Tewes, Columbanus

Columbanus Tewes OCSO

Columbanus Tewes OCSO

7. Abt von Achel 1927–1952

* 30. Aug. 1889 Etteln b. Paderborn
08. April 1964 Neerpelt

Columbanus Tewes, Taufname Franz-Josef, trat am 19. Dezember 1904, zugleich mit seinem Vorgänger Vitalis Klinski, dem Ruf des Abtes Malachias Verstraaten nach deutschen Novizen folgend, in das Noviziat der belgischen Zisterzienserabtei Achel (Valkenswaard) ein und legte 1907 die zeitliche Profess ab. Von 1909 bis 1914 studierte er an der Gregoriana in Rom, dann durch den Kriegsausbruch von dort vertrieben in Diepenveen. 1915 wurde er in Utrecht zum Priester geweiht. 1917 Subprior und 1920 Prior, wurde er im Mai 1927 Novizenmeister und nach dem Rücktritt des Abtes Vitalis Klinski am 29. Oktober 1927 zum Abt gewählt und am 3. November installiert. Die Benediktion nahm Bischof Kerkhofs von Lüttich am 11. Dezember 1927 in der Abteikirche vor. 1938 erhielt Tewes die belgische Staatsbürgerschaft.

Dom Columbanus legte großen Wert auf die spirituelle Entwicklung des Konvents; die monatlichen geistlichen Konferenzen bereitete er gründlich vor und wählte die Exerzitienleiter sorgfältig aus. Aus diesem Grund ließ er auch 1929 die Bibliothek aufstocken und 1930 die alte Brauerei zum Lese- und Studiensaal umbauen; jeder Mönch bekam sein eigenes Lesepult. Viel mehr als unter seinem Vorgänger wurden die Zisterzienserliteratur studiert und die Ordensgeschichte. 1930 erfolgte auch die Aufstockung des Noviziatsgebäudes mit Novizenkapelle, Novizenkapitel und eigener Krankenstation. Die Zulassungsvoraussetzungen für die Novizenaufnahme wurden verschärft und die Novizenausbildung neu strukturiert. Um die klösterliche Abgeschiedenheit zu erhaltenn wurden Grundstücke als Abstandsflächen zur sich ausbreitenden urbanen Bebauung zugekauft. Bis 1940 war auch der Besucherstrom zum Kloster auf ein Minimum reduziert, jedoch wurden viele Priesterexerzitien gehalten.

Auch in den Werkstätten und der Landwirtschaft wurde Vieles erneuert, u.a. 1930 der sog. holländische Stall[1] erneuert. 1936 wurde eine neue Mühle errichtet, 1937 ein neuer Kälberstall; im selben Jahr wurde auch der Schafstall verlegt und der alte in eine Remise für Landmaschinen umgewandelt. Die Modernisierung der Werkstätten (Bäckerei, Molkerei, Schreinerei, Schmiede, Buchbinderei und Malerei) folgte 1938. 1941/42 kam ein neuer Schweinestall dazu, im Winter 1942/43 wurde der Weg hinter den Werkstätten befestigt. 1931 wurde die als Brüderkirche dienende alte Eremitenkirche von Grund auf renoviert, Anfang Februar 1939 eine Heizung in der Klosterkirche eingebaut und im selben Jahr, schon nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, eine neue Orgel als Festgabe zu Dom Columbanus’ silbernem Priesterjubiläum.

Nach der Besetzung Belgiens und der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht 1940 blieb das Kloster unbehelligt, nur der Lastwagen wurde requiriert. Als im September 1940 Belgien und die Niederlande scharf voneinander getrennt wurden, wurde die Demarkationslinie so um das Kloster herumgelegt, dass es nun auf holländischen Staatsgebiet lag, was sich als nachteilig erwies, denn die Besatzung der Niederlande wurde deutlich strikter ausgeübt als die Belgiens.[2] Der Verlauf der Grenzlinie über das Klostergelände führte dazu, dass die Abtei jahrelang, bis zur Aufhebung 1943, zahlreichen Flüchtlingen (abgeschossene britische und amerikanische Piloten, Juden und andere) mit Unterstützung der Mönche als 'Tor' zur Flucht aus den Niederlanden nach Belgien (und von dort aus ins weitere Ausland) diente. Jeden Morgen während des ersten Läutens (nachts um zwei Uhr) öffnete ein Mönch das Tor im Grenzzaun und ließ die Flüchtigen im Schutz der Dunkelheit passieren.

