Schwartz, Elemér

Elemér Schwartz OCist
Foto: Abteiarchiv Zirc

Elemér Schwartz OCist

Zisterzienser der Abtei Zirc; Sprachwissenschaftler, Hochschullehrer

* 25. Aug. 1890 Vasvörösvár
† 21. Jan. 1962 Würzburg

Elmar/Elemér Schwartz, Taufname Ludwig, in der deutschsprachigen Literatur auch bekannt als Elmar von Schwartz, wurde am 25. August 1890 in Vasvörösvár im westungarischen Komitat Vas, dem heutigen Rotenturm an der Pinka im Burgenland (Österreich), geboren. Seine Eltern waren der Oberlehrer Josef Schwartz († 2. Juni 1927) und seine Frau Emília Schaffer. Seine ältester Bruder Josef war Weltpriester, Pfarrer und Dechant in Nagyfalva/Mogersdorf, einer der bis 1900 von der Abtei Szentgotthárd betreuten Pfarreien.[1] Bei ihm lebte Schwartz als Gymnasiast. Ein Cousin mütterlicherseits, P. Dr. Atanáz Motz, war ebenfalls Mitglied der Abtei Zirc.

Schwartz besuchte von 1901 bis 1906 das staatliche Gymnasium Szentgotthárd und trat 1907 – wie es damals üblich war nach der sechsten Klasse – als Novize in die Zisterzienserabtei Zirc ein. Nach dem Noviziatsjahr beendete von 1908 bis 1910 seine Gymnasialstudien am Zisterziensergymnasium in Eger (dt. Erlau). Von 1910 bis 1914 studierte er Theologie am Bernardinum, dem Studienhaus der Zircer Zisterzienser in Budapest; parallel dazu studierte er Deutsch und Latein für das Lehramt an der Universität Budapest (heutige Péter-Pázmány-Universität). Am 18. April 1911 legte er die zeitliche und am 5. Juli 1914 die feierliche Profess ab. Die Priesterweihe empfing er am 14. Juli 1914 in der Abteikirche durch Weihbischof Kálmán Kránitz von Veszprém. Im selben Jahr wurde er in Budapest bei Prof. Gideon Petz mit einer Arbeit über die Lautlehre der deutschen Mundart zwischen Raab und Lafnitz zum Doktor der Philosophie promoviert; 1915 erhielt er das Lehrerdiplom an der Universität Budapest.

Von August bis Oktober 1915 war er Kaplan in Szentgotthárd, danach von Oktober 1915 bis August 1916 Kaplan in Előszállás (Neuhof) im Komitat Fejér. Er begann seine Lehrtätigkeit im September 1916 in Székesfehérvár (dt. Stuhlweißenburg), wurde aber bereits im November nach Budapest versetzt. Hier unterrichtete er bis 1935 am Szent-Imre-Gymnasium der Zisterzienser. Nach einem Weiterstudium in München (WS 1919/20) habilitierte er sich 1922 zum Privatdozenten an der Péter-Pázmány-Universität (Einführung in die ungarländische deutsche Mundartforschung[2]). 1934 zum außerordentlichen und 1936 zum ordentlichen Universitätsprofessor ernannt, lehrte er bis 1948 Germanistik und deutsche Ethnographie. Zugleich war er von 1926 bis 1936 Lehrer an der Lehrerbildungsanstalt des Zisterzienserordens am Bernardinum. 1938 gründete er das Institut für Deutsche Linguistik an der Universität (Német Nyelvtudományi és Néprajzi Intézet).

Er war Ausschussmitglied der Ungarischen Sprachwissenschaftlichen Gesellschaft und der Ungarischen Gesellschaft für Volkskunde, Gründer und Generalsekretär der Foederatio Emericana und 1921 zusammen mit Illés Bitter Begründer des Vereins der katholischen Hochschul- und Universitätsstudenten. Er war Herausgeber der wissenschaftlichen Reihen Nemet Neprajztanulmänyok (Forschungen zur deutschen Volkskunde) 1 (1937) bis 12 (1944), Nemet nyelveszeti dolgozatok (Arbeiten zur deutschen Sprachwissenschaft) 1 (1938) bis 9 (1944) und Ars et Scientia, der wissenschaftlichen Reihe der von ihm mitbegründeten Academia Catholica Hungaria in Rom, 4 Bände (1951).

Im Sommer 1948 vom kommunistischen Unterrichtsministerium aus politischen Gründen (wegen seines Katholizismus und weil er Mönch war) aus der Universität entfernt, verließ er Ungarn am 23. Juli 1949 und nahm im Herbst eine Lehrtätigkeit als Gastprofessor für Deutsche Sprache und Volkskunde an der Katholischen Universität Löwen in Belgien auf. Dort lehrte und forschte er bis Dezember 1961. Er befasste sich mit deutschen Dialekten, Namenkunde, spiritueller Ethnographie und der Rolle des Weihnachtsfestes in der Kunst. Als Delegat der Zircer Kongregation nahm er am Generalkapitel 1950 teil.

