Alcantara, Gerasimo

Gérasime d’Alcantara

Gérasimo de Alcántara

frz. Gérasime d’Alcantara

Gründer und Abt von Santa Susana de Maella 1798–1804

* 09. Mai 1760 Mons, Belgien
01. Nov. 1804 Santa Susana, Maella, Aragon

Gerásime de Alcántara, Taufname Petrus Josephus Octavius, wurde 1760 im belgischen Mons als Sohn eines adligen spanischen Offiziers geboren und in der dem Adel vorbehaltenen Stiftskirche Sainte-Waudru getauft. Der Vater, Ferdinand-René-Joseph de Alcántara[1] († 29. Mai 1779), war nach seiner Entlassung aus der Armee nach Belgien gekommen und hatte in Brüssel die verwitwete Belgierin Marie-Françoise-Josephe du Bois de Fiennes geheiratet, mit der er sechs Kinder hatte.

Pierre-Joseph-Octave (Pedro José Octavio) war der zweite Sohn. Er erhielt eine umfangreiche Schulbildung auf den Kollegien in Brüssel, Antwerpen und Löwen und absolvierte dann ein Noviziat in einem Benediktinerkloster. Nach zwei Jahren wechselte er, inspiriert durch die Lektüre der Lebensbeschreibung des Trappisten Dom Muce Faure († 13. Mai 1689), in die Zisterzienserabtei strengerer Observanz La Trappe in der Normandie (Profess 15. Juli 1785), nachdem er vorher die dazu erforderliche französische Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Von La Trappe floh er 1790 mit dem ehemaligen Novizenmeister Augustin de Lestrange vor der Französischen Revolution nach La Valsainte in der Schweiz. Dort wurde er zum Priester geweiht und im Kloster als Prior und Cellerar verwendet. Versehen mit einem Empfehlungsschreiben an König Karl IV., schickte ihn Lestrange im April 1793 mit einem Mitbruder (P. Jean/Juan von Sept-Fons) nach Spanien, um dort eine Klostergründung zu versuchen.

Nach abenteuerlicher Reise – zu Fuß über den St. Gotthard und per Schiff von Genua nach Barcelona – in Spanien angekommen (14. Mai 1793), wurden die beiden Trappisten, auf Vermittlung des Abtes von Santa Ana, Bernabé Torre, vom König in Audienz empfangen. Abt Lestrange sandte auf den positiven Bescheid hin bald weitere Mönche zur Verstärkung nach (Abreise 2. Feb. 1794), die zwar Reliquien des hl. Bernhard und des hl. Malachias im Gepäck hatten, aber so gut wie kein Geld. Die Gruppe erhielt schließlich Anfang 1794 die Erlaubnis, sich im alten Königskloster Poblet in Katalonien einzurichten, allerdings getrennt vom dortigen Mönchskonvent.

Schließlich gelang es den Trappisten nach langen Verhandlungen[2] das ehemalige Priorat Santa Susana in Aragon zu erwerben (Übernahme am 13. Jan. 1796) und dort das erste Trappistenkloster in Spanien zu begründen, das – nach Erhalt der königlichen Bestätigung – bald zur Abtei erhoben wurde. Am 25. März 1798 erhielt Dom Gerásimo in der Kirche San Francisco el Grande in Madrid aus der Hand des Erzbischofs von Saragossa (Joaquín Company Soler OFM), in dessen Sprengel Santa Susana lag, die Benediktion.[3]

Das neue Kloster konnte rasch weitere Mitglieder gewinnen, zu denen auch der ehemalige Offizier Charles Clausel de Coussergues (Konversbruder Jean Climaque) gehörte, dessen Briefe der bekannte Schriftsteller Chateaubriand in seinem Buch Le Génie du christianisme (Paris: Migneret, 1802, dort nur „M. de Cl.“ genannt) veröffentlicht hat (vgl. Etudes religieuses 28, Paris: Retaux & fils, 1891, S. 467.)

Dom Gerásimo erhielt am 26. August 1800 die päpstliche Bestätigung seiner Gründung. Anfang September 1804 ließ seine Gesundheit rapide nach. Am 26. Oktober 1804 legte er sich, dem Ordensbrauch entsprechend, zum Sterben auf ein Strohlager auf dem Boden nieder, wurde aber nach drei Tagen in sein Bett gelegt, wo er am 1. November 1804 verstarb. Die auf seine Veranlassung von einem unbekannten Autor verfasste dreibändige, umfangreiche Klostergeschichte, umfassend den Zeitraum von 1791 bis 1805, wurde kürzlich transkribiert und herausgegeben.

Der Konvent von Santa Susana floh 1811–1814 vor der französischen Invasion nach Mallorca, 1820–1829 erneut unterdrückt nach St. Aubin. Das Kloster trennte sich später aus organisatorischen Gründen von der sog. Kongregation von Valsainte und bestand bis zur spanischen Desamortisation 1835. Die Mönche gingen nach Frankreich (Melleray und Port-du-Salut), 1860 nach Divielle. Ende des 19. Jahrhunderts nach Spanien zurückgekehrt, gründeten sie ein neues Kloster, das heutige La Oliva.

gge, Dez. 2015

  1. Nach Pascual Francisco José de Alcántara.
  2. Die dauerhafte Niederlassung französischer Trappisten in Spanien stieß nicht überall auf einhellige Freude. Die Klostergründung wurde erst erlaubt, nachdem Dom Gérasime dem Generalvikar der Zisterzienserkongregation von Aragon, Dom Gregorio Álvarez, Abt von Leyre, ein Gehorsamsversprechen abgelegt hatte.
  3. Assistenten waren die Äbte Casimiro Rochel OSB von San Martín und Baltasar Fernández OCist von Santa Ana.

Daten:

Prof.: 15. Juli 1785; Abbas: ben. 25. März 1798.

Quellen:

Pascual, Francisco Rafael de (Ed.): Historia del Real Monasterio de Santa Susana de la Trapa, 2015.

Literatur:

Gaillardin, Casimir: Les Trappistes ou l ́Ordre de Citeaux au XIX siècle, tome 2. Paris: Comptoir des imprimeurs unis, 1844, S. 66ff. · Goethals, Félix-Victor: Dictionnaire généalogique et héraldique des familles nobles du royaume de Belgique, Band 1, Bruxelles: Polack-Duvivier, 1843, sub verbo Alcantara · J.L.B.: Un gran monje: Don Gerásimo de Alcántara, in: Cistercium 9 (1957) 61–68 · Diccionario de historia eclesiástica de España, dirigido por Quintin Aldea Vaquero, Tomás Marin Martínez, José Vives Gatell. Madrid: Inst. Enrique Florez, 1972–1975 · Ximénez de Sandoval, Felipe : La comunidad errante. Madrid, 1959 (passim).

Zitierempfehlung: Alcantara, Gerasimo, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 6.12.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Alcantara,_Gerasimo

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