Aelred von Rievaulx

Aelred von Rieveaulx, zeitgenöss. Abb. aus der Handschrift De Speculo Caritatis, um 1140

Aelred von Rievaulx

Ailred [Ælred, Æthelred] of Rievaulx, lat. Aelredus Rievallensis

Gründerabt von Revesby und 3. Abt von Rievaulx, geistlicher Schriftsteller

* 1109 Hexham, Northumberland
† 12. Januar 1167 Rievaulx

Aelred stammte aus einer angelsächsischen Klerikerfamilie. Sein Vater Eilaf war Propst von Hexham. Aelred genoss in seiner Jugend im Benediktinerkloster Durham eine umfangreiche klassische Ausbildung. Unter König David I. (1124–1153) hielt er sich als Jugendgefährte der schottischen Königsprinzen, dann als Ökonom am schottischen Königshof auf. In seiner Jugend dürfte er leidenschaftlich verliebt gewesen sein, aber auch viele Verfehlungen begangen haben (Inst. Incl. 32, 674; Buchmüller 48). 1134 lernte Aelred bei einer Reise nach York das Zisterzienserkloster Rievaulx in Yorkshire kennen. Kurz danach trat er dort ein. Im Noviziat wurde Aelred mit der Spiritualität des Abtes Bernhard von Clairvaux vertraut gemacht. Im Kloster wurde Aelred – wohl auch aufgrund seiner Erfahrung als einstiger königlicher Ökonom – bald das Amt des Cellerars übertragen.

Im März 1142 besuchte Aelred anlässlich einer Rom-Reise auch das Kloster Clairvaux und lernte Abt Bernhard von Clairvaux persönlich kennen. Beide sollten in geistlicher Freundschaft verbunden bleiben. Der Brief 523 von Abt Bernhard ist an Aelred gerichtet.

1142 übernahm Aelred das Amt des Novizenmeisters in Rievaulx. 1143 wurde er ausgesandt, um als Abt das Kloster Revesby in Lincolnshire zusammen mit einigen Mitbrüdern zu gründen. 1147 zum Abt seines Eintrittsklosters Rievaulx gewählt, kehrte er dorthin zurück und blieb bis zu seinem Tod 1167 im Amt.

Walter Daniel schreibt über Abt Aelreds Amtszeit in Rievaulx: „Alles verdoppelte er: Mönche, Laienbrüder, Laienmitarbeiter, Stiftungen, Landbesitz und das gesamte Kirchengerät. Die Ordensdisziplin aber und die Liebe verdreifachte er. … So hinterließ der Vater, als er zu Christus einging, dort in Rievaulx 140 Chormönche und 500 Laienbrüder.“ (Vita Ailredi 30, 38; Buchmüller 94).

Aelred verfasste zahlreiche geistliche Schriften. In seinem Frühwerk „De Speculo Caritatis“ (Über den Spiegel der Liebe) beschreibt Aelred mit viel spiritueller Erfahrung und Empfindsamkeit die Bedeutung, Kennzeichen und Wege der christlichen Liebe. Berühmtheit erlangten auch seine „Oratio Pastoralis“ (Hirtengebet) und seine Reklusinnenregel „De Institutione Inclusarum“ (Über das Institut der Reklusinnen). Aus seinen letzten Lebensjahren stammt Aelreds Traktat „De spiritali amicitia“ (Über die geistliche Freundschaft). Darin beschreibt er Wesen und Kennzeichen von geistlicher Freundschaft und erklärt ihren starken Bezug zu Gott. Aelred betätigte sich mit einer Lebensbeschreibung über den hl. König Eduard den Bekenner und über den hl. Ninian als Hagiograph. Außerdem verfasste er einige Schriften zur Geschichte Englands und Schottlands.

Aelred zog sich wohl aufgrund der streng asketischen Lebensbedingungen früh chronische Krankheiten zu, die er über viele Jahre tapfer ertrug. Er starb am 12. Jänner 1167 im Rufe der Heiligkeit. Nach seinem Tod verfasste sein Zeitzeuge und Mitbruder Walter Daniel eine Lebensbeschreibung. Abt Gilbert von Hoyland hebt in seinem vierzigsten „Sermo in Canticum Salomonis“ die Tugenden Aelreds hervor. Laut der Chronik von Peterborough sprach Papst Coelestin III. Abt Aelred im Jahre 1191 heilig (Buchmüller 171).

