Welsch, Bernhard

Bernhard Welsch

Bernhard Wälsch

Professor in Heidelberg, Abt in Stams 1484–1501

* um 1420 Nördlingen
† 29. Nov. 1501 Stams, Tirol

Bernhard Welsch oder Wälsch wurde um 1420 im schwäbischen Nördlingen im Ries geboren. Über seine Familie liegen keine Nachrichten vor. Er trat wahrscheinlich in die nicht weit entfernt gelegene Zisterzienserabtei Kaisheim ein; ob er dort auch Profess ablegte, ist ungewiss. Noch vor Studienbeginn ging er in das Tochterkloster Stams in Tirol. Dort legte er seine Weiheurkunde vor, aus der hervorgeht, dass er am Karsamstag 1437 vom Augsburger Bischof Peter von Schaumberg (1439 Kardinal) die niederen Weihen („omnes minores ordines“) erhalten hatte. In der Urkunde wird er als „scolar“ bezeichnet. In einem eigenhändigen Nachsatz fügte er hinzu, am 27. August desselben Jahres in den Zisterzienserorden eingetreten zu sein, leider ohne Angabe des Klosters.

Sein Studium in Heidelberg im Studienkolleg St. Jakobus der Zisterzienser ab 1442 vermerken die Universitätsmatrikel: „fr. Bernhardus professus ord. Cistc. monasterij in Stamsz Brixinensis dyoc.[1]. Welsch war der bekannteste Angehörige der Abtei Stams, der in Heidelberg studierte, aber wohl nicht der erste und letzte aus der Nördlinger Familie Welsch: schon 1433 hatte sich ein Lyenhardus Welsch aus Nördlingen immatrikuliert, ein Johannes Welsch folgte 1511.

In Heidelberg absolvierte Berhanrd, als einziger Stamser Zisterzienser dieser Zeit, ein vollständiges Studium der Theologie (andere absolvierten nur die zur Priesterweihe erforderlichen Kurse). Als baccalaureus biblicus hielt er Vorlesungen über ausgewählte Bücher der Bibel, später als baccalaureus sententiarius auch über die Sentenzen des Petrus Lombardus. Auch an Disputationen nahm er pflichtgemäß teil. Als Exeget und Verfasser systematisch-theologischer Schriften und bibelwissenschaftlicher Kommentare lehrte er ab 1452 als Magister an der Heidelberger theologischen Fakultät. Zweimal, 1455 und nochmals am 20. September 1457, wurde er mit der Aufgabe des Provisors (Verwalters) des (der Abtei Ebrach unterstehenden) St.-Jakobs-Kollegs betraut.

Bernhard Welschs akademische Karriere scheint nicht von Anfang an vorgezeichnet gewesen zu sein. Möglicherweise ging schon die Initiative dazu eher von ihm selber aus als von Abt Georg Ried, der ihn nach Primisser schon 1455 aufforderte, nach Stams zurückzukehren und das Priorat zu übernehmen. Mit Hinweis auf seine laufenden Vorlesungen lehnte Welsch diese Weisung ab. Es scheint zu dieser Zeit zu einem Tauziehen zwischen dem Abt von Morimond und Abt Georg von Stams um Welschs Verbleib in Heidelberg gekommen zu sein (Walsh, S. 105). Möglich ist, dass Welsch der Forderung seines Abtes zeitweise sogar nachgekommen ist (vielleicht während der Sommerferien), denn Abt Johann Poley von Heiligenkreuz bezeichnet ihn in einem Schreiben aus dem Spätsommer 1457 als Prior in Stams; für das Jahr 1458 bezeichnet ihn der Chronist Wolfgang Lebersorg als Cellerar. Welschs dauernde Tätigkeit in Stams ist jedoch erst ab Anfang der sechziger Jahre belegt.

1461 wurde Welsch Prior in Stams, hatte aber den Kontakt zu seinem Heimatkloster Kaisheim nicht verloren, dem er wohl ebenfalls als Prior diente, vielleicht während der Amtszeit seines Vorgängers Kaspar Märkle. Nach dessen Absetzung am 5. Mai 1484 noch am selben Tag zum Abt von Stams gewählt, wurde Welsch von Abt Johann Visches von Kaisheim dort installiert und benediziert. Gleich nach der Wahl ließ er sich durch Herzog Sigmund von Tirol wegen seines Alters und der Armut des Klosters von der Teilnahme am Generalkapitel in Cîteaux entschuldigen und durch Abt Nikolas Weydenbosch (Salicetus) von Baumgarten vertreten.

