Scholl, Heinrich

Heinrich Scholl

Heinrich Scholl

Zisterzienser von Ebrach; letzter Abt von Szentgotthárd im Mittelalter 1480–1489

† 22. Sep. 1489

Heinrich Scholl wurde vermutlich im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts geboren und trat dann in die fränkische Zisterzienserabtei Ebrach ein. Im Jahr 1451 studierte er an der Universität Heidelberg. [1] Mehr ist über die Zeit seines Lebens vor 1480 nicht bekannt.

Im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts unternahm König Matthias I. einen Versuch, den Zisterzienserorden in Ungarn zu reformieren, deshalb wandte er sich hilfesuchend an das Generalkapitel. Das Generalkapitel beauftragte die Äbte von La Charité, Heilsbronn und Ebrach, Mönche zu senden, um die Abteien in Ungarn zum Leben zu erwecken. 1480 versammelten sich 40 Äbte in Würzburg und es wurde vereinbart, dass sieben ungarische Abteien neu besiedelt würden.

Heinrich wurde ausgewählt, um die Gruppe zu leiten, die nach Szentgotthárd (St. Gotthard) geschickt werden sollte. Begleitet wurde er von neun Mönchen aus fünf Klöstern.[2] Zur Zeit ihrer Ankunft lebten vielleicht noch ein Handvoll ungarische Mönche in Szentgotthárd.

Mit der mächtigen Unterstützung des Königs erlangte Heinrich die Güter der Abtei zurück und selbst der Feudalherr, die Familie Széchy, wurde in den Hintergrund gedrängt. Bis zu seinem Tod 1489 leitete er das Kloster und war der letzte Abt, der auch Mönch war. Nach seinem Tod leitete der Prior Udalrich das Kloster, jedoch wurde kein neuer Regularabt mehr gewählt. Zwar wurden in den 1550er Jahren noch einmal Zisterzienser zu Äbten ernannt, zunächst Johann Betha, danach Nikolaus Achatz, Professe des Stiftes Rein und gebürtiger Ungar, aber de facto konnten sie ihr Amt nicht antreten.

Nach dem Tod des Abtes Heinrich und des Königs Matthias erlangte die Familie Széchy die Güter auf dem Gerichtsweg zurück. Um 1556 wurden schließlich die letzten Zisterziensermönche von der Feudalherrin Margit (Margarethe) Széchy aus dem Stift vertrieben. Eine Neubesiedlung der Abtei gelang erst wieder in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter Abt Robert Leeb von Heiligenkreuz.

Nivárd Halász, März 2022

  1. A. Amrhein: Cisterciensermönche an der Universitat Heildelberg von 1386–1549, In: Cistercienser Chronik 18 (1906), S. 73.
  2. Auch ihre Namen sind überliefert: P. Johannes und P. Konrad von Fürstenfeld; P. Michael und Diakon Erhard von Bronnbach; P. Johannes und P. Georg von Aldersbach, P. Erhard von Schöntal; P. Leonhard und Diakon Jodok von Raitenhaslach.

Literatur:

Kalász, Elek: A szentgotthárdi apátság birtokviszonyai és a ciszterci gazdálkodás a középkorban. Budapest, 1932. S. 165–169 · Hervay, Levente: Ciszterciek a középkori Magyarországon, in: Guitman, Barnabás (Hrsg.): A ciszterci rend Magyarországon és Közép-Európában. Piliscsaba, 2009. S. 273 · Papp, Fanny: Architektur und Ausstattung der ehemaligen Zisterzienserabtei Szentgotthárd. Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts (M.A.) im Fach Kunstgeschichte. Graz, 2019. S. 12.

Zitierempfehlung: Scholl, Heinrich, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 17.10.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Scholl,_Heinrich

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