Schlecht, Robert

Robert Schlecht
Portrait von Andreas Brugger , um 1780

Robert Schlecht

Abt der Reichsabtei Salem 1778–1802; Generalvikar der Zisterzienserklöster in Oberdeutschland, Schwaben und Tirol

* 28. Juni 1740 Wemding, Bayern
03. März 1802 Salem

Robert Schlecht wurde 1740 in Wemding im Ries in der Diözese Eichstätt geboren. Sein Bruder war der Komponist Franz-Xaver Schlecht (c1730–1782). Er legte 1760 in der Zisterzienserabtei Salem die Profess ab und wurde 1766 zum Priester geweiht. 1771 ist er Kaplan auf dem Liebfrauenberg in Bodman, 1772 Novizenmeister, 1773 bis 1774 Hofkaplan und Verfasser des Klosterdiariums. Seit 1774 Prior, trat er am 14. November 1777 von diesem Amt zurück und wurde Beichtvater im Zisterzienserinnenkloster Mariahof in Neudingen.

Am 4. Juni 1778 unter dem Vorsitz des Kaisheimer Abtes und Generalvikars Cölestin Angelsbrugger in zweiten Wahlgang zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Anselm Schwab gewählt, wurde er von Generalabt François Trouvé (23. Juni) und vom Papst (20. Juni) bestätigt und erhielt am 8. November von Fürstbischof von Rodt die Benediktion. Assistent war Abt Sebastian Steinegger von Wettingen, den Abt Robert schon eine Woche nach der Wahl aufgesucht und eingeladen hatte. Mit Datum 22. September 1779 ernannte ihn Generalabt Trouvé außerdem zum Generalvikar der Zisterzienserklöster in Schwaben und Tirol.

Eines seiner ersten Anliegen war Abt Robert die Beilegung langjähriger Streitigkeiten mit dem Hochstift Konstanz um die Jurisdiktion im Herrschaftsgebiet und den unterstellten Frauenklöstern. Salem verzichtete auf jede Episkopaljurisdiktion, während Konstanz die Exemption des Klosters anerkannte und bestätigte. Mit der Reichsstadt Überlingen kam ein Vergleich über Regalien und Rechte über den Hof Malaien zustande, dem 1790 ein weiterer über „Anstände, Wiedersprüche [sic!] und Irrungen“ folgte. Abt Robert reiste zum Abschluss persönlich nach Überlingen, wo er mit einem Festmahl empfangen wurde. Auch die Streitigkeiten mit der (österreichischen) Landgrafschaft Nellenburg über die niedere Gerichtsbarkeit wurden beigelegt.

Nachdem er diese belastenden Streitigkeiten ausgeräumt hatte, widmete er sich der weiteren frühklassizistischen Ausgestaltung des Salemer Münsters, für das er weitere Altäre aufstellen und prachtvolle Paramente und Kirchensilber anschaffen ließ. Aus dieser Zeit stammen wohl auch das Stiftermonument beim Hochaltar und die Gedenktafel in schwarzem Marmor mit den Namen und Sterbejahren der Äbte. Finanziert werden konnte die kostspielige Ausstattung, weil das Haus Österreich ein Darlehen über 150.000 Gulden vorzeitig zurückgezahlt hatte. 1784 veranlasste er eine Feldmessung und den Bau des Armenhauses in Wespach. 1785 führte er mit dem Erlass einer neuen Schulordnung die Volksschule im Herrschaftsgebiet ein und ließ 1791 ein neues Schulgebäude errichten. Auch einen Schulfonds gründete er.

Am 7. Mai 1782 hatte Abt Robert auf Vermittlung des dem Kloster Salem befreundeten Nuntius Garampi im Benediktinerkloster Füssen eine Audienz bei Papst Pius VI., der ihm ein Altarprivileg verlieh, und erhielt nach der Aufhebung des Stammklosters Cîteaux infolge der Französischen Revolution von dem vertriebenen Generalabt François Trouvé am 14. Januar 1791 dessen Rechte über die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation (päpstliche Bestätigung 15. Juli 1791). Die 1792 beginnenden Koalitionskriege brachten dem Kloster die üblichen enormen Kriegslasten wie Steuern, Naturallabgaben und Einquartierungen. Nach dem Einmarsch der Franzosen in Oberdeutschland 1795 ließ Abt Robert die Schätze, Archivalien und Bücher nach St. Gallen transportieren und brachte sich zeitweise auch selbst dorthin in Sicherheit. Bei den weiteren französischen Einfällen 1799 und 1800 wich er nach Stams in Tirol, dann nach Laibach in der Krain aus.

Die Verwirklichung der Säkularisation infolge des Reichsdeputationshauptschlusses vom Februar 1803 erlebte er nicht mehr. Er starb am 3. März 1802 und wurde am 6. März unter großer öffentlicher Beteiligung in einem eigens aufgemauerten Grab in der Abteikirche beim Hochaltar beigesetzt. Zu seinem Nachfolger wurde Kaspar Oechsle gewählt.

gge, Juli 2011, rev. Dez. 2018


Lit.:

Walter, Leodegar: Wahl und Benediktion des Abtes Robert Schlecht von Salem, in: Cistercienser Chronik 46 (1934), S. 319–321 · Ders.: Abt Robert Schlecht von Salem bei Pius VI. in Füssen, in: Cistercienser Chronik 46 (1934), S. 322–323 · Ders.: Krankheit und Tod des Abtes Robert von Salem, in: Cistercienser Chronik 41 (1929), S. 78–80 · Helvetia Sacra III/3 373–374 · Siwek, Alberich: Die Zisterzienserabtei Salem. Der Orden, das Kloster, seine Äbte. Thorbecke, Sigmaringen 1984.

Normdaten:

GND: 1019407514 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Schlecht, Robert, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 19.12.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schlecht,_Robert

Vorlage:Page.name: SCHLECHT, Robert (1740–1802) – Biographia Cisterciensis