Villax, Ferdinand

Ferdinand Villax

Ferdinand Villax

Abt der vereinigten Zisterzienserabteien Zirc, Pilis und Pásztó 1826–1857

* 14. Mai 1784 Pápa, Komitat Veszprém
† 13. Sep. 1857 Zirc, ebenda

Ferdinand Villax, Taufname János (Johannes), wurde 1784 in Pápa im Komitat Veszprém als Sohn von János Villax und Erzsébet Reguly geboren. Sein Bruder Antal (1794–1875) wurde Bürgermeister von Pápa. In die mit der schlesischen Abtei Heinrichau verbundene Zisterzienserabtei Zirc eingetreten, absolvierte Johannes Villax als einer der letzten ungarischen Novizen sein Noviziat in Heinrichau. Am 10. Februar 1803 legte er in Heinrichau die Profess ab und begann 1803 sein Theologiestudium ebenda. 1804 schickte ihn Abt Konstantin Gloger mit seinen ungarischen Mitbrüdern nach Zirc zurück; sein weiteres Studium absolvierte er in Veszprém.

1808 zum Priester geweiht, war Villax Excurrendo in Nagyesztergár (1809–1812) und Olaszfalu (1812–1813). Von 1813 bis 1817 leitete er das von Abt Antal Dréta übernommene Gymnasium in Székesfehérvár (dt. Stuhlweißenburg) und war von 1817 bis 1820 Administrator und wieder Pfarrer in Magyarpolány, dann 1820 bis 1821 Prior in Zirc und von 1821 bis 1823 Prediger (Concionator) in Erlau. Von 1823 bis zu seinem Amtsantritt als Abt 1826 war er Pfarrer in Tósokberénd. In der Zwischenzeit (1820) ernannte ihn Abt Antal Dréta unter dem Druck seiner Mitbrüder zum Prior, Novizenmeister und Pfarrer in Zirc. Nach dem Tod von Dréta wurde er am 10. Februar 1824 zum Abt gewählt, aber Kaiser und König Franz stimmte der Wahl erst am 20. Januar 1826 zu. Die feierliche Installation erfolgte am 21. Mai 1826.

Abt Ferdinand Villax legte – tatkräftig unterstützt von seinem Mitbruder Kelemen Keller, 1828 bis 1844 Verwalter des größten Klostergutes Előszállás – kräftige Hand an die Entwicklung der Stiftsgüter und die Verbesserung der Landwirtschaft, was ihm ermöglichte, eine ganze Reihe neuer Meiereien zu errichten und die Abteigebäude auszubauen. Er war der Bauherr (1839–1852/54) der beiden Kirchtürme und der Erweiterungen der Klostergebäude, u.a. des monumentalen Westflügels mit Bibliothek und Abtei (Prälatur). Am 30. Juni 1852 besuchte Kaiser Franz Joseph das Kloster.

Während Abt Ferdinands Regierungszeit kam die Lehr- und Unterrichtstätigkeit der Zircer Zisterzienser zu einer neuen Blüte. 1831 richtete der Bischof von Pecs (dt. Fünfkirchen), Baron Ignác Szepesy, in dem von ihm errichteten Lyceum zwei philosophische und zwei rechtswissenschaftliche Lehrstühle für die Zisterzienser ein. 1852/53 wurden mit der Einführung des neuen Studienplanes alle drei Lehranstalten des Ordens Eger, Pecs und Székesfehérvár (Erlau, Fünfkirchen und Stuhlweißenburg) zu Obergymnasien erhoben.

Im Rahmen seines Kunstmäzenatentums unterstützte Villax die Expeditionen des in Zirc geborenen Antal Reguly und bereicherte die Sammlungen der Abtei mit wertvollen Büchern und Kunstschätzen. u.a. kaufte er in den 1830er Jahren zwei Wandteppiche, die das Leben des hl. Bernhard von Clairvaux darstellen. Diese waren um 1750 in der königlichen Manufaktur in Mauboisson im Auftrag des Abtes Nicolas Delfils von Lützel hergestellt worden. Nach der Auflösung der Abtei durch die Kommunisten 1950 versteckten die Mönche sie; nach der Verhaftung von Lóránt ’Sigmond wurden sie in ein Museum gebracht. Die Abtei erhielt sie 2020 zurück.

Abt Ferdinand Villax war einer der angesehensten Prälaten seiner Zeit (Rainiss 534). Er starb am 13. September 1857 in Zirc und wurde vor dem St. Bernhardsaltar in der Abteikirche bestattet. Nachfolger: Antal Rezutsek.

gge, Juni 2020, rev. Okt. 2012, rev. März 2022


Daten:

Prof.: 10. Feb. 1803; Sac.: 1808; Abbas: el. 10. Feb. 1824, conf. 20. Jan. 1826, inst. 21. Mai 1826.

Literatur:

Rainiss, Julius: Die Abtei Zircz mit den dazu gehörigen Abteien Pilis, Pásztó und St. Gotthard in Ungarn, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, S. 522–541, bes. S. 533–534 · Grüger, Heinrich: Heinrichau: Geschichte eines schlesischen Zisterzienserklosters. Wien: Böhlau 1978, S. 298 · Krasznay, Kerény: Villax Ferdinánd zirci apát. 1952. (Handschrift).

Zitierempfehlung: Villax, Ferdinand, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 10.03.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Villax,_Ferdinand

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