremgarten stammenden Vorgängers [[Bürgisser, Gerhard|Gerhard Bürgisser]].</ref> und 1644 zum Priester geweiht. Als solcher versah er Wettinger Pfarreien, nämlich vom 8. Juni 1647 bis 1648 Wettingen, vom 20. November 1648 bis 1651 Dietikon, vom 15. April 1651 bis 16. Juni 1652 wieder Wettingen.
  
Im selben Jahr trat er unter Abt [[Keller, Bernhard|Bernhard Keller]] in das Noviziat ein und legte am 13. Juli 1653 die Profess ab. Als Mönch bekleidete er folgende Ämter: vom 1. Januar 1656 bis 1659 Pfarrer in Würenlos, vom 10. Oktober 1659 bis 1661 Subprior, vom 24. Oktober 1661 bis 1668 zum dritten Mal Pfarrer in Dietikon; am 5. August 1668 wurde er Infirmarius, Bursarius und Kleinkellner. Eine Woche nach dem Tod des Abtes [[Benedikt Staub]] wurde er am 24. September 1672 im Sommerrefektorium zum Nachfolger gewählt. Wahlvorsitzender war Abt [[Muotelsee, Anselm|Anselm Muotelsee]] von [[Salem]], Sekretär der Kongregationssekretär Magnus Herbst. Die Benediktion fand, nachdem die Taxe von 200 Dukaten bezahlt und die vom 12. April 1673 datierte Bestatigungsbulle eingetroffen war, am 23. Juli 1673 durch den Abt und Generalvikar [[Schnyder, Edmund|Edmund Schnider]] von [[St. Urban]] in der Klosterkircbe zu Wettingen statt. Zwei Tage danach nahm Abt Marianus die ersten vier Professen ab.
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Im selben Jahr trat er unter Abt [[Keller, Bernhard|Bernhard Keller]] in das Noviziat ein und legte am 13. Juli 1653 als P. Marianus<ref>1651 hatte Abt Bernhard die Reliquien eines Katakombenheiligen Marianus erworben.</ref> die Profess ab. Als Mönch bekleidete er folgende Ämter: vom 1. Januar 1656 bis 1659 Pfarrer in Würenlos, vom 10. Oktober 1659 bis 1661 Subprior, vom 24. Oktober 1661 bis 1668 wieder Pfarrer in Dietikon; am 5. August 1668 wurde er Infirmarius, Bursarius und Kleinkellner. Eine Woche nach dem Tod des Abtes [[Staub, Benedikt (Wettingen)|Benedikt Staub]] wurde er am 24. September 1672 im Sommerrefektorium zum Nachfolger gewählt. Wahlvorsitzender war Abt [[Muotelsee, Anselm|Anselm Muotelsee]] von [[Salem]], Sekretär der Kongregationssekretär Magnus Herbst. Die Benediktion fand, nachdem die Taxe von 200 Dukaten bezahlt und die vom 12. April 1673 datierte Bestatigungsbulle eingetroffen war, am 23. Juli 1673 durch den Abt und Generalvikar [[Schnyder, Edmund|Edmund Schnider]] von [[St. Urban]] in der Klosterkirche zu Wettingen statt. Zwei Tage danach nahm Abt Marianus die ersten vier Professen ab.
  
