Siegnitz, Gabriel

Gabriel Siegnitz

Gabriel Siegnitz

Abt des Zisterzienserklosters Orval 1793–1799

* 12. Juli 1743 Bastogne, Belgien
† 26. Feb. 1799 Kockelscheuer, Luxemburg

Gabriel Siegnitz, Taufname Ludwig Joseph, wurde am 12. Juni 1743 als Sohn des aus Böhmen stammenden Militärarztes Christian Andreas Siegnitz und seiner Frau Maria Regina Moien in der belgischen (damals habsburgischen) Kleinstadt Bastogne geboren. Er trat am 8. September 1759 in das Noviziat der Zisterzienserabtei Orval ein. legte am 1. November 1760 die Profess ab und wurde am 2. Oktober 1768 Priester. Er war Archivar des Klosters und verwaltete von 1785 bis 1788 die Pfarrei Saint-Marguerite in Orval.

Nach dem Tod des Abtes Bartholomäus Lucas am 7. Januar 1792 übernahm er die Klosterleitung und verblieb mit wenigen Mönchen und Konversen in Orval, das am 23. Juni 1793 von den französischen Revolutionstruppen und einer Bande von Marodeuren geplündert und völlig zerstört wurde. Siegnitz als Augenzeuge („vidit excidium horribile, destructionem monasterii et templi, dispersionem monachorum, vidit et commota est terra“) verfasste später den einzigen erhaltenen Bericht (Memoriale) darüber in lateinischer Sprache.

Die Mönche flüchteten nach Luxemburg, wo sie ein großes Haus besaßen. Dort wurde Gabriel Siegnitz am 9. November 1793[1] zum 52. Abt gewählt und am 25. Dezember von Kaiser Franz II. bestätigt. Nachdem er am 21. Mai 1794 seine Ernennungsurkunde erhalten hatte, wurde er am 2. Juni 1794 im Refektorium durch den luxemburgischen Rat Pastoret installiert[2] und am 6. Juli in der Kirche der Abtei Maria Munster in Luxemburg durch den Trierer Weihbischof Pierre-Joseph Perreau unter Assistenz der Äbte Willibrord Wittmann von St. Maximin (Trier) und Bernard Weiss von Munster benediziert. Am folgenden Tag hielt er ein feierliches Requiem für seinen Vorgänger Lucas.

Am 2. August legte Siegnitz auf der Ständeversammlung den Eid ab und wurde am 9. August anstelle des nach Deutschland geflüchteten Abtes Nicolas Spirlet von Saint-Hubert zum Abgeordneten gewählt. Nach der Eroberung Luxemburgs durch die Franzosen im Juni 1795 wich er mit den Konventen (40 Chormönche und 19 Konversen) und dem Archiv in das Priorat Conques (bei Orval) aus. Als der Konvent dort am 20. Dezember 1796 gewaltsam zerstreut wurde, fand er Aufnahme im Haus des Industriellen Jean-François Boch in Kockelscheuer bei Luxemburg.

Da er den von der Revolutionsregierung vom Klerus geforderten Eid auf die Zivilverfassung nicht leisten wollte, wurde er am 16. November 1798 von der Gendarmerie festgenommen, in Luxemburg inhaftiert und am 12. Januar 1799 schwerkrank gegen Kaution entlassen. Er kehrte nach Kockelscheuer zurück wo er am 26. Februar 1799 starb. Sein Grab auf dem Friedhof von Itzig (Hesperingen) ist nicht erhalten. Bei Reparaturarbeiten an der Heizung Anfang der 1990er Jahre wurde in der Kirche ein verborgenes Grab entdeckt, dass möglicherweise die von Gläubigen dort beigesetzten Überreste des Abtes Siegnitz enthält (Decker).

gge, Aug. 2017

  1. Lt. Dictionnaire des Auteurs Cisterciens schon an 16. August 1793.
  2. Die kirchenrechtliche Einsetzung hatte Generalvikar Gabriel Simon von Boneffe, der auch einer der Wahlkommisare gewesen war, am 21. Mai 1794 vorgenommen.

Daten:

Vest.: 8. Sep. 1759; Prof.: 1. Nov. 1760; Sac.: 2. Okt. 1768; Abbas: el. 9. Nov. 1793, ben. 6. Juli 1794; Dev.: Spes mea in Deo est.

Werke:

Memoriale P. Gabrielis Siegnitz, quinquagesimi secundi Abbatis Aureae Vallis, Ordinis Cisterciensis , continens quaedam monumenta historica et facta recentiora ad praedictum monasterium spectantia ; compositum a praedicto Abbate Gabriele, tempore exilii sui in refugio Luxemburgico Aureae Vallis, anno reparatae salutis 1794. Manuskript im Musée Luxembourgeois, Arlon.

Literatur:

Grégoire, Paul-Christian: L’abbaye d’Orval au fil des siècles, Metz: Éditions Serpenoise, 2002 · Decker, Albert: Les affres d’Orval lors de la Revolution française a Luxembourg (1792–1799), in: Ons Stad 47 (1994), S. 17–21 · Wauthoz-Glade, Jocelyne; Petit, Roger; Hannick Pierre: L'abbaye d’Orval à Villers-devant-Orval, in: Berlière, Ursmer: (Hg.): Monasticon belge, Band 5: Province de Luxembourg. Liège: Centre national de recherches d'histoire religeuse, 1975, S. 175–264 · Mersch, Jules: Biographie nationale du pays de Luxemborg, Teil 3. Capellen, Luxembourg: Imprimerie de la Cour Victor Buck, 1953 · Goffinet, Hippolyte: Cartulaire, depuis l'origine de ce monastère, jusqu’à l’année 1365 inclusivement, époque de la réunion du comté de Chiny au duché de Luxembourg. Bruxelles: F. Hayez, 1879, S. XXII.

Zitierempfehlung: Siegnitz, Gabriel, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.11.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Siegnitz,_Gabriel

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