Zucktrigel, Andreas

Andreas Zucktrigel

Andreas Zucktrigel OCSO

Abt von Ölenberg 1884–1889

* 30. Nov. 1815 Herretshofen [heute zu Kirchhaslach]
† 19. Feb. 1893 Ölenberg, Reiningue, Elsass

Andreas Zucktrigel (konkurrierende Schreibweise: Zucktriegel[1]), ein Bauernsohn aus Herretshofen im heutigen Landkreis Unterallgäu, besuchte das Gymnasium der Benediktinerabtei St. Stephan in Augsburg[2] und trat am 5. Oktober 1837 in das Noviziat ein. Am 7. Oktober 1838 legte er die Profess ab und studierte dann Theologie im Seminar in Dillingen. Schon 1837 nach Ottobeuren (damals ein Priorat der Abtei St. Stephan) gesandt, war er dort nach seiner Priesterweihe 1841[3] bis 1847 Vikar und von 1847 bis 1848 Pfarrer und Prior.

1848 reiste er nach Amerika, um in der von Abt Bonifaz Wimmer in Latrobe, Pennsylvania, gegründeten Niederlassung St. Vincent als Missionar zu arbeiten. Nach einer Zeit als Lehrer an der Klosterschule setzte ihn Abt Wimmer im Dezember 1849 als Pfarrer der deutschstämmigen Siedlerkolonie auf die Missionsstation St. Mary’s in Elk County, Pennsylvania, die aber am 10. Mai 1850 abbrannte. Zucktrigel ging nach dem Brand mit seinem Kaplan Benedikt Haindl nach St. Vincent zurück.

Angetrieben von dem Wunsch nach einer strikteren Einhaltung der monastischen Observanz[4] und „satt an Mißionen“ [5], verbrachte Zucktrigel 1850 mit Abt Wimmers Erlaubnis sechs Wochen (1. Juni bis 9. Juli 1850) im Zisterzienserkloster strengerer Observanz Gethsemani in Kentucky, fühlte sich aber in der damals noch französisch geprägten Umgebung[6] nicht wohl (selbst zum Beichten brauchte er einen Übersetzer) und kehrte zunächst nach St. Vincent, Anfang 1853 schließlich nach Europa (Hastings, England) zurück.

Ohne St. Stephan in Augsburg oder seine Familie noch einmal besucht zu haben, trat er, mit Erlaubnis seines Abtes Barnabas Huber, am Ostermontag 1853 (28. März) in die damals noch deutsch geprägte Trappistenabtei Ölenberg im Elsass über und legte dort 1854 die Profess ab. Als Prior am 31. März 1884 unter dem Vorsitz von Weihbischof Stumpf von Straßburg zum Abt gewählt und am 25. Mai 1884 von Bischof Stumpf benediziert, resignierte Zucktrigel schon nach fünf Jahren wegen seiner schwachen Gesundheit[7]. Seine letzten Jahre verbrachte er in völliger Zurückgezogenheit. Er starb am 19. Februar 1893 und wurde im Herz-Jesu-Hof begraben.

Während Zucktrigels Amtszeit wurde das während des preußischen Kulturkampfes 1875 geschlossene Filialkloster Mariawald wieder eröffnet (1887) und das Kloster Mariaveen (1888) in Westfalen übernommen.

Zucktrigel hielt in späteren Jahren brieflich Kontakt mit Abt Wimmer, der ihn auch – während seiner Europareise anlässlich der Feierlichkeiten zum 1400. Geburtstag des hl. Benedikt von Nursia in Montecassino – im Kloster Ölenberg besuchte.

gge, Jan. 2011, rev. Feb. 2016

  1. Die in Veröffentlichungen über Ölenberg gängige Schreibweise ist „Zucktriegel“. Er selbst schrieb sich Zucktrigel.
  2. Jahresbericht über die Königliche Katholische Studien-Anstalt bei St. Stephan in Augsburg: im Studienjahre…1836/37. Augsburg: Kollmann, 1836, S. 8. Dort ist er als Andreas Zucktrigel aufgeführt. Er hat also seinen Taufnamen auch im Kloster behalten.
  3. Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Augsburg: für das Jahr…1843, S. 115.
  4. Es gab z.B keine Klausur in St. Vincent.
  5. Andreas Zucktrigel an Abt Barnabas Huber, Pittsburgh, 21. Mai 1850, zitiert nach Murrman.
  6. Gethsemani war 1848 von der französischen Abtei Melleray gegründet worden.
  7. Er hatte deswegen auch an keinem Generalkapitel teilnehmen können (ACi 27 (1971) 295)

Daten:

Vest.: 5. Okt. 1837 (St. Stephan); Prof.: 7. Okt. 1838 (St. Stephan); Sac.: 19. Aug. 1841; Vest.: 28. März 1853 (Ölenberg); Prof.: 1854 (Ölenberg); Abbas: el. 31. März 1884, ben. 25. Mai 1884, res. 1889

Literatur:

StMBO XIV (1893) 161 (Todesnachricht) · Oetgen, Jerome: An American Abbot: Boniface Wimmer, O.S.B., 1809–1887. Latrobe: Archabbey Press, 1976, S. 79–81, 85–87, 104 („Zugtriegel“) · Oetgen, Jerome: Mission to America: A History of Saint Vincent Archabbey, the First Benedictine Monastery in the United States. Washington, D.C.: The Catholic University of America Press. 2000, S. 80–83, 97–98 („Zugtriegel“) · Renner, Augustin; Renner, Ludwig: „Hier ist wahrhaft das Land der Freiheit,“ Stephania 80 (15. Dez. 2008) S. 124–135 · Renner, Augustin; Renner, Ludwig: „’Ich möchte einmal wißen, was mit mir ist’. Briefe eines nach Amerika ausgewanderten Benediktiners.“ Stephania 81 (Dez. 2009) S. 146–158 · Murrman, Warren D.: A Bavarian missionary monk in the "land of freedom" : Fr. Andreas Zucktrigel, O.S.B. The American Benedictine Review 62.2 (2011) 202–216 · Murrman, Warren D.: A Bavarian Missionary Monk in the "Land of Freedom": Fr. Andreas Zucktrigel, O.S.B., A Sequel. The American Benedictine Review 64:2 (2013) 154–177 · Dom Andreas Zucktriegel (1884–1889), in: Stintzi, Paul: Oelenberg. 900 Jahre Geschichte der Abtei (1046–1954), (Alsatica Monastica 4), Westmalle 1962, S. 153–155.

Zitierempfehlung: Zucktrigel, Andreas, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 17.01.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Zucktrigel,_Andreas

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