Die ganze Regierung des Abtes Marian scheint wenig glücklich gewesen zu sein. Man warf ihm Eigensinn und schlechte Finanzverwaltung vor und dass er sich von Laien zu sehr beeinflussen lasse. Die Lage wurde schließlich so ernst, dass der Vaterabt Anselm Muotelsee von Salem zusammen mit den Äbten Edmund Schnider von St. Urban und [[Göldlin, Nikolaus|Nikolaus Göldlin]] von [[Tennenbach]] am 25. August 1676 eine außerordentliche Visitation in Wettingen vornehmen musste, deren Resultat war, dass Abt Marian sich unfähig erklärte, die Last der Regierung weiter zu tragen, und am 2. September 1676 aus Gesundheitsrücksichten (''ob continuas capitis defluxiones et infirmitates'') resignierte. P. [[Burger, Konrad|Konrad Burger]] von Tennenbach sagt in seinem bekannten „Raisbuechlin“<ref>Itinerarium oder Raisbüchlein des Paters Conrad Burger, Conventual des Cistercienser-Klosters Thennenbach und Beichtiger im Frauenkloster Wonnenthal 1641–1678</ref> weniger diplomatisch, dass der Abt abgesetzt worden sei.
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Als Abt Marianus mit der Gemeinde Wettingen einen gütlichen Vertrag abschloss, glaubte man allgemein an eine glückliche Regierungszeit, doch scheint die ganze Regierung alles andere als glücklich gewesen zu sein. Schon bald entstanden Spannungen zwischen Abt und Konvent. Man warf ihm Eigensinn und schlechte Finanzverwaltung vor und dass er sich von Laien zu sehr beeinflussen lasse. Die Lage wurde schließlich so ernst, dass der Vaterabt Anselm Muotelsee von Salem zusammen mit den Äbten Edmund Schnider von St. Urban und [[Göldlin, Nikolaus|Nikolaus Göldlin]] von [[Tennenbach]] am 25. August 1676 eine außerordentliche Visitation in Wettingen vornehmen musste, deren Resultat war, dass Abt Marian sich unfähig erklärte, die Last der Regierung weiter zu tragen, und am 2. September 1676 aus Gesundheitsrücksichten (''ob continuas capitis defluxiones et infirmitates'') resignierte. P. [[Burger, Konrad|Konrad Burger]] von Tennenbach sagt in seinem bekannten „Raisbuechlin“<ref>Itinerarium oder Raisbüchlein des Paters Conrad Burger, Conventual des Cistercienser-Klosters Thennenbach und Beichtiger im Frauenkloster Wonnenthal 1641–1678</ref> weniger diplomatisch, dass der Abt abgesetzt worden sei.
  
 
Der abgesetzte Abt verlebte seine letzten Lebensjahre – wie vor ihm schon der ebenfalls resignierte Bernhard Keller – auf der Wettinger Besitzung Schloss Bick bei Würenlos, wo er am 28. Juli 1680 starb, 60 Jahre alt. Sein Leichnam wurde nach Wettingen gebracht und von seinem Nachfolger Nikolaus Göldlin  in der Johanniskapelle in der Klosterkirche neben Abt [[Bachmann, Christoph|Christoph Bachmann]] bestattet.  
 
Der abgesetzte Abt verlebte seine letzten Lebensjahre – wie vor ihm schon der ebenfalls resignierte Bernhard Keller – auf der Wettinger Besitzung Schloss Bick bei Würenlos, wo er am 28. Juli 1680 starb, 60 Jahre alt. Sein Leichnam wurde nach Wettingen gebracht und von seinem Nachfolger Nikolaus Göldlin  in der Johanniskapelle in der Klosterkirche neben Abt [[Bachmann, Christoph|Christoph Bachmann]] bestattet.  

Version vom 7. Mai 2020, 15:05 Uhr

Marian Ryser

Marian Ryser

32. Abt des Klosters Wettingen 1672–1676

* 01. April 1620 Bremgarten, Aargau
† 28. Juli 1680 Würenlos, Aargau

Marian Ryser, Taufname Fiacrius, ist der einzige Wettinger Konventuale, der vor seinem Eintritt ins Kloster Weltpriester gewesen war. Er wurde am 1. April 1620 in Bremgarten als Sohn des Johann Jakob Ryser und der Margareta Bürgisser geboren[1] und 1644 zum Priester geweiht. Als solcher versah er Wettinger Pfarreien, nämlich vom 8. Juni 1647 bis 1648 Wettingen, vom 20. November 1648 bis 1651 Dietikon, vom 15. April 1651 bis 16. Juni 1652 wieder Wettingen.

