Snopek, Heinrich

Heinrich Snopek

Heinrich Snopek

tsch.: Jindřich Snopek

Abt des Klosters Sedletz 1685–1709; Bauherr der Klosterkirche

* 1651 Bavorovice, Hluboká nad Vltavou
† 18. Juli 1709

Heinrich Snopek, 1651 in Bavorovice bei Frauenberg in Südböhmen als Sohn des erblindeten Landwirts Georg Slopek und seiner Frau Dorota geboren, stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Er besuchte die Volksschule in Hosín bei Budweis und das Jesuitengymnasium in Böhmisch Krumau (Český Krumlov). Als Zwanzigjähriger trat er in das Zisterzienserkloster Goldenkron ein, wo er am 8. September 1672 die Profess ablegte. Am 1. November 1674 begann er mit dem Studium der Philosophie und Theologie am Kollegium Bernardinum und am Erzbischöflichen Seminar in Prag. Noch während des Studiums wurde er (am 30. Mai 1676) in der Franziskuskirche der Kreuzherren mit dem roten Stern vom Prager Erzbischof Johann Friedrich von Waldstein zum Priester geweiht.

Nach dem Studienabschluss (Absolutorium) kehrte er am 1. September 1678 nach Goldenkron zurück und wurde im Oktober des folgenden Jahres für kurze Zeit zum Administrator des Pfarrbezirks Krems (Křemže) ernannt. Am 15. Mai 1680 ernannte ihn Abt Matthias Ungar zum Prior. Daneben lehrte er als Hausprofessor Philosophie und Theologie am Hausstudium der Abtei. 1683 wurde er Superior des Prager Kollegium Bernardi. Als solcher wurde er am 13. September 1685 zum Abt des Klosters Sedletz gewählt.

In den ersten Jahren seiner Regierungszeit konzentrierte sich Abt Snopek auf kleinere Bauvorhaben. Er erneuerte die Propstei in Skalitz (Klášterní Skalice) bei Kaurzim (Kouřim), wo er in den Jahren 1686 bis 1687 in den Ruinen der ehemaligen Klosterkirche die Kapelle Mariä Verkündigung errichten ließ. Gleichzeitig nahm er die Instandsetzung der St.-Philipps-und-Jakobs-Kirche in Sedletz in Angriff (damals als Konventkirche genutzt), die einzustürzen drohte. In den Jahren 1695 bis 1698 ließ er die Prager Residenz umbauen.

Schon damals erwog er auch die Erneuerung der großen Klosterkirche Mariä Himmelfahrt, um aus dem Kloster Sedletz – nach dem Vorbild von Leubus (Lubiąż) in Schlesien[1] – wieder „eines der schönsten und berühmtesten im ganzen Orden“ zu machen. Da dieses Vorhaben aber die Finanzkraft des Sedletzer Klosters weit überstieg, startete Snopek eine ausgedehnte Kampagne zur Beschaffung weiterer Mittel. 1697 erreichte er beim Provinzialkapitel für die Klöster in Sedletz und Skalitz eine Erhöhung der Renten aus den Mitteln der Salzkasse. Schon 1693 hatte er beim Eingang der in Ruinen liegenden Klosterkirche eine Kapelle zu den hl. Vierzehn Nothelfern errichten lassen, um mithilfe der Wallfahrt breite Bevölkerungskreise aus der näheren und weiteren Umgebung für die Erneuerung der Kirche zu gewinnen.[2] 1703 gründete er dazu auch eine gleichnamige Bruderschaft. 1700 bat er die umliegenden Adeligen, die Repräsentanten der benachbarten königlichen Städte und die Geistlichkeit brieflich um finanzielle Beihilfe oder die Bereitstellung von Fuhrwerken zum Transport von Bauholz aus den Wäldern von Čestín.

1699 wurde mithilfe von Bergleuten aus Kuttenberg auf dem Kirchengelände mit der Räumung der Trümmer begonnen, am 31. März 1700 der Vertrag über die Bauarbeiten mit dem Baumeister Paul Ignaz Bayer, der zuvor schon das Prager Haus erneuert hatte, geschlossen. Größter baulicher Eingriff war die Errichtung des südlichen, fünften Schiffs anstelle des ehemaligen Kreuzgangnordflügels. Im Juli 1702 wurde das noch nicht eingewölbte Bauwerk überdacht; wahrscheinlich noch im selben Jahr Johann Blasius Santini, der bereits das Kloster Königsaal neu erbaut hatte, an die Stelle Bayers gesetzt. Bis 1705 erfolgte nach Santinis Entwurf die Einwölbung des Haupt- und Querschiffs sowie des Chors. Gegen Ende 1705 konnte sich Abt Snopek bereits mit der Freskendekoration befassen. 1706 wurden die Fenster eingesetzt.

Die Fertigstellung seines großen Bauprojekts (Weihe am 25. Mai 1714 unter seinem Nachfolger Bonifatius Blahna) erlebte Heinrich Snopek jedoch nicht mehr. Er starb am 18. Juli 1709 in Sedletz und ist in der dortigen Klosterkirche in der Kapelle der hl. Vierzehn Nothelfer beigesetzt.

gge, Dez. 2017, rev. März 2020

  1. Der dortige Abt Balthasar Nitsche hatte ihm 1693 das Bild Das Martyrium des hl. Bartholomäus des berühmten Barockmalers Michael Willmann geschenkt.
  2. Hauptort dieses Kults war die Zisterzienserabtei Grüssau, wo er auf Initiative des Abtes Bernhard Rosa eingeführt worden war.

Daten:

Prof.: 8. Sep. 1672; Sac.: 30. Mai 1676; Abbas: el. 13. Sep. 1685.

Literatur:

Steinbach, Otto: Diplomatische Sammlung historischer Merkwürdigkeiten, aus dem Archiv des gräflichen Cisterzienserstifts Saar in Mähren. Prag, J. F. Edl. von Schönfeld, 1783, S. 108 · Bredl, Sigismund: Die Superioren und Rectoren des St. Bernards-Colleg's vom Jahre 1662 bis 1785, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 15 (1894), S. 90–94 · Lavický, Jan: Strategie opata Jindřicha Snopka při opatřování prostředků pro přestavbu sedleckého kláštera [Die Strategie des Abtes Heinrich Snopek beim Beschaffen der finanziellen Mittel für den Umbau des Klosters Sedletz], in: Sedlec: historie, architektura a umělecká tvorba sedleckého kláštera ve středoevropském kontextu kolem roku 1300 a 1700 : mezinárodní sympozium, Kutná Hora 18.–20. září 2008 [= Sedletz: Geschichte, Architektur und Kunstschaffen im Sedletzer Kloster im mitteleuropäischen Kontext um die Jahre 1300 und 1700 : Internationales Symposium, Kuttenberg, 18.–20. September 2008]. Praha: Togga, 2009, S. 455–463 · Vácha, Štěpán (Verfasser), Zieschang, Peter (Übersetzer): Antiquitatis illustre monimentum. Die Restaurierung der Klosterkirche in Sedletz in den Jahren 1700–1709, in: Umění/Art 56 (2008), S. 384–408.

Zitierempfehlung: Snopek, Heinrich, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 21.03.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Snopek,_Heinrich

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