Mit der Zerstörung vieler englischer Klöster im 16. Jahrhundert geriet Aelred von Rievaulx in Vergessenheit, wenn ihn auch das Menologium Cistertiense des Chrysostomus Henriquez (Antwerpen 1630) noch als Heiligen führte. Erst im 19. Jahrhundert wurden seine Schriften wieder neu entdeckt und verbreitet. 1871 bestätigte Papst Pius IX. den 3. Februar als Gedenktag des seligen Abtes Aelred für den Zisterzienserorden. Seit der Neuordnung des Zisterzienserkalenders nach dem 2. Vatikanischen Konzil wird Abt Aelred als Heiliger mit Gedenktag am 12. Januar gefeiert.

Pius Maurer


Werke:

De Bello Standardii, in: PL 195, 701–712 · De Genealogia Regum Anglorum, in: PL 195, 111–113 · De Iesu Puero Duodenni, in: Hoste Anselm (CCCM 1, Turnhout 1971) 247–278; dt. Übers. in: Brem, Hildegard (Hg.) – Schwarzbauer, Josef (Übers.), Samenkörner zur Meditation (Quellen und Studien zur Zisterzienserliteratur 8, Langwaden 2004) 23–71 · De Institutione Inclusarum, in: Talbot, C. H. (CCCM 1, Turnhout 1971) 636–682; dt. Übers. in: Brem, Hildegard (Hg.) – Schwarzbauer, Josef (Übers.), Samenkörner zur Meditation (Quellen und Studien zur Zisterzienserliteratur 8, Langwaden 2004) 113–193 · De Speculo Caritatis, in: Talbot, C. H. (CCCM 1, Turnhout 1971) 2–361; dt. Übers. in: Brem, Hildegard (Hg., Übers.), Aelred von Rievaulx. Spiegel der Liebe (Texte der Zisterzienserväter 2, Eschenbach 1989) · De Spiritali amicitia, in: Hoste Anselm (CCCM 1, Turnhout 1971) 281–350; dt. Übers. in: Haacke, Rhaban (Hg., Übers.), Aelred von Rievaulx. Über die geistliche Freundschaft (Occidens 3, Trier 1978) · Dialogus de anima, in: Talbot, C. H. (CCCM 1, Turnhout 1971) 684–754 · Oratio Pastoralis, in: Wilmart, A. (CCCM 1, Turnhout 1971) 756–763; dt. Übers. in: Brem, Hildegard (Hg.) – Schwarzbauer, Josef (Übers.), Samenkörner zur Meditation (Quellen und Studien zur Zisterzienserliteratur 8, Langwaden 2004) 81–93 · Sermo de Dilectione Dei, in: Hoste Anselm (CCCM 1, Turnhout 1971) 242–244 · Sermones, Collectio Claraevallensis Prima et Secunda, in: Raciti, Gaetano (CCCM 2A, Turnhout 1989) · Sermones Inediti, in: Talbot, C. H. (Series Scriptorum Sancti Ordinis Cisterciensis 1, Rom 1952) · Sermones de oneribus, in: PL 184, 817-828; PL 195, 361-500; Vita Sancti Eduardi Regis Confessoris, in: PL 195, 737–790 · Vita Sancti Niniani, in: Pinkerton, John, Vitae Antiquae Sanctorum qui Habitaverunt in ea Parte Britanniae Nunc Vocata Scotia vel in ejus Insulis (London 1789).

Weitere Quelle:

Daniel Walter, Vita Ailredi Abbatis Rievallensis, in: Powicke, Maurice (Oxford 1978).

Literatur:

Brouette, E., Aelred, in: Dictionnaire des Auteurs Cisterciens 1 (Rochefort 1975) 10–17 · Buchmüller, Wolfgang: Die Askese der Liebe. Aelred von Rievaulx und die Grundlinien seiner Spiritualität (Langwaden 2001) · Elze, Martin: Aelred von Rievaulx, in: TRE 1 (Berlin – New York 1977) 533–535 · Grill, Leopold: Dem heiligen Aelred von Rievaulx. Zum 800. Todestag des hl. Cistercienserabtes. Sein Lebenslauf und Schrifttum, in: CistC 74 (1967) 66–92 · Lievenbrück, Ursula: Aelred von Rievaulx, in: BBKL 29 (Nordhausen 2008) 22–33.

Normdaten:

GND: 118643908 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Aelred von Rievaulx, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 15.08.2012, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Aelred_von_Rievaulx

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