Waarschoot

Priorat Waarschoot

Curia Beatae Mariae Virginis
Ort: Lievegem, Belgien
Observanz: OCist
gegründet: 1444
aufgehoben: 1796
Primarabtei: Clairvaux
Mutterabtei: Waarmond, dann bis 1628 Boudelo, dann Ten Duinen


Onze-Lieve-Vrouw-ten-Hove, lat. Curia Beatae Mariae Virginis, Zisterzienserpriorat in Waarschoot, Gemeinde Lievegem, Flandern, später in Gent, gegründet 1444, aufgelöst 1796.

Geschichte

Simon Utenhove, ein Genter Patrizier und Höfling Philipps III. (des Guten), Herzog von Burgund, und seine Frau Margriete sBusers, Frau von Bassevelde, stifteten 1444 auf ihrem Land in Waarschoot ein Kloster, das mit sieben Brüdern des gemeinsamen Lebens aus Warmond (Niederlande, Provinz Südholland) besiedelt wurde, die 1449 in den Zisterzienserorden aufgenommen wurden. Auch der Gründer Simon trat als Laienbruder ein. Das Priorat wurde Unserer Lieben Frau geweiht, meist mit dem Zusatz „(ten) Hove“ nach dem Namen des Stifters. Die ersten Gebäude wurden 1448 fertiggestellt, die Kirche 1460 geweiht.

Am 23. April 1499 wurde das Kloster von französischen Truppen niedergebrannt. Der mit Mauern, Hecken und Grachten gesicherte Wiederaufbau unter den Prioren Hendrik Variaers (1489–1504) und Jan Fernier (1504–1513) wurde 1513 mit der Einweihung der neuen Kirche abgeschlossen.

Die Gemeinde behielt einen bescheidenen Charakter. Der Klosterbesitz, der sich hauptsächlich in Waarschoot befand, bestand aus dem Grundbesitz des Gründers, gekauften und später geschenkten Gütern, 100 Hektar Wald und drei wichtigen landwirtschaftlichen Betrieben: dem eigentlichen Klostergut, dem Neerhof (dem ursprünglichen Gut in Diependale) und dem Hof Koudekeuken, ferner dem Schafsgut in Eeklo und ausgedehnten Moorflächen in Lembeke. Weitere Güter hatte das Priorat v.a. in Gent, Bassevelde, Kaprijke, Maldegem, Oosteeklo, Watervliet und Zomergem. Bei der Eroberung von Hulst durch die Truppen der Vereinigten Provinzen 1645 ging die wichtige Domäne im Bezirk Hulst verloren.

1539 zählte das Priorat sieben Kleriker, 1579 noch drei Mönche und zwei Laienbrüder. 1578 und 1580 zerstörten die Calvinisten das Priorat, vertrieben die Mönche und verkauften die Güter. Nach dem Rückzug der Protestanten wurde Waarschoot unter die Verwaltung der Abtei Boudelo gestellt. Erst 1595 wurde ein neuer Prior ernannt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gab es sogar Pläne, Waarschoot in die Abtei Boudelo zu integrieren.

Erst 1633 konnte Prior Josse du Corron (ernannt am 16. März 1633) wieder in die restaurierten Gebäude in Waarschoot einziehen. Die neue Kapelle wurde 1634 eingeweiht. In den folgenden Jahren wurde die Region um Waarschoot regelmäßig durch Überfälle niederländischer Truppen unsicher gemacht. Jedesmal mussten die Mönche in ihrem Refugium in Gent Zuflucht suchen. 1650 ließen sie sich dauerhaft in Gent in der Stoppelstraat nieder. Diese neue Situation wurde 1663 nach Absprachen mit den Vertretern der Gründer und den Konventmitgliedern von Waarschoot bestätigt.

In den folgenden Jahrzehnten wurde das Refugium in Gent zu einem echten Kloster ausgebaut, der Bau der Klosterkirche 1700 unter Prior Josse van de Cruycen abgeschlossen. 1672 hatte das Priorat noch vier Mönche. 1668 wurde im Priorat eine Schule eingerichtet (eine Lateinschule hatte es schon Ende des 15. Jahrhunderts gegeben) und es wurden Kurse in Philosophie abgehalten (von Prior Johannes Richart). Im 18. Jahrhundert schwankte die Zahl der Mönche zwischen sechs und zwölf. Im 18. Jahrhundert waren mehrere Prioren Deputierte des Klerus des Bistums Gent in den Staaten von Flandern.

Bis etwa Mitte des 16. Jahrhunderts stand das Priorat Waarschoot unter der Aufsicht des Priorats Waarmond, danach bis 1628 unter der Aufsicht der Abtei Boudelo, danach unter der Abtei Ten Duinen, wobei Boudelo auch damals noch großen Einfluss hatte. 1796 wurde das Priorat von der französischen Regierung aufgelöst und die Mönche vertrieben. Der letzte Prior, Petrus Riemslagh, wurde verhaftet und auf die Insel Ré gebracht, wo er bis zum Ende des Direktoriums gefangen blieb. Die Gebäude in der Stoppelstraat wurden 1797 von einigen ehemaligen Mönchen ersteigert. Es gelang ihnen jedoch nicht, ihre Mönchsgemeinschaft wiederzubeleben. Der Klosterkomplex ging in den Besitz der Genter Armenhäuser (1833), der Familie de Crom (1835) und von Hye-de Crom (1865) über und verschwand 1948.

Erhalten ist in Waarschoot das Prioratshaus (Wohnhaus des Priors), das 1995 unter Denkmalschutz gestellt und anschließend von der Gemeinde restauriert, 2014 aber verkauft wurde. Der Kern dieses Backsteinhauses stammt aus dem 15. Jahrhundert, im 16. bis 18. Jahrhundert wurden zahlreiche Reparaturen und Umbauten vorgenommen.

gge, Jan. 2022


De Vos, A.: Prieuré de Notre-Dame ten Hove à Waarschoot, plus tard à Gand, in: Monasticon belge. band VII. Province de Flandre Orientale, III, Lüttich, 1980, S. 271–286 · Cassiman, Albert: O.L.V. ten Hove of de Priorij van Waarschoot, in: Appeltjes van het Meetjesland, 1949, 1, S. 11–26 · De Potter, Frans und Broeckart, Jan: Waarschoot, S. 76–101, in Geschiedenis Van de Gemeenten Der Provincie Oost-Vlaanderen: Eerste Reeks - Arrondissement Gent, VII, Gent, 1864–1870 · Haegeman, Marc: Het archief van de priorij Onze-Lieve-Vrouw Ten Hove te Waarschoot, later te Gent (1445–1796) en zijn mogelijkheden voor de historiografie, in: Handelingen Maatschappij Geschiedenis en Oudheidkunde Gent HMGOG, XLV, (1991), S. 133–154 · [1].}}


Zitierempfehlung: Waarschoot, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 8.01.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Waarschoot