Schmitt, Petrus

Petrus Schmitt

Petrus Schmitt

51. Abt des Zisterzienserklosters Arnsburg 1746–1772

* 12. Juli 1711 Rockenberg
† 24. Juni 1772 Arnsburg

Petrus Schmitt wurde am 12. Juli 1711 in Rockenberg als Sohn des Gerichtsschöffen Johann Andreas Schmitt und seiner Ehefrau Anna Dorothea geboren und auf den Namen seines Vaters Johann Andreas getauft.

Nach seinem Eintritt in das Zisterzienserkloster Arnsburg legte er 1730 seine Profess ab und wurde am 23. September 1735 zum Priester geweiht. Am 10. Mai 1739 nahm er als Subprior bei einer Einkleidung im Arnsburg unterstellten Frauenkloster Marienschloss teil. Am 22. November reiste er erneut nach Marienschloss zu einer Einkleidung, war darüber hinaus aber auch noch Novizenmeister. Diese beiden Ämter übte er am 31. Mai 1743 bei einer weiteren Einkleidungsfeier in Marienschloss noch immer aus. Danach hatte er die Tätigkeit des Amtmanns im klostereigenen Stadthof in Frankfurt inne. Petrus Schmitt wurde durch die Wahl vom 10. Januar 1746 Nachfolger von Antonius Antoni als Abt von Arnsburg. Gleich im ersten Jahr seines Abbatiats kümmerte er sich in besonderer Weise um das ihm als Visitator anvertraute Kloster Marienschloss. Nachdem die alte Abteikirche in Marienschloss baufällig geworden war und die Schwestern laut einem Brief der Äbtissin Antonia Harzin aus dem Jahre 1742 „nicht mehr beten können, weil Wasser in die Kirche eindringt“, legte Abt Petrus am 5. Mai 1746 den Grundstein für den Bau einer neuen Klosterkirche in Rockenberg.

1747 ließ Abt Petrus in Arnsburg den Küchenbau mit seinem Refektorium errichten, dessen außergewöhnliche Stuckarbeiten vom selben Meister stammen, wie die in der Klosterkirche von Marienschloss. Über dem Portal zum Küchenbau sind aus Sandstein sein Wappen – das Arnsburgs, der geschachte Querbalken, in Verbindung mit seinem persönlichen Wappenschild, dem Schlüssel auf einem Amboss liegend – und die Initialen P S A A in Verbindung mit der Jahreszahl 1747 angebracht. Über der Tür im Refektorium befindet sich nochmals das Wappen von Abt Petrus, diesmal in einer hervorragenden Stuckkartusche.

1748 ließ er in Eberstadt ein neues Pfarrhaus errichten, 1751 das repräsentative Gartenhaus in Arnsburg erbauen, das über dem Hauptportal, mit einem Treppenaufgang zu beiden Seiten, sein Wappen in Sandstein trägt. Am 26. September 1755 konnte in Anwesenheit von Abt Petrus der Mainzer Weihbischof Christoph Nebel (1690-1769) in der Kirche in Wickstadt drei Altäre konsekrieren, den Hochaltar zu Ehren der hl. Anna, einen weiteren Altar zu Ehren der Gottesmutter und einen dritten zu Ehren des hl. Bernhard von Clairvaux.

Als von 1756 bis 1763 der Siebenjährige Krieg tobte, wurde auch die Wetterau Kriegsschauplatz und Arnsburg in Mitleidenschaft gezogen; die Abtei wurde dreimal von Soldaten geplündert, fünfmal musste Abt Petrus vor Eindringlingen aus dem Kloster flüchten und dreimal musste er für acht verschleppte Mönche hohe Lösegelder zahlen. Bei der Renovierung der Orgel der Pfarrkirche St. Nikolaus in Wickstadt 1962 hat man einen kleinen Zettel gefunden, auf dem zu lesen ist, dass die Rokoko-Orgel im Jahre 1759 von Abt Petrus beauftragt worden war. Darüber hinaus trägt sie sein Wappen in einer geschnitzten und buntgefassten Holzkartusche.

1762 ließ Abt Petrus den Bibliotheksbau vollenden, der heute, um ein Stockwerk reduziert, als evangelische Kirche in Birklar steht. Dieser Bibliotheksbau war in seinen Ausmaßen identisch mit dem Prälatenbau und bildete mit dem mittlerweile zerstörten Verbindungsbau, dem sogenannten Konventbau, eine symmetrische und architektonische Einheit. Die Bibliothek Arnsburgs, die 1803 in den Besitz des Grafen zu Solms-Laubach übergegangen ist, hatte zahlreiche Bücher beherbergt, nicht zuletzt zum Gebrauch in der klostereigenen philosophisch-theologischen Akademie. Gerade Abt Petrus förderte die Bibliothek und schaffte zahlreiche neue Bände an. Ferner erweiterte er die Lehrveranstaltungen, sodass außer Theologie und Philosophie auch Kirchen- und Zivilrecht gelehrt wurde.