Wie 1942 schon die niederländische Tochterabtei Lilbosch in Echt unter Abt Pius Strijbosch (von der 20 ausgewiesene Mönche in Achel aufgenommen worden waren), wurde 1943 auch Achel auf Beschluss des deutschen Reichskommissars für die Niederlande aufgehoben und die ca. 130 Mönche von der Gestapo vertrieben; nur der Cellerar, zwei Priester und ca. 15 Laienbrüder durften in den Werkstätten bleiben (und die Bibliothek und die Leseräume benutzen, von denen sie einen als Kapelle nutzten). Der zum Zeitpunkt der Beschlagnahmung zur Regularvisite in Sion/Diepenveen weilende Abt Columban verbrachte zwei Jahre in Tegelen, von wo aus er, so weit es die Umstände zuließen, den Kontakt zu den vertriebenen Mönchen und Brüdern hielt. Nach dem Einmarsch der Alliierten konnte er am 5. September 1944 nach Achel zurückkehren, das wegen einer dort installierten deutschen Batterie in den letzten Septembertagen noch von britischen Granaten schwer getroffen wurde und dann als Truppenquartier und Flüchtlingsunterkunft diente. Nachdem die Mönche sich wieder gesammelt hatten, führten sie das Klosterleben weiter, beseitigten nach und nach die Kriegsschäden und begannen mit dem lange geplanten Bau eines neuen Klosters (Konvent und Kirche) anstelle des schadhaften alten. Am 28. September 1945 legte Dom Columbanus feierlich den Grundstein für den Ost- und den Südflügel. 1946 feierte er mit der Klostergemeinde das 100jährige Bestehen der Abtei, zu welcher Gelegenheit eine Säule mit der Statue des hl. Benedikt errichtet wurde.

Mehrmals erfüllte Dom Columban wichtige Aufgaben für den Orden, so dass er 1946 und 1951 als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des Generalabts galt. Am 6. Oktober 1952 legte er sein Amt nieder (Nachfolger: Gabriël van de Moosdijk), diente aber von 1951 bis 1962 seiner Gemeinschaft noch einmal als Prior.

gge, Feb. 2011, rev. Juni 2020

  1. Die Abtei Achel auf der belgisch-niederländischen Grenze und hatte Landbesitz in beiden Staaten.
  2. Im Ersten Weltkrieg hatten die deutschen Besatzer die Grenze mit einem quer über das Klostergelände verlaufenden Stacheldrahtzaun gesperrt, sodass das in Belgien liegende Klostergebäude von den im Hühnerstall auf niederländischem Gebiet lebenden Mönchen nicht erreicht werden konnte. Diese Verhältnisse wollte man sich diesmal ersparen.

Genealogie:

V.: August Tewes; M.: Gertrud Wächter.

Daten:

Vest.: 22. Dez. 1904; Prof.: 13. Jan. 1907, 28. Okt. 1910; Sac.: 10. Aug. 1915; Abbas: 29. Okt. 1927, ben. 11. Dez. 1927, Dev.: Christo omnino nihil praeponere.

Q.:

Le livre bleu. Brüssel: Larciers, 1950, S. 98. · Nationaal biografisch woordenboek. Bd. 9. Brüssel, 1981 · Kuhne, Wilhelm: Ein großer Mönch und guter Vater. Abt Columbanus aus Etteln, in: Die Warte 86 = Jg. 56 (1995) S. 23–25 : Ill · De Achelse Kluis, 1846–1946. Achel: Sint Benedictus-Abdij, 1946.

Zitierempfehlung: Tewes, Columbanus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 11.01.2021, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Tewes,_Columbanus

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