Winkler, Adalbert

Adalbert Winkler

Adalbert Winkler OCist

Zisterzienser des Stiftes Heiligenkreuz, Pfarrer, Verwalter in Mönchhof

* 04. Dez. 1857 Rechnitz, Burgenland
† 29. Okt. 1938

P. Adalbert Winkler, Taufname Emerich, wurde am 4. Dezember 1857 im damals deutschwestungarischen Rechnitz/Rohonc als Sohn eines Schlossermeisters geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums in Steinamanger/Szombathely bewarb er sich um Aufnahme ins Priesterseminar, wurde jedoch abgewiesen. Daraufhin diente er als Einjährig-Freiwilliger beim Infanterie-Regiment Nr. 76. Am 19. Oktober 1878 wurde er im Stift Heiligenkreuz als Novize eingekleidet und empfing am 25. Juli 1883 in Wien die Priesterweihe. Die Primiz feierte er am 5. August 1883 in seiner Heimatgemeinde. Am 2. November 1883 wurde er vom Ergänzungs-Bezirks-Kommando Nr. 76 in Ödenburg zum Militär-Kaplan 2. Klasse in der Reserve ernannt.

Unmittelbar nach seiner Primiz schickte ihn das Stift als Kooperator nach Mönchhof, von wo er im Februar 1887 in gleicher Funktion auf die Pfarre Neukloster in Wr. Neustadt wechselte. Von 1889 bis 1899 wirkte er als Pfarrverweser in Podersdorf; auf sein Betreiben wurde der Bau einer dreiklassigen Volksschule errichtet. Am 7. November 1899 übernahm er die Pfarre Winden, wo er ebenfalls durch mehrere außerkirchliche Initiativen, wie Fortbildungskurse für Jungbauern sowie diverse Genossenschafts- und Vereinsgründungen, markante Spuren im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde hinterließ. Schließlich trat er am 30. September 1908 die Stelle als Gutsverwalter und Pfarrverweser in Mönchhof an, wo er bis zu seinem Tod am 29. Oktober 1938 verblieb.

Winkler war allgemein als Seelsorger sehr geschätzt, wobei er dabei auch in Mönchhof ein über sein Priesteramt hinausgehendes soziales und kulturelles Engagement zeigte. So gründete er hier den ersten „Konsum-Verein“, organisierte Kurse für Jungweinbauern oder spielte mit der Jugend regelmäßig Theater. 1912/13 ließ er eine komplette Außen- und Innenrestaurierung von Kirche und Pfarrhof durchführen; ebenso übernahm er die Restaurierung von öffentlichen Bildstöcken auf eigene Kosten. Und er profilierte sich als „homo politicus“. Als Mandatar im Mönchhofer Gemeinderat agitierte er vehement für die christlich-soziale Partei. Aufgrund seiner politischen Ambitionen wurde er während der Räterepublik im April 1919 als „Staatsfeind“ vor ein Tribunal in Ungarisch-Altenburg/Mosomagyaróvár gestellt. Nach dreitägiger Haft wurde er, zusammen mit seinem ebenfalls festgenommenen Kooperator P. Arnold Schmell, von dem Vorwurf der Aufwiegelung freigesprochen; bei einem Schuldspruch hätte ihn die Todesstrafe erwartet (wie sie bei anderen Priesterkollegen der Diözese Raab vollzogen wurde).

Anlässlich seines goldenen Priesterjubiläums, das am 5. August 1933 in Anwesenheit hoher geistlicher und weltlicher Würdenträger in Mönchhof gefeiert wurde, bezeichnete Abt Gregor Pöck den Jubilar als den „Kulturpionier der Heiligenkreuzer auf dem Heideboden“.

Tatsächlich konnte sich Winkler große Verdienste um die regionale Landwirtschaft, insbesondere den Weinbau, erwerben. So gilt er als einer der Pioniere in der Rekonstruktion der Weingärten nach der Ende des 19. Jahrhunderts wütenden Reblauskatastrophe, wie die „Neue Wein-Zeitung“ vom 10. April 1910 festhält:

„Die Rekonstruierung dieses ebenfalls von der Reblaus verwüsteten Weingebietes ist ein Verdienst des früheren Pfarrherrn P. A. Winkler, gegenwärtig Verwalter in Barátudvár (Mönchhof, Komitat Wieselburg), der es durch mit Wissen gepaartem Fleiß dahin brachte, daß nun das ganze Gelände wieder vollständig ertragsfähig dasteht.“

Für diese und andere Verdienste in der Landwirtschaft ehrte die Burgenländische Landwirtschaftskammer P. Adalbert 1924 mit der Verleihung des Titels „Ökonomierat“. An dieser Stelle muss jedoch auch angemerkt werden, dass sich Winkler in seiner Funktion als Verwalter des Stiftsgutes Edmundshof gegenüber deren jüdische Pächter bisweilen heftig antisemitisch äußerte. Auch seine Abneigung gegen die im Mönchhof ansässigen Roma („Zigeunergsindl“) sollte nicht unerwähnt bleiben, möge diese diskriminierende Ideologie in damaligen politisch-katholischen Kreisen auch nicht unüblich gewesen sein.

1930 vom Bundeskanzleramt zum Archivalienpfleger bestellt, wurde Winkler 1937 durch das Bundesministerium für Unterricht zum Konservator für katholische Kirchen und profane Denkmale für den Verwaltungsbezirk Neusiedl am See ernannt.

Die Gemeinde Mönchhof ernannte ihn 1933 zum Ehrenbürger; auch eine Gasse wurde – post mortem – nach ihm benannt. Für die Geschichtsschreibung des Burgenlandes ist sein Werk „Die Zisterzienser am Neusiedlersee und Geschichte dieses Sees“ von Bedeutung.

Sepp Gmasz, April 2020


Daten:

Vest.: 19. Okt. 1878; Sac.: 25. Juli 1883; Prim.: 5. Aug. 1883.

Werke:

Die Zisterzienser am Neusiedlersee und Geschichte dieses Sees. Mödling 1923; Neuauflage Winden am See 1993.

Literatur:

Lex, Johann: P. Adalbert Winklers goldenes Priesterjubiläum. In: Pfarrbote 1933, 4. Jg. Nr. 8, S. 1–3 · Gmasz, Sepp: Der Mönchhofer Stiftsverwalter P. Adalbert Winkler O. Cist als homo politicus in der Zeit des Burgenland–Anschlusses an Österreich (1919–1921). In: Werz, Joachim (Hg.): Die Lebenswelt der Zisterzienser. Neue Studien zur Geschichte eines europäischen Ordens. Heiligenkreuz 2020, S. 168–182.

Zitierempfehlung: Winkler, Adalbert, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 30.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Winkler,_Adalbert

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