Baranger, Albéric

Albéric Baranger

Albéric Baranger OCSO

2. Abt der Zisterzienserabtei Fontgombault 1878–1902

* 17. Juli 1846 Chinon, Dép. Indre-et-Loire
† 12. Sep. 1902 Fontgombault, Dép. Indre

Marie-Albéric Baranger, Taufname Eugène Joseph, geboren 1846 in Chinon in der Touraine, trat als Priesterseminarist des Bistums Tours in die Zisterzienserabtei strengerer Observanz Fontgombault ein. Am 21. November 1869 legte er die Profess ab und wurde am 21. Dezember desselben Jahres zum Priester geweiht.

Abt Dosithée Pellan, der seine Qualitäten erkannte, machte ihn bald zum Prior, dann zum Magister der Chornovizen. 1873 wurde er als Leiter der vom Kloster übernommenen Kolonie von ca. 120 straffälligen Jugendlichen in Cingé (Indre-et-Loire) eingesetzt, eine Domäne von 220 Hektar, 20 Kilometer entfernt von Fontgombault.

Nach dem Tod des Abtes Dosithée Pellan 1878 wurde er am 9. September 1878 – kaum 32 Jahre alt – zum Abt gewählt, am 18. September durch den Generalsuperior des Zisterzienserordens, Abt Teobaldo Cesari, bestätigt, und am 8. Oktober durch den Abt von Melleray, Eugène Vachette, installiert. Die feierliche Benediktion erhielt er am 21. November 1878, dem Tag Mariä Opferung und Jahrestag seiner Profess. Geleitet wurde die Feier von Charles-Amable de La Tour d’Auvergne, Erzbischof von Bourges, der dem jungen Abt die Amtsinsignien überreichte, darunter den ersten Bischofsring des Erzbischofs von Bordeaux und den Stab des berühmten Abtes Augustin de Lestrange, der die französischen Trappisten während der Französischen Revolution vor dem Untergang gerettet hatte; beides zur Verfügung gestellt durch Kardinal Donnet, Erzbischof von Bordeaux. Ebenfalls anwesend bei der Benediktion seines ehemaligen Seminaristen war neben ca. 150 Priestern und Vertretern der Zivilregierung, Erzbischof Colet von Tours. Assistenten des Erwählten waren die Äbte von Melleray (Eugène Vachette) und Bellefontaine (Jean-Marie Chouteau). Als Devise wählte Abt Baranger Omnia per Mariam – Alles für Maria.

Während Barangers Amtszeit kam es zu immer mehr Einschränkungen durch die religionsfeindliche Politik der französischen dritten Republik, die die Existenz des Klosters bedrohten. 1880 wurde die Strafgefangenenkolonie abgezogen (ein finanzielles Desaster für die Abtei), am 20. August 1890 (Festtag des hl. Bernhard von Clairvaux) der Grundstein für die neue Abteikirche gelegt. Sie wurde am 5. Oktober 1899 feierlich konsekriert, wobei die Zeremonie aber durch die Polizei unterbrochen wurde – obwohl der Präfekt noch am Vorabend sein Wort gegeben hatte, dass der Zeremonie nichts entgegenstünde. Den finanziellen Niedergang konnte auch die 1899 errichtete Schnapsbrennerei nicht aufhalten.

Abt Baranger konnte den vielfältigen Angriffen auf die Klöster gesundheitlich nicht standhalten. Vergebens rieten ihm die Ärzte zu einer Kur in Ariège. Er starb am 12. September 1902, im Alter von 57 Jahren, und wurde auf dem Klosterfriedhof beigesetzt. Sein Nachfolger wurde Fortunat Marchand.

gge, März 2014‎, rev. Mai 2025


Daten:

Prof.:21. Nov. 1869; Sac.: 21. Dez. 1869; Abbas: el. 9. Sep. 1878, ben. 21. Nov. 1878; Dev.: Omnia per Mariam.

Literatur:

G. de Beauregard: Dom Albéric, in: L’Indépendant du Blanc, 21. Sep. 1902 · Cte. de Saint-Saud: Armorial des prélats français du XIXe siècle. Paris : Daragon, 1906, S. 329 · Bellouard, Léon: Histoire de l’abbaye de Notre Dame de Fontgombault. Paris und Poitiers: Oudin, 1899, S. 143ff.

Zitierempfehlung: Baranger, Albéric, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 19.05.2025, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Baranger,_Alb%C3%A9ric

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