Vogel, Anna

Maria Anna Vogel

Maria Anna Vogel

36. und letzte Äbtissin der Reichsabtei Heggbach 1792–1803

* 18. Sep. 1752 Ummendorf, Landkreis Biberach
† 12. Dez. 1835 Maselheim-Heggbach, ebd.

Maria Anna Vogel (Voglin), Taufname Maria Ursula, wurde 1752 als Tochter des Landwirts Josef Vogel und der Franziska Vogel geb. Zinser in Ummendorf bei Biberach geboren. Als sie fünf Jahre alt war wurde ihr Vater am 16. Dezember 1757 im Wald von einem Unbekannten erschlagen; die Mutter heiratete schon wenige Monate später ein zweitesmal.

Maria Ursula trat am 1. Mai 1770 als noch nicht 18-Jährige in das reichsunmittelbare Zisterzienserinnenkloster Heggbach ein und legte am 8. September 1772 unter Äbtissin Aleydis Zech (1713–1773) ihre Profess ab. Zwei Jahre später wurde ihr das Amt der Küchenmeisterin übertragen; Äbtissin Juliana Kurz berief sie zur Novizenmeisterin. Am 6. Dezember 1792 wurde sie – Äbtissin Juliana war am 2. Dezember 1792 im Alter von 66 Jahren verstorben – unter dem Vorsitz des Vaterabtes Robert Schlecht von Salem im ersten Wahlgang zur Äbtissin der Reichsabtei Heggbach gewählt und zwei Tage später, am 8. Dezember 1792, von Abt Robert installiert (benediziert).

Sie übernahm ihr Amt in schwerer Zeit. Französische Flüchtlinge – es war die Zeit der Revolutionskriege – überschwemmten 1793 und 1794 das Land. Bald trafen vertriebene Trappisten in Heggbach ein, später zwei Benediktiner aus Disentis und fünf Thurgauer Zisterzienserinnen. Als abzusehen war, dass Oberschwaben wieder einmal in die Kriegswirren verwickelt würde, ließ Äbtissin Anna 1795 das Silbergeschirr einschmelzen, soweit es nicht unbedingt gebraucht wurde, und Mitte Juli 1796 von ihrem Bruder Franz Josef Dobler die wertvollsten liturgischen Geräte in die Schweiz bringen. Im Herbst 1796 zogen immer wieder französische, österreichische und russische Soldaten durch das Oberland. Ständige Einquartierungen fremder Soldaten (u.a. der „allzeit ungehaltene“ General Vandamme), Requirierungen und Plünderungen, Waren- und Geldlieferungen waren die Folge.

Dazu schwebte schon der Schatten der Säkularisation über den geistlichen Territorien. Am 25. Februar 1803 wurde dem Konvent mitgeteilt, dass das Kloster am 1. März 1803 endgültig enteignet würde. Die Klosterfrauen konnten mit Billigung der neuen Eigentümer im Konventgebäude wohnen bleiben und erhielten eine karge Pension, die nach dem Übergang zum Königreich Württemberg 1806 noch drastisch gekürzt wurde. Sie durften weiter nach den Ordensregeln leben, aber keine Novizinnen mehr aufnehmen. Am 6. Dezember 1805 feierten sie mit einer Kantate, deren Text erhalten ist, die Noten aber verschollen, den 13. Erwählungstag ihrer Äbtissin. Um die allergrößte Not zu lindern, wandte sich Äbtissin Anna am 30. September 1809 an den Stuttgarter Justizprokurator Moerike, damit der sich beim König für eine Erhöhung der Renten einsetze und beschwor am 1. August 1811 den König erneut, wenigstens eine Abschlagszahlung von einigen tausend Gulden zu bewilligen. Da alles nichts half, übergab sie nach 1828 ihren silbernen Hirtenstab dem Buxheimer Rentbeamten Blum, weil sie sich dessen wegen der Schwäche der Beine bei Prozessionen nicht mehr bedienen könne und noch ein hölzener vorhanden sei, der auf ihre Tomba gelegt werden könne. Auch das mit Edelsteinen besetzte Schwert der Schmerzhaften Muttergottes und eine vergoldete Silbermünze überließ sie Blum.

Am 12. Dezember 1835 starb Maria Anna Vogel im Alter von 83 Jahren als letzte Äbtissin der ehemaligen Reichsabtei Heggbach und wurde zwei Tage später unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe getragen. Die Bildlegende unter ihrem Porträt sagt über sie: „Sie hatte männlichen Verstand, war eine eifrige Handhaberin klösterlicher Disciplin, eine kluge, verständige Haushälterin und […] eine wahre, sorgfältige Mutter.“ Nach ihrem Tod lebten noch fünf Chorfrauen und fünf Laienschwestern im Kloster Heggbach. Die letzte Heggbacher Klosterfrau, Maria Ursula Ogger von Altheim bei Schemmerberg, verließ das Kloster am 21. September 1848 und starb am 3. November 1865. Sie hatte bis zuletzt das Herggbacher Konventsiegel bewahrt.

gge, Dez. 2018


Daten:

Prof.: 8. September 1772; Abbatissa: el. 6. Dez. 1792, ben. 8. Dez. 2018.

Literatur:

Hutzel, Hans: Maria Anna Vogel aus Ummendorf, die letzte Äbtissin der Reichsabtei Heggbach von 1792 bis 1835, in: Sonderdruck Zeit und Heimat, Beiträge zur Geschichte, Kunst und Kultur von Stadt und Kreis Biberach, 36. Jahrgang, Nr. 1, 11. März 1993, S. 62–66 [1] · Haas, Ludwig (Hrsg.): 750 Jahre Kloster Heggbach 1231–1981. Sigmaringen, 1981 · Beck, Otto: Die Reichsabtei Heggbach, Sigmaringen 1980 · Mühling, Johann Georg: Geschichte des Klosters der Cisterzienserinnen zu Heggbach, Biberach o. J. [1875].

Normdaten:

GND: 1012406997 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Vogel, Anna, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 6.01.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Vogel,_Anna

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