Im selben Jahr trat er unter Abt Bernhard Keller in das Noviziat ein und legte am 13. Juli 1653 als P. Marianus[2] die Profess ab. Als Mönch bekleidete er folgende Ämter: vom 1. Januar 1656 bis 1659 Pfarrer in Würenlos, vom 10. Oktober 1659 bis 1661 Subprior, vom 24. Oktober 1661 bis 1668 wieder Pfarrer in Dietikon; am 5. August 1668 wurde er Infirmarius, Bursarius und Kleinkellner. Eine Woche nach dem Tod des Abtes Benedikt Staub wurde er am 24. September 1672 im Sommerrefektorium zum Nachfolger gewählt. Wahlvorsitzender war Abt Anselm Muotelsee von Salem, Sekretär der Kongregationssekretär Magnus Herbst. Die Benediktion fand, nachdem die Taxe von 200 Dukaten bezahlt und die vom 12. April 1673 datierte Bestatigungsbulle eingetroffen war, am 23. Juli 1673 durch den Abt und Generalvikar Edmund Schnider von St. Urban in der Klosterkirche zu Wettingen statt. Zwei Tage danach nahm Abt Marianus die ersten vier Professen ab.

Als Abt Marianus mit der Gemeinde Wettingen einen gütlichen Vertrag abschloss, glaubte man allgemein an eine glückliche Regierungszeit, doch scheint die ganze Regierung alles andere als glücklich gewesen zu sein. Schon bald entstanden Spannungen zwischen Abt und Konvent. Man warf ihm Eigensinn und schlechte Finanzverwaltung vor und dass er sich von Laien zu sehr beeinflussen lasse. Die Lage wurde schließlich so ernst, dass der Vaterabt Anselm Muotelsee von Salem zusammen mit den Äbten Edmund Schnider von St. Urban und Nikolaus Göldlin von Tennenbach am 25. August 1676 eine außerordentliche Visitation in Wettingen vornehmen musste, deren Resultat war, dass Abt Marian sich unfähig erklärte, die Last der Regierung weiter zu tragen, und am 2. September 1676 aus Gesundheitsrücksichten (ob continuas capitis defluxiones et infirmitates) resignierte. P. Konrad Burger von Tennenbach sagt in seinem bekannten „Raisbuechlin“[3] weniger diplomatisch, dass der Abt abgesetzt worden sei.

Der abgesetzte Abt verlebte seine letzten Lebensjahre – wie vor ihm schon der ebenfalls resignierte Bernhard Keller – auf der Wettinger Besitzung Schloss Bick bei Würenlos, wo er am 28. Juli 1680 starb, 60 Jahre alt. Sein Leichnam wurde nach Wettingen gebracht und von seinem Nachfolger Nikolaus Göldlin in der Johanniskapelle in der Klosterkirche neben Abt Christoph Bachmann bestattet.

gge, Dez. 2018

  1. Er war ein Verwandter seines ebenfalls aus Bremgarten stammenden Vorgängers Gerhard Bürgisser.
  2. 1651 hatte Abt Bernhard die Reliquien eines Katakombenheiligen Marianus erworben.
  3. Itinerarium oder Raisbüchlein des Paters Conrad Burger, Conventual des Cistercienser-Klosters Thennenbach und Beichtiger im Frauenkloster Wonnenthal 1641–1678

Daten:

Sac.: 1644; Prof.: 13. Juli 1653; Abbas: el. 24. Sep. 1672, ben. 23. Juli 1673, res. 1676.

Literatur:

Willi, Dominikus: Album Wettingense: Verzeichnis Der Mitglieder Des Exemten Und Konsistorialen Cistercienser-Stiftes B. V. M. de Marisstella Zu Wettingen-Mehrerau 1227–1904. Limburg a. d. Lahn, Limburger Vereinsdruckerei, 1904, Nr. 637 · Ders.: Zur Geschichte des Klosters Wettingen-Mehrerau, in: Cistercienser Chronik 14 (1902), S. 151–153 · Helvetia Sacra III/3, S. 476–477.

Normdaten:

GND: 136784305 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Ryser, Marian, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 7.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Ryser,_Marian

Vorlage:Page.name: RYSER, Marian OCist (1620–1680) – Biographia Cisterciensis