Wilhelm (Heiligenkreuz)

Wilhelm

Wilhelm

Abt der Zisterzienserabteien Baumgartenberg 1508–1519 und Heiligenkreuz 1519–1528

† nach dem 31. Mai 1528 Baumgartenberg

Wilhelm wurde als Sohn eines Töpfers in Augsburg geboren (Augustanus, filius figuli) und ging bei Johannes Cuspinian in Wien in die Schule. Als Professe des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz wurde er am ersten Tag des Jahres 1508 als Abt nach Baumgartenberg postuliert. Noch im selben Jahr, am 21. August 1508, war er mit Abt Michael Aigner von Heiligenkreuz Zeuge bei der Wahl des Abtes Ägidius von Zwettl. 1511 ließ er ein großes Urkunden- oder Kopialbuch mit Abschriften der Originalurkunden des Stiftes anlegen. 1516 ließ er die Kirche St. Jakob und Ulrich auf dem Berg beim Kloster erneuern und einen neuen Altar und Chor anfertigen (Pritz).

Als Beisitzer kam er 1519 nach der Resignation des Abtes Bernhard Medrizer zur Neuwahl ins Stift Heiligenkreuz und wurde am 29. November 1519 unter dem Vorsitz des Abtes Johannes IV. Lindenlaub von Rein selbst zum Abt postuliert. Die im Stiftsarchiv Heiligenkreuz aufbewahrte Postulationsurkunde vom 29. November 1519 sagt, dass die Wahl bzw. Postulation vorgenommen wurde „post liberam abbatis Bernardi graviter decumbentis resignationem praesidente Joanne abbate Runensi, assistentibus Erasmo abbate Zwetlensi et Guilielmo abbate Baumgartenbergensi“ (Xenia Bernardina).

Nur mit Widerstreben nahm Wilhelm die neue Würde an. Seine Regierung war auch keineswegs glücklich. 1523 erhielt er von Kaiser Ferdinand die Bestätigung der Stiftsprivilegien, war aber schon 1525 gezwungen, den Katharinenhof in Pressburg (Pozsony/Bratislava) mit den dazu gehörigen Bergrechtsdiensten in Weinern für 1000 fl. an die Stadtgemeinde Pressburg zu verkaufen, um die dem Stift auferlegte Kriegssteuer aufbringen zu können (nach manchen Quellen schon 1519). Erfolglos protestierte der Konvent gegen diesen Verkauf. Als nach der Eroberung Ofens (Buda) durch die Türken die Gefahr auch für Wien immer größer wurde, mussten die niederösterreichischen Stifte zur Befestigung der Stadt ihr Silber abliefern; Heiligenkreuz lieferte 156 Mark Silber ab und als das nicht reichte, musste Abt Wilhelm noch eine bedeutende Summe Bargeld zahlen und zu diesem Zweck Stiftsgüter auf Wiederkauf verpfänden. Dem von den Türken aus dem ungarischen Stift Pilis vertriebenen Abt Johann und seinen Konventualen gab er in Heiligenkreuz Asyl. (Brunner, Cisterzienserbuch).

Die letzte Urkunde des Archivs mit seinen Namen ist datiert auf den 27. März (feria VI. ante Dominicam Judica) 1528; Abt Wilhelm siegelt als Grundherr einen Kaufvertrag zwischen Christoph von Rauhenegg und Gerwerk Auer. Kurze Zeit darauf, am 31. Mai 1528, resignierte er und kehrte – unter Mitnahme der Stiftskasse – nach Baumgartenberg zurück, wo er bald darauf starb. Er hinterließ kein gutes Andenken in Heiligenkreuz (Xenia Bernardina). Vergeblich versuchten seine Nachfolger die nach Baumgartenberg gebrachten Stiftsgelder wiederzuerlangen.

gge, Feb. 2022


Daten:

Abbas Montis Pomerii: el. 1. Jan. 1508; Abbas Sanctae Crucis: el. 29. Nov. 1519, res. 31. Mai 1528.

Literatur:

Watzl, Florian: Die Cistercienser von Heiligenkreuz, S. 44 · Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg, 1881, S. 84–85 · Gsell, Benedikt: Heiligenkreuz-Neukloster, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienserstifte (= Xenia Bernardina III), Wien 1891, S. 73 · Pritz, Franz Xaver: Geschichte des aufgelassenen Cistercienser-Klosters Baumgartenberg im Lande ob der Enns. Aus Urkunden und anderen Quellen, in: Archiv für österreichische Geschichte 12 (1854), S. 1–62, hier S. 41 · Richter, Werner: Historia Sanctae Crucis. Beiträge zur Geschichte von Heiligenkreuz im Wienerwald 1133–2008: Heiligenkreuz: Be&Be, 2011, S. 38.

Zitierempfehlung: Wilhelm (Heiligenkreuz), in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 2.03.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Wilhelm_(Heiligenkreuz)

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