Schwartz’ wissenschaftliches Werk umfasst mehr als 300 Artikel und selbständige Arbeiten in deutscher und ungarischer Sprache, die sich mit den Ortsnamen sowie mit der Volkskunde des Burgenlandes beschäftigten. Seine bekannteste und umfangreichste Arbeit, Die deutschen Ortsnamen Westungarns (Budapest 1932), erschien bereits 1934 in der 2. Auflage. Anlässlich seines 70. Geburtstages brachte die Zeitschrift Orbis (Bulletin international de Documentation linguistique. Louvain. Band 9, Nr. 1, 1960, S. 263 ff.) eine Würdigung seiner Persönlichkeit mit einer umfangreichen Bibliogra­phie seiner sämtlichen Arbeiten. Eine Festschrift aus Anlass seines 100. Geburtstages Schwartz Elemér emlékére. Elmar von Schwartz zum Gedächtnis erschien 1991 in Budapest.

Er starb am 21. Januar 1962 in der Universitätsklinik Würzburg. Sein letzter Wille war, in einer Zisterzienserabtei begraben zu werden, weshalb er auf dem Friedhof des Klosters Seligenporten beigesetzt wurde.

Nivárd Halász, Feb. 2022

  1. Dechant Josef Schwartz wurde noch in der Nacht vom 12. auf den 13. März 1938, dem Tag des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich, von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und durfte nach seiner Freilassung nicht mehr in seine Pfarre zurückkehren (Widerstand und Verfolgung im Burgenland 1934–1945. Eine Dokumentation. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Bearbeitung: Wolfgang Neugebauer, 2. Auflage, Wien 1983, S. 117).
  2. Gedruckt unter dem Titel Bevezetes a hazai nemet nyelvjäraskutatasba. Budapest 1923.

Daten:

Prof.: 18. April 1911, 5. Juli 1914; Sac.: 14. Juli 1914.

Werke (Auswahl):

A rábalapincsközi nyelvjárás hangtana. (Német Philologiai Dolgozatok: 28. sz.) Budapest 1915 (Diss.) · Kísérlet a felnémet nyelvjárású népdalok és mondák egyöntetű lejegyzésére. Budapest 1917 · Bevezetés a hazai német nyelvjáráskutatásba. Budapest 1923 [Einfuhrung in die ungar-ländische deutsche Mundartforschung] (Habil.) · A nyugatmagyarországi zsidó családnevek. Sopron, 1926 [Die jüdischen Familiennamen Westungarns] · A pozsonyi jiddis hangtana. Budapest 1930 [Die jiddische Phonetik von Bratislava] · A nyugatmagyarországi német helységnevek. Budapest 1932 [Die deutschen Ortsnamen Westungarns] · A német köznyelv és helyes kiejtése. Budapest. 1940 [Die deutsche Volkssprache und ihre richtige Aussprache] · mit János Jajczay: Karácsony a művészetben. Budapest 1942 [Weihnachten in der Kunst] · A Háromkirályok. Budapest 1942 [Die Heiligen Drei Könige] · Europa singt: Stille Nacht, Heilige Nacht! Innsbruck, 1963 · 750 Jahre Stift St. Gotthard in Ungarn, in: Cistercienser Chronik 45 (1933), S. 97–100.

Literatur:

Schematismus Congregationis de Zirc S. Ordinis Cisterciensis ad annum scholarem 1942/43. Budapest, 1942 · Honismeret, 1990 4. sz. (18. évfolyam) · Mollay, Károly (Hrsg.): Schwartz Elemér emlékére. Elmar von Schwartz zum Gedächtnis. Budapest, 1991 · König, Christoph (Hg.): Internationales Germanistenlexikon 1800–1950. Berlin, Boston: De Gruyter, 2011, S. 1687–1688.

Artikel/Nachrufe:

Pop, Sever: Elemér Schwartz, in: Orbis 9 (1960), S. 263-280 · Draye, Henri: Elemér Schwartz, in: Onoma 1966, S. 357–359 · Semmelweis, Karl: Universitätsprofessor Dr. Elmar von Schwartz †, in: Burgenländische Heimatblätter, 24. Jahrgang, Eisenstadt 1962, Heft Nr. 4, S. 201 · P. Elmar Schwartz zu seinem 100. Geburtstag, in: Kirchenzeitung Eisenstadt v. 16. September 1990, S. 5 · Galambos, Iräneus: Elmar Schwartz vor 100 Jahren geboren, in: Neue Zeitung, Budapest, 47 (1990), S. 6 · Epeijessy, Ernö: Elmar von Schwartz zum Gedächtnis, in: Neue Zeitung, Budapest, 8 (1993), S. 5.

Normdaten:

GND: 119168669 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Schwartz, Elemér, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 25.02.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schwartz,_Elem%C3%A9r

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