Vischer, Engelbert

Engelbert Vischer

Engelbert Vischer

Abt des Klosters Aldersbach 1683–1705

~ 07. Okt. 1647 Konzell
† 20. Juli 1723 Sammarei (Ortenburg)

Engelbert Vischer (Fischer), Taufname Joseph Christian, wurde in Gossersdorf geboren und am 7. Oktober 1647 in der Pfarrkirche Konzell (Landkreis Regen) getauft. Der Vater Christian Vischer war dort kurfürstlicher Brauverwalter und Landgerichtsschreiber, 1635 und 1636 Oberschreiber in Viechtach. Nach dem Tod des Vaters scheint die Familie zurück nach Viechtach gezogen zu sein, zumindest wird der Ort im »Aldersbacher Grabsteinbuch« als Heimat des Abtes genannt.

Als Mitglied des Konvents der Zisterzienserabtei Aldersbach und bereits Subdiakon wird Vischer zum ersten Mal in der Wahlbestätigungsurkunde seines Vorgängers Malachias Niderhofer (reg. 1669–1683) vom 25. November 1669 genannt. Die Profess dürfte er zwei bis drei Jahre zuvor abgelegt haben, also noch in die Hände des Abtes Gerhard Hörger (reg. 1651–1669). Die Priesterweihe erhielt er am 21. September 1675. Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior. Am 21. Februar 1683 in Gegenwart des Abtes Malachias Lachmayr von Raitenhaslach zum Abt gewählt, wurde er mit Datum 10. Mai 1682 von Generalabt Jean Petit in Cîteaux bestätigt.

Der Aldersbacher Chronist P. Michael von Mannstorff beschreibt Vischer in seinem Epitome Chronicorum Alderspacensium als einen „Mann von großem Verstand und Beredsamkeit“. Er förderte wie sein Vorgänger Niederhofer die wissenschaftliche Ausbildung im Kloster und als Provinzvikar für Bayern und die Oberpfalz auch in den Klöstern der Ordensprovinz die Disziplin und die Bildung. Bei dem damaligen Fürstbischof von Passau, Kardinal Lamberg, stand er in hohem Ansehen.

Als Sohn eines Verwaltungsbeamten war Vischer auch ein erfolgreicher Ökonom. Während seines Abbatiats erholte sich die Abtei wirtschaftlich von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges und konnte so die finanziellen Mehrbelastungen durch die Türkenkriege und den Pfälzischen Erbfolgekrieg während der Regierung des Kurfürsten Maximilian II. Emanuel (reg. 1679–1726) aufbringen und ausgleichen. 1734 wurde in der Klosterbrauerei ein neues Sudhaus erbaut. Nach den Angaben im Aldersbacher Grabsteinbuch ließ Vischer ein stattliches Wallfahrtspriesterhaus in Sammarei bauen und in der dortigen Gnadenkapelle einen neuen Altar errichten. In Aldersbach war er Bauherr des barocken Dormitoriums (Osttrakt) und des Südosttraktes des Klosters. Den Kirchenschmuck vermehrte er um sechs große und vier kleine Silberleuchter, eine Statue des Gekreuzigten und viele andere silberne Gefäße. Die Bibliothek erweiterte er um wertvolle Bücher.

Die Auseinandersetzungen um die Regelung der spanischen Erbfolge und die Besetzung Bayerns durch die Habsburger, von der die Abtei, die umfangreiche Besitzungen in den österreichischen Landen hatte, in vielfältiger Weise betroffen war (zwei Tage lag hier das Hauptquartier der habsburgischen Armee) belasteten die letzten Jahre von Vischers 22jähriger Amtszeit und führten wohl letztendlich zu seiner nicht ganz freiwilligen, d.h. auf Druck der kaiserlichen Regierung in München erfolgten, Abdankung am 17. Oktober 1705.[1] Den Rest seines Lebens verbrachte er im Priesterhaus in Sammarei, dessen Grundstein er 1690 gelegt hatte. Dort starb er am 20. Juli 1723. Seine sterblichen Überreste wurden nach Aldersbach gebracht und laut Grabsteinbuch im wenige Jahre zuvor neuerbauten Kirchenschiff vor den Stufen zum Chor beigesetzt.

Vischers tagebuchartige Kalendereinträge der Jahre 1696, 1697 und 1700, die heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München aufbewahrt werden, sind Gegenstand neuerer Forschung. Sie vermitteln einen Blick in das tägliche Leben und das gesellschaftliche Umfeld eines niederbayerischen Prälaten am Vorabend des Spanischen Erbfolgekriegs.

gge, März 2019, rev. Dez. 2022

  1. Auch die verspätete Anerkennung seines Nachfolgers Theobald Grad (reg. 1705–1734) verweist auf den Münchner Einfluss.

Daten:

Sac.: 21. Sep. 1675; Abbas: 21. Feb. 1683, res. 1705.

Literatur:

Bosls Bayerische Biographie, Band 2, S. 525 · Lindner, Pirmin: Monasticon metropolis Salzburgensis antiquae, 1908 · Epitome Chronicorum Alderspacensium Oder Kurtzer Auszug Aus denen Geschichts-Büchern Des … Closters Alderspach. Zusammengetragen Durch R. P. Michaelem de Mannstorff. Hof: Gastl, 1746 · Klugseder, Robert: Tagebuchaufzeichnungen des Barockprälaten Engelbert Vischer von Aldersbach, in: Passauer Jahrbuch 63 (2021), S. 149–197.

Normdaten:

GND: 133525422 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Vischer, Engelbert, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 21.12.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Vischer,_Engelbert

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