Schraml, Rainer

Rainer Schraml

Rainer Schraml OCist

Stiftarchivar der Abtei Wilhering; Gymnasialprofessor, Epigraphiker

* 03. Feb. 1943 Zwettl an der Rodl
† 26. Nov. 2017 Bad Leonfelden

Rainer Schraml, Taufname Ferdinand, geboren am 3. Februar 1943 als Sohn eines Bäckers, besuchte die Volksschule in seinem Heimatort Zwettl an der Rodl und anschließend das Stiftsgymnasium Wilhering. 1961 trat er in das Zisterzienserkloster Wilhering ein. Nach dem Theologiestudium in Innsbruck wurde er 1967 zum Priester geweiht. Es folgte das Lehramtsstudium in Wien. Von 1973 bis zu seiner Pensionierung 2005 unterrichtete er am Stiftsgymnasium Wilhering die Fächer Deutsch und Geschichte.

Von 1973 bis 1985 war er Stiftsbibliothekar. 1983 wurde er Stiftsarchivar, nachdem er vorher (1980–1983) das Institut für österreichische Geschichtsforschung in Wien absolviert hatte und dessen Mitglied geworden war. Er spezialisierte sich auf Inschriften und arbeitete auf diesem Gebiet seit 1989 für die Akademie der Wissenschaften in Wien. Von dieser war er mit der Sammlung und wissenschaftlichen Bearbeitung der Inschriften des oberen Mühlviertels (Politische Bezirke Rohrbach und Urfahr-Umgebung) im Rahmen der interakademischen Editionsreihe „Die Deutschen Inschriften“ beauftragt, deren Edition sein wissenschaftliches Lebenswerk war.

Parallel dazu beteiligte er sich 2003 an der Zusammenstellung, Katalogerstellung und Begleitung der oberösterreichischer Wanderausstellung zum Thema „Inschriften – Sprechende Denkmäler der Geschichte“. Aus dieser Beschäftigung erwuchsen etliche weitere wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der oberösterreichischen Inschriftenkunde, darunter der vollständige Katalog der Grabmäler der Steyrer Pfarrkirche[1] und die Entschlüsselung der gemalten Inschriften im Kreuzgang des Klosters Wilhering[2].

Darüber hinaus gelang ihm der außergewöhnliche Fund einer Handschrift im OÖ. Landesarchiv, die u.a. auch Texte von 577 epigrafischen Denkmälern aus dem Wiener Stephansdom (von vor 1584) enthält, von denen etwa 240 bis dahin völlig unbekannt waren.[3]

Von 1977 bis 1997 war er mit Unterbrechungen auch als Kooperator in den Pfarren Oberneukirchen und Ottensheim tätig, seit 2010 auch als Aushilfspriester in den Kirchen Eidenberg und Untergeng. Bei einer Wanderung am Christkönigssonntag 2017 erlag er am „Wilheringer Weg“ in Bad Leonfelden einem plötzlichen Herztod.

gge, Nov. 2017,rev. Nov. 2020

  1. Stadtpfarrkirche Steyr, hg. von Rudolf Koch–Bernhard Prokisch (1993), S. 209–264.
  2. Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines 157 (2012), S. 145–154
  3. vgl. dazu Renate Kohn: Der Wiener Stephansdom als „österreichisches Pantheon“. Ein sensationeller Handschriftenfund im Oberöstereichischen Landesarchiv, in: Wiener Geschichtsblätter 56 (2001), S. 347–355

Daten:

Eintritt: 1961; Sac.: 1967; Prim.: 13. Aug. 1967.

Werke:

Das Kirchenpatronat kommt an Wilhering, in: Theras. 700 Jahre, S. 12–22 · (mit Josef Schwarzbauer) Hausstatuten des Abtes Alanus Aichinger (1753–1780) für das Kloster Wilhering, in: Analecta Cisterciensia 54 (2002), S. 270–284 · Stift Wilhering als mittelalterliche Begräbnisstatte, in: Stiftsgymnasium Wilhering, 63. Jahresbericht (Schuljahr 1972/73). Wilhering/Linz (1973), S. 3—45 · Katalog der Grabdenkmäler, in: Rudolf Koch-Bernhard Prokisch, Stadtpfarrkirche Steyr. Baugeschichte und Kunstgeschichte (Steyr 1993), S. 209–264 · Eine Wilheringer Grabinschrift von Kaspar Brusch (1518–1557). Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs OÖLA 18 (1996), S. 311–318 · Beispiele gotischer Majuskel in zwei Bezirken Oberösterreichs, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung MIÖG 105 (1997), S. 106–108 · Bibliographie.

Literatur:

Parte · Schachenmayr, Alkuin: P. Rainer Ferdinand Schraml O.Cist. (1943–2017), in: Analecta Cisterciensia 68 (2018), S. 375 · Aspernig, Walter: Nachruf P. Mag. Rainer Ferdinand Schraml. Seelsorger, Lehrer, Historiker und Archivar, in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines 163 (2018), S. 513–517 · Ders.: Rainer Ferdinand Schraml †, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 126 (2018), S. [480]–482.

Normdaten:

GND: 186531710 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Schraml, Rainer, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 16.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schraml,_Rainer

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