Die Chororgel in der großen Abteikirche ließ er 1766 errichten; sie wurde jedoch erst 1771 vollendet. 1767 begannen die Arbeiten an der einzigartigen Kanzel aus Lindenholz für die Klosterkirche, an der die Schnitzer fünf Jahre arbeiteten, bis sie dann 1773 als Prachtstück das Arnsburger Gotteshaus verschönerte. Beide Kunstwerke sind von dem Schnitzer Meister Franz Martin Lutz aus Wertheim, der auch die Arbeiten am Hochaltar in der Klosterkirche in Marienschloss tätigte. Heute steht die Kanzel in der evangelischen Marienstiftskirche in Lich.

Aus dem Jahre 1771 sind noch silberne Buchbeschläge erhalten, die wohl auf einem Missale aufgearbeitet waren und heute wieder auf einem aktuellen Missale angebracht worden sind. Sie zeigen auf der Vorderseite auf einem Schaubeschlag das Wappen des Abtes, auf der Rückseite seine Initialen P S A A für „Petrus Schmitt Abbas Arnsburgensis“ und die Jahreszahl 1771. Es ist zwar überliefert, dass auch Abt Petrus „verschiedene Paramente und zwei kostbare Ornate“ für die Klosterkirche gestiftet hat, doch existiert keines mehr mit seinem Wappen oder einem anderen eindeutigen Hinweis. Verschiedene noch vorhandene Gewänder jedoch lassen sich aufgrund der Bestimmung der Stoffe in die Zeit seines Abbatiates zurückdatieren.

Nachdem er 27 Jahre den Krummstab geführt hatte, starb Abt Petrus Schmitt am 24. Juni 1772 im Alter von fast 61 Jahren und wurde im Kapitelsaal begraben. Zu seinem Nachfolger wurde Bernhard Birkenstock gewählt.

Alexander Fiolka, März 2019


Daten:

Prof.: 1730; Sac.: 23. Sep. 1735; Abbas: el. 10. Jan. 1746.

Literatur:

Fiolka, Alexander F.: Äbte und Äbtissinnen als Stifter von Kunstschätzen, Art. Abt Petrus Schmitt (1746-1772), in: Paramente – Liturgische Gewänder und Sakralkunst aus den Klöstern Arnsburg, Engelthal. Begleitheft zur Ausstellung in Marienschloß, Rockenberg 2003, S. 21–24 · Ders.: Rockenberg, Marienschloss, in: Germania Benedictina, Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen, Bd. 2, München 2011, S. 1322–1349 · Gärtner Otto: Kloster Arnsburg in der Wetterau, seine Geschichten – seine Bauten, in: Die Blauen Bücher, Königstein 1989 · Gerster, Wolfgang: Die Pfarrei Sternbach-Wickstadt, Wickstadt 1970 · Gesser, J. J.: Rockenberg, ein Wetterauer Dorf im Spiegel der Geschichte, Rockenberg 1950 · Kuczera, Andreas: Arnsburg, in: Germania Benedictina, Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen, Bd. 1, München 2011, S. 113–163 · Noethe-Lind Simone: Aus der Geschichte des Klosters Arnsburg, in: 800 Jahre Kloster Arnsburg 1174–1974, Lich 1974, S. 25 · Seitz, Philipp Johann Nepomuk: Des Römischen Königs Joseph des Andern, Krönungs-Diarium [1764], Mainz 1771, S. 96 · Stumpf, Paschasia: Aus der Geschichte von Kloster Engelthal in der Wetterau 1268–1968, Zur 700-Jahr-Feier des Klosters, Mainz 1968.

Archivalien:

Bayerisches Staatsarchiv Würzburg, Mainzer Regierungsakten (MRA), Stifte und Klöster, Arnsburg und Marienschloß · Dom- und Diözesanarchiv Mainz, Alte Kästen, Arnsburg u. Marienschloß · Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Arnsburg u. Marienschloß · Pfarrarchiv Rockenberg, Kirchenbuch von 1610.

Zitierempfehlung: Schmitt, Petrus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 22.02.2021, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schmitt,_Petrus

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