Ulrich, Sebastian

Sebastian Ulrich

Sebastian Ulrich

Abt des Zisterzienserklosters Bronnbach 1602–1615

† 14. April 1627 Allersheim

Sebastian Ulrich (Udalrici) aus Weckbach wurde am 4. Dezember 1602, nach dem Ableben des Abtes Wigand Mayer, unter dem Vorsitz des Vaterabtes Hieronymus Hölein von Ebrach und in Anwesenheit fürstbischöflicher Kommissare zum Abt gewählt. Zwanzig Professen nahmen an der Wahl teil. Die Bestätigung und Installation des Gewählten Namens des Ordens nahm der Visitator Hölein sofort vor, die Bestätigung von Seiten des Diözesanbischofs erfolgte erst im folgenden Jahr, 1603.

Die Benediktion des neuen Abtes verzögerte sich, denn Sebastian Ulrich weigerte sich, dem Bischof den Eid zu leisten, da in die Eidesformel verschiedene Neuerungen aufgenommen worden waren. Vergeblich redete ihm Abt Hieronymus von Ebrach zu, da ja die Klausel „salvo ordine nostro“ darin enthalten sei; Ulrich blieb bei seiner Weigerung und legte den Eid erst ab, als er dazu genötigt wurde. Vor allem wegen dieser Angelegenheit reiste er im Mai 1605 zum Generalkapitel nach Cîteaux, wo er über den ganzen Vorgang Bericht erstattete und um Absolution von den Ordenszensuren bat, die er auch erhielt.

Die Benediktion war inzwischen am 6. August 1603 von dem damaligen Weihbischof Eucharius Sang in der Würzburger Universitätskirche vollzogen worden, in Anwesenheit des Fürstbischofs und unter Assistenz der Äbte Hieronymus Hölein von Ebrach und Michael Christ von Bildhausen. Ebenfalls anwesend waren Abt Johann Lurtz von Schöntal und die Benediktineräbte von Schwarzach, St. Stephan in Würzburg, Neustadt am Main, St. Jakob und Oberzell. Das anschließende Festmahl fand im Bronnbacher Hof in Würzburg statt, wohin sich die Prälaten und Honoratioren, der Fürstbischof zur Rechten und der Weihbischof zur Linken des neuen Abtes, in einer Prozession begeben hatten.

Auseinandersetzungen hatte Abt Sebastian mit den Grafen von Löwenstein-Wertheim, die z. B. 1613 den Klosterwaldungen ungescheut Holz entnahmen, wobei die Klosterbauern gezwungen wurden, behilflich zu sein. 1605, dem Jahr der Reise zum Generalkapitel, hatte Abt Sebastian in Schweinfurt eine Zusammenkunft mit den Äbten von Ebrach und Bildhausen wegen der zu leistenden Türkensteuer. 1610 nahm er in Bamberg an der Konsekration des Bischofs Johann Gottfried von Aschhausen teil, 1612 an der Huldigung, die die Prälaten dem damals in Würzburg weilenden Kaiser Mathias und seiner Gemahlin Anna leisteten. Die Folge war, dass alle kaiserlichen Privilegien Bronnbachs nach der Formel Rudolfs II. bestätigt wurden.

Im Juli 1613 hatte Bronnbach hohe Gäste: der Kurfürst von Trier machte mit 250 Personen in Bronnbach Mittag und musste verpflegt werden und kurz darauf übernachtete der Landgraf Ludwig von Hessen in Bronnbach – viel Ehre, die das finanziell schwache Kloster teuer zu stehen kam. Schon die Reisekosten zum Generalkapitel hatte es kaum bestreiten können. Die Gastfreundschaft konnte danach nicht mehr in gewohnter Weise ausgeübt werden und der Konvent musste sich einschränken, was Anlass zu Unzufriedenheit gab. Der Abt wurde für die missliche ökonomische Lage verantwortlich gemacht; man warf ihm, wohl nicht ganz unbegründet, Unfähigkeit und Verschwendungssucht vor.

Die Folge der Klagen war eine Vorladung nach Würzburg, die der Abt im August 1615 zugestellt bekam. Dort hielt ihn Fürstbischof Julius Echter einige Tage auf Schloss Marienberg fest und sandte ihn dann am 19. August nach Bildhausen, nachdem er ihn der Verwaltung Bronnbachs enthoben und den Bursar Jacob Höfer als Administrator eingesetzt hatte. Als der Ordensgeneral Nicolas Boucherat bald darauf nach Franken kam, wurde der verbannte Abt nach Würzburg berufen, wo er im Oktober 1615 im Ebracher Hof in die Hände des Ordensgenerals und im Beisein des Abtes Hieronymus von Ebrach abdanken musste.

Wo Ulrich nachher lebte, ist nicht überliefert, nur dass er sich ruhig verhielt, bis zur folgenden Abtwahl, die nicht nach seinem Wunsch ausfiel (gewählt wurde der Ebracher Bursar Johannes Feilzer). Sofort beklagte er sich, dass er mit dem Jahrgehalt nicht auskomme, und verlangte eine Erhöhung auf 200 Reichstaler. Um seiner Forderung Nachdruck zu geben, reiste er selbst zum Ordensgeneral nach Cîteaux, nachdem er sich vorher ein Empfehlungsschreiben von Fürstbischof Gottfried hatte geben lassen. Statt der erhofften Pensionserhöhung wurde ihm im Oktober 1619 die Pfarrei Allersheim übertragen und deren Einkommen ihm als Unterhalt angewiesen. Er versah diese Stelle bis 1627. Als er im April dieses Jahres vom Dreißigsten des verstorbenen Pfarrers von Gaubüttelbrunn, P. Valentin Gutberlet, heimkehrte, stürzte er unterwegs, vielleicht vom Schlaganfall getroffen, vom Pferd und wurde von demselben bis zum Pfarrhof geschleift. Ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben, starb er dort am 14. April 1627 und wurde in der Pfarrkirche zu Allersheim begraben.

gge, Jan. 2020


Daten:

Abbas: el. 4. Dez. 1602, ben. 6. Aug. 1603.

Literatur:

Müller, Gregor: Chronik des Klosters Bronnbach, in: Cistercienser Chronik 7 (1895), S. 1–9, 33–44, 65–77, 97–108, 129–141, 161–169, 193–203, 232–243, 266–279, 297–307, 334–343, 360–365, bes. S. 200–203.

Zitierempfehlung: Ulrich, Sebastian, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.10.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Ulrich,_Sebastian

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