Scheffer, Klemens

Clemens Schäffer
Porträt in der Prälatur des Stiftes Heiligenkreuz

Klemens Scheffer

53. Abt des Stiftes Heiligenkreuz 1658–1693; Generalvikar 1673–1693

* 27. Feb. 1629 Wien
† 31. März 1693 Wien

Klemens Scheffer oder Schäffer, geboren am 27. Februar 1629 im Haus „zur neuen Kugel“ in der „Neuen Welt“ in Wien (I.), wurde am 29. Dezember 1646 als Novize im Zisterzienserstift Heiligenkreuz eingekleidet und legte am 1. Jänner 1648 die feierliche Profess ab. Von 1648 bis 1654 studierte er an der Wiener Universität Philosophie und Theologie und feierte am 26. Mai 1654 seine Primiz. Abt Michael Schnabel übertrug ihm bald wichtige Vertrauensposten (Abtsekretär und Subprior) und ernannte ihn am 13. August 1657 zum Prior.

Nach Schnabels Tod wurde er am 11. April 1658 unter dem Vorsitz des Abtes Matthäus Kolweiß von Lilienfeld zum Abt gewählt. Ebenfalls anwesend waren Kolweiß’ Sekretär P. Wilhelm Klöcker und Abt Robert Notius vom Neukloster in Wiener-Neustadt, außerdem kaiserliche Wahlkommissäre. Am 25. Mai 1658 gab König Leopold von Frankfurt aus seine Bestätigung; am 16. Juni erfolgte in Heiligenkreuz die öffentliche Bekanntmachung, Bestätigung und Installierung des neuen Abtes. Die Benediktion erteilte ihm der Abt von Lilienfeld unter Assistenz der Äbte Robert Notius und Anselm Schiring OSB von Mariazell am 2. Juli 1658. Die Bestätigung durch Generalabt Claude Vaussin von Cîteaux traf am 25. April 1659 in Heiligenkreuz ein.

Klemens Scheffer stand dem Stift Heiligenkreuz 35 Jahre lang vor, die ausgefüllt waren „von unermüdlicher, fruchtbarer und segensreicher Tätigkeit“ (Schücker). Eine kluge und sparsame Verwaltung gab ihm die Mittel, die Bautätigkeit seines Vorgängers fortzusetzen und durch Vollendung des äußeren Klosterhofes, Erbauung der Sakristei und des Kirchturms das heutige Klosterbild zu schaffen. Auch das heutige Erscheinungsbild des Wiener Heiligenkreuzerhofs (Wien I) entstand im Wesentlichen während seiner Zeit (1659–1676). 1667 richtete er dort eine gemeinsame Studienanstalt für die Zisterzienserprovinz ein, zu der auch zwei Benediktinerabteien ihre Kleriker schickten. Die Studenten wohnten im Heiligenkreuzer Hof und besuchten die Vorlesungen an der Universität.

Bei der Bewahrung und Vermehrung des Klostergutes bewies Abt Klemens eine glückliche Hand. Sein Hauptverdienst bleibt aber der rasche Wiederaufbau des Stiftes nach dem Unglücksjahr 1683, in dem die Türken das Kloster vollständig verwüstet und verbrannt hatten. Er selbst hatte mit seinem Prior Alberich Höffner nach Oberösterreich und Bayern fliehen müssen und konnte erst nach der Befreiung Wiens ins Stift zurückkehren. In wenigen Jahren waren die Baulichkeiten wiederhergestellt und das Kloster konnte in bestem Zustand seinem Nachfolger Marian Schirmer übergeben werden.

Viel Kraft und Zeit widmete er als Mitglied des Prälatenstandes dem Dienst des Landes. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit wurde er zum Reformationskommissär im Viertel unter dem Wienerwald bestellt. 1661 war er Kriegskommissär, vom 25. Februar 1665 bis zum 23. März 1669 Verordneter des Landtages.

Ein dritter – nicht immer unangefochtener – Aufgabenkreis erwuchs Abt Klemens aus seiner Stellung im Rahmen des Zisterzienserordens. Mit der äbtlichen Würde von Heiligenkreuz war ihm auch die Verantwortung für die Tochterklöster zugefallen, die er aber nur in Neuberg, Baumgartenberg und Zwettl ungehindert ausüben konnte. Goldenkron und Lilienfeld waren ihm aus verschiedenen Gründen entzogen. Hier versuchte er vergeblich, seine Rechte wiederzugewinnen. Mit Datum Paris 4. April 1673 wurde er, ohne dass er Anstrengungen dazu unternommen hätte, überdies von Generalabt Jean Petit zum Generalvikar, Visitator und Kommissar der Ordensprovinz Österreich, Ungarn und Steiermark bestellt und trat sein Amt am 3. Mai an. Damit verbunden war die Vollmacht, innerhalb des Vikariates die Äbte zu benedizieren. In dieser Funktion unternahm er insgesamt (nur) fünf Visitationsreisen. Von den vier während seiner Amtszeit gehaltenen Generalkapiteln besuchte er keines. Die sechs während seiner Regierungszeit anfallenden Abtwahlen leitete er persönlich, bei zwei Wahlhandlungen führte er als Beauftragter des Vaterabtes den Vorsitz. Dem Kloster Säusenstein, das komplett seiner Verwaltung unterstand und das er wieder aufrichtete, setzte er mit seinem Prior Kaspar Asam einen Abt vor. 1661 sandte er zur Abtwahl in Goldenkron einen bevollmächtigten Vertreter. Zehn Äbten erteilte er seit 1673 die Benediktion.

Er starb am 31. März 1693 im Heiligenkreuzer Hof in Wien. Sein Leichnam wurde unter dem Geläut sämtlicher Glocken der Stadt Wien aus dem Stiftshof bis zur Brücke vor dem Kärntnertor getragen und im im Stift vom Lilienfelder Abt Matthäus Kolweiß in die Gruft gesenkt, die Scheffer selbst beim Umbau der Kirche entdeckt und zu seiner Ruhestätte gewählt hatte. Er ruht im romanischen Mittelschiff nahe der Vierung. Ein großes barockes Epitaph erinnert an ihn. Zu seinem Nachfolger wurde schon am 23. April Marian Schirmer gewählt.

gge, Jan. 2011, rev. Juni 2018


Daten:

Vest.: 29. Dez. 1646; Prof.: 1. Jan. 1648; Prim.: 26. Mai 1654; Abbas: el. 11. April 1658, ben. 2. Juli 1658; Dev.: Facere et docere.

Werke:

Notitia universalis Monasterii Sanctae Crucis Ordinis Cisterciensis in Austria inferiori (Eigenhändiges Manuskript von 1671, Stiftsarchiv Heiligenkreuz).

Literatur:

Schücker, Walter: Abt Klemens Scheffer von Heiligenkreuz als Vater Abt und Generalvikar der österreichischen Zisterzienserklöster. Theol. Diss. Wien 1941 · Ders.: Abt Klemens Scheffer von Heiligenkreuz, in: Cistercienser Chronik 54 (1947), S. 97–117, 193–214, 332–345 und 55 (1948), S. 129–149, 232–241 und 56 (1949), S. 25–42 · Watzl, Florian: Die Cistercienser von Heiligenkreuz. Graz 1898, S. 90.

Zitierempfehlung: Scheffer, Klemens, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 19.06.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Scheffer,_Klemens

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