Die Lage des Klosters und des Konventes war (vor allem finanziell) schwierig, nicht nur, weil der abgesetzte Abt Kaspar bei seiner Abreise die Konventkasse mitgenommen hatte. Schon Abt Georg hatte sich Anfang der siebziger Jahre mit Unterstützung des Landesfürsten vergeblich um Abhilfe bemüht und Prior Bernhard mit der Zusammenstellung des Libellus supplex beauftragt, einer ausführlichen Auflistung, die Herzog Sigmund über die Ursachen der Wirtschaftsnot unterrichten sollte.[2] Abt Welsch war also seit seinen Tagen als Prior bestens vertraut.

Neben seiner wirtschaftlichen Konsolidierung musste Abt Bernhard aber auch den Mitbrüdern die Ordensdisziplin erneut einschärfen. Über das unmittelbare Leben im Kloster hinaus machte er sich um die Seelsorge im Ötztal verdient, 1498 ließ er in Ötz, Umhausen, Längenfeld und Sölden Kuratien errichten und konnte 1493 konnte die Pfarre St. Ulrich in Wertach (Allgäu) ins Stift inkorporieren. Darüberhinaus sorgte er für eine Intensivierung der Beziehungen zwischen seinem Kloster und der Heidelberger Universität, indem er Kleriker, besonders für Leitungsfunktionen vorgesehene, zum Studium dorthin schickte.

Die Landesfürsten Sigmund und später Maximilian hielten sich gerne, öfter und länger in Stams auf. Ein Höhepunkt in seiner Regierungszeit war der 24. Juli 1497 (in vigilia S. Jacobi), als Kaiser Maximilian I. in Gegenwart zahlreicher Fürsten einen prächtigen Empfang für den Botschafter Sultan Bāyezīds II. auf der Herzogswiese vor dem Stift ausrichtete. Kaiser Maximilian schenkte dem Kloster unter dem Datum 22. November 1499 ein Salzdeputat aus Hall und bestätigte im selben Jahr alle Privilegien der Abtei.

Abt Bernhard erhielt auf Fürsprache des Kaisers Friedrich und des Landesfürsten Sigmund von Papst Innozenz VIII. mit einer (im Original verschollenen) Bulle vom 29. März 1488 das Privileg der Pontifikalien. Schon 1499 wollte er resignieren, erheilt aber von Kaiser Maximilian nicht die Genehmigung dazu. Am 19. August 1501 resignierte Abt Bernhard wirklich und starb bald darauf, am 29. November 1501.

Welschs Schriften aus seiner 14 Jahre dauernden Zeit als Theologieprofessor sind zwar überliefert, jedoch nur in einer einzigen autographen Ausfertigung; sie dürften daher außerhalb seines Studenten- und Ordenskreises kaum Resonanz gefunden haben. Er brachte sie selber nach Stams zurück, wo sie teilweise in der Stiftsbibliothek, teilweise auch in der Innsbrucker Universitätsbibliothek aufbewahrt werden.

gge, Juni 2020

  1. Die Matrikel der Universität Heidelberg von 1386 bis 1662. Bearb. und hg. von G. Toepke. Erster Theil von 1386 bis 1586 […]. Heidelberg, 1884, S. 239
  2. Baumann, Othmar: Die Stamser Bittschrift Libellus supplex von 1472 an Erzherzog Sigmund von Tirol, in: Cistercienser Chronik 48 (1936), S. 194–205.

Daten:

Abbas: el. 5. Mai 1484, res. 19. Aug. 1501.

Werke:

Explanatio in IV libros sententiarum Petri Lombardi · Expositio in Canone Missa · Commentarium super Symbolum Athanasianum · Commentaria in Job · In Liber Proverbiorum, in Liber Sapientiae, in Ep. Pauli, in Apocalypsin · Tractatus de beatudinae · Dissertationes variae. In: Tom I (Hs. 69, Universitäts- und Landesbibliothek Innsbruck). Tom II. III. (Hss. 14. 15., Stiftsbibliothek Stams).

Literatur:

Die Äbte von Stams, in: Stift Stams (Hrsg.): 700 Jahre Stift Stams. 1273–1973, o.O. 1973, S. 203–224 · Walsh, Katherine: Stift Stams und die Universität Heidelberg: Zur akademischen Tätigkeit von Bernhard Wälsch, 15. Abt der Zisterze Stams 1484–1501, in: Innsbrucker historische Studien 16/17 (1997), S. 67–112 · Spielmann, Fortunat: Die Abtei Stams in Tyrol, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg, 1881, S. 421–452 · Lindner, Konrad: Album Stamsense seu Catalogus religiosorum sacri et exempti Ordinis Cisterciensis archiducalis Monasterii B. V. Mariae et S. Joann. Bapt. in Stams. 1272–1898, S. 25, Nr. 237 Schöpf, Wolfgang Gregor: Welsch, Bernhard, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 32 (2011) Sp. 1486–1489.

Normdaten:

GND: 102423741 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Welsch, Bernhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 25.06.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Welsch,_Bernhard

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