Steinbach, Otto

Otto Steinbach
Stich von Johann Ernst Mansfeld nach einem Gemälde von Carl Casper

Otto Steinbach von Kranichstein

Steinbach z Kranichsteinu, Steinbach z Kranichštejna

letzter Abt des Klosters Saar in Mähren 1782–1784, Historiker, Archivar

* 13. Nov. 1751 Rosenberg, Böhmen [Rožmberk nad Vltavou]
† 19. Feb 1791 Wien

Thaddäus Nepomuk Bonifaz Steinbach von Kranichstein, so sein Taufname, entstammte einer deutschstämmigen adeligen Familie. Sein Vater war der Obristwachtmeister Anton Thaddäus Steinbach von Kranichstein, Offizier in der kaiserlichen Artillerie, der 1757 in Breslau an seinen in der Schlacht bei Leuthen erlittenen Verwundungen starb; seine Mutter Barbara, geborene Logk von Nettky, war eine Schwester des Saarer Abtes Otto Logk von Netky.

Steinbach trat 1769 in das Zisterzienserstift Saar ein, 1770 legte er die Gelübde ab, studierte dann Philosophie im Kloster und Theologie im Zisterzienserkolleg St. Bernhard in Prag. Sofort nach der Priesterweihe (Primiz 10. Jan. 1775) wurde er Sekretär seines Onkels und Stiftsarchivar. Nach dem Tod Abt Ottos 1782 wurde er im Alter von 31 Jahren zum Nachfolger gewählt. Als solcher kümmerte er sich besonders um die Erziehung der Jugend und die Normalschulen. Zu diesem Zweck verfasste er eine kurze Geschichte des Markgrafthums Mähren für die Jugend der auf den Saarer Stiftsgütern und in der Stadt Groß Meseritz errichteten k.k. Normalschulen. Sie wurde 1793 in Prag in deutscher Sprache und in Wien in böhmischer (tschechischer) Sprache gedruckt und herausgegeben. Die dem Büchlein beiliegende Karte ist von ihm selbst gezeichnet.

Im selben Jahr, 1783, erschien seine Diplomatische Sammlung historischer Merkwürdigkeiten, aus dem Archiv des gräflichen Cisterzienserstifts Saar. Die Sammlung sollte auch in tschechischer Sprache erscheinen, jedoch kam es wegen seines frühen Todes nicht mehr dazu. Er arbeitete zudem an einer vollständigen Geschichte Mährens, wovon aber nur ein Teil fertiggestellt und unveröffentlicht blieb.

Nachdem im Sommer 1784 ein Brand das Kloster verwüstet hatte, bat Abt Otto persönlich Kaiser Josef II. um Auflösung der Abtei, was dieser auch tat (22. Okt. 1784). Steinbach wurde zum geistlichen Rat und Referenten in geistlichen Angelegenheiten in Prag ernannt.

Er starb am 19. Februar 1791 in Wien[1] an einem Fieber (alii 1825 in Bonn). Er hinterließ zehn Foliobände seiner Materialsammlung, nach der Chronologie geordnet. Ein 186 Seiten umfassendes Verzeichnis seiner bedeutenden Sammlung von Kupferstichen sowie ein anderes seiner Bibliothek erschienen 1791 anlässlich der öffentlichen Versteigerung seines Nachlasses.

gge, Sep. 2012

  1. Wiener Zeitung, Nr. 17 (1791), S. 493

Daten:

Prof.: 11. Nov. 1770; Prim.: 10. Jan. 1775; Abbas: el. 17. Juli 1782, res. 1784.

Werke:

Diplomatische Sammlung historischer Merkwürdigkeiten, aus dem Archiv des gräflichen Cisterzienserstifts Saar in Mähren. Prag, J. F. Edl. von Schönfeld, 1783. · Kurze Geschichte des Markgrafthums Mähren für die Jugend, deren auf den Saarer Stiftsgütern, und in der Stadt Groß-Meseritz errichteten k.k. Normalschulen, aus den besten Schriftstellern gesammelt. Prag und Wien, Johann Ferdinand Edler von Schönfeld, 1783 · Lexikon aller in den österreichischen Staaten wirklich bestehenden Landesfürstl. Verordnungen und Gesetze im geistlichen Fache. Prag und Leipzig: Schönfeld & Meißner, 1790.

Literatur:

Neuere Abhandlungen der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Band 2, Prag 1795, S. 26–28 · Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 38 (1879), S. 47–50.

Normdaten:

GND: 129774456 · BEACON-Findbuch · CERL: cnp00975702 · VIAF: 83907268

Zitierempfehlung: Steinbach, Otto, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 1.03.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Steinbach,_Otto

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