Adalgott von Chur

Adalgott von Chur

Adalgott von Chur

Mönch von Clairvaux; Bischof von Chur 1151–1160

† 3. Okt. 1160 Chur

Adalgott (er selbst ließ sich in Urkunden Algotus schreiben), der vor allem in der älteren Literatur seit dem 17. Jahrhundert (auch noch von Dominikus Willi) häufig mit dem Benediktinerabt Adalgott von Disentis († 26. Okt. 1031) verwechselt wird, war Zisterziensermönch in Clairvaux und ein Schüler des hl. Bernhard. Er wurde nach dem 27. März 1150, dem Todestag seines Vorgängers Konrad, zum Bischof von Chur ernannt und am 5. Sonntag nach Erscheinung des Herrn, 4. Februar 1151, konsekriert, wahrscheinlich in Mainz, zu dessen Metropolitanverband das Bistum Chur gehörte. Für diesen Umstand spricht auch, dass Bischof Adalgott in einer Urkunde, die vor dem 13. März 1151 zu datieren ist, als Zeuge für die Gründung der Abtei Altenburg in der Wetterau durch den Mainzer Erzbischof Heinrich erscheint. Am 7. Januar 1152 tritt er in Konstanz als Zeuge auf und am 20. Juli 1152 beim Hoftag in Ulm. Im selben Jahr wendet er sich wegen geschmälerter Bistumsrechte in der Grafschaft Chiavenna an seinen päpstlichen Mitbruder Eugen III., der Abt Wibald von Stablo mit der Vertretung der Angelegenheit beim Kaiser beauftragte. Auch beim Konstanzer Vertrag vom 23. März 1153, der den Romzug Kaiser Friedrichs I. einleitete, war Bischof Adalgott als Zeuge dabei, der das römische Pactum zwischen Papst Eugen und Kaiser Friedrich vom Januar 1153 garantierte. Er war also in der Reichspolitik tätig, wenn auch nicht in vorderster Reihe (Iso Müller, S. 96).

Trotz seines fortgeschrittenen Alters – die vita prima bezeichnet ihn als sapienta, aetate et gratia reverendus – war er ein tatkräftiger und reformfreudiger Bischof. In der Urkunde für St. Luzi von 1154 sagt er über sich selbst, er habe die Last des bischöflichen Amtes „zum Nutzen für die Klöster und zur Sorge für die Armenfürsorge übernommen”[1]. Besonders förderte er das erst 1140/42 gegründete Prämonstratenserkloster St. Luzi in Chur, dem er 1154 das Churer Martinsspital sowie Klosterbesitz im Mistail mit der Auflage schenkte, die Armen zu unterstützen. Im bischöflichen Eigenkloster St. Martin in Cazis stellte er die Disziplin wieder her und unterstellte es einem Prämonstratenserprior von St. Luzi. Das Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair reformierte er geistlich und materiell, während er das Kloster Schänis nur reformierte, aber nicht mit Schenkungen bedachte.

Besondere Zuwendung des Bischofs erfuhr auch das noch ungefestigte Benediktinerkloster Marienberg in Südtirol, indem er durch Schenkungen (v.a. der St. Martinskirche im Passeiertal) für dessen materielle Besserstellung sorgte. Am 13. Juli 1160 weihte er die Krypta in der Klosterkirche. Zum Andenken daran ließen die Marienberger Patres noch im 12. Jahrhundert in der Krypta ein Bild des bischöflichen Konsekrators malen, wie die Chronik von Goswin aus dem 14. Jahrhundert bezeugt. Dieses Bild ist heute nicht zu erkennen. Aufmerksam verfolgte Adalgott sicher auch die Entwicklung des 1134 gegründeten Zisterzienserklosters Salem am Bodensee, wo er am 13. September eines unbekannten Jahres zwei Altäre weihte. Da mit dem Neubau der Churer Bischofskathedrale in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begonnen wurde, geht der Entschluss zu ihrer Errichtung wohl auch auf Bischof Adalgott zurück. Sie wurde jedoch erst 1178 durch den Zisterzienserbischof Berno von Mecklenburg-Schwerin geweiht, der im folgenden Jahr auch die erste Abteikirche in Salem mit Hochaltar und Kreuzaltar weihte.

Am 13. Juli 1160 erscheint Bischof Adalgott noch als Konsekrator in Marienberg, am 3. Oktober verzeichnet der Codex C des Churer Jahrzeitbuches aus der Mitte des 12. Jahrhunderts seinen Tod. Begraben wurde er wahrscheinlich in Chur; sein Grab ist nicht erhalten. Seine Bedeutung liegt, abgesehen von dem großzügigen Plan, die Churer Kathedrale neu zu bauen, in der monastischen Erneuerung im Bistum Chur, wenn er auch keine Neugründungen vorgenommen hat (Iso Müller, S. 117). Seit 1646 (Churer Proprium) wurde Adalgott im Bistum Chur liturgisch verehrt; im Zisterzienserorden feierte man ihn erst in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts (Gregor Müller, S. 54). Am 2. Adventssonntag 1960 wurde sein 800. Todestag mit einem Pontifikalamt in der Kathedrale von Chur unter der Leitung des Nuntius Alfredo Pacini feierlich begangen.

gge, Jan. 2019

  1. ego, Algotus Curiensis episcopus, pro utilitate monasteriorum et cura pauperum pontificale onus suscipiens (Bündner Urkundenbuch. Band 1, Nr. 330 vom Jahr 1154, vor dem 9. März)

Literatur:

Hübscher, Bruno: Darstellungen des hl. Zisterziensers Adalgott, Bischof von Chur 1151–1160, und nach der Legende Abt von Disentis, in: Vorarlberger Landesmuseumsverein, Freunde der Landeskunde (Hrsg.): Jahrbuch, ISSN 1011-8748, Jg. 1996, S. 77–81 · Müller, Iso: St. Adalgott († 1160) ein Schüler des hl. Bernhard und Reformbischof von Chur, in: Analecta Cisterciensia 16 (1960), S. 92–119 · Müller, Gregor: Der hl. Adalgott, Bischof von Chur, in: Cistercienser Chronik 41 (1929), S. 50–54 · Mayer, Johann Georg: Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1, Stans, 1907, S. 206–213.

Zitierempfehlung: Adalgott von Chur, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 2.02.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Adalgott_von_Chur

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