Barrière, Jean

Jean de La Barrière, Ausschnitt aus einem Gemälde in San Bernardo alle Terme

Jean de La Barrière

Begründer der Reformkongregation der Feuillanten (Fulienser)

* 29. April 1544 St. Céré, Dép. Lot
† 25. April 1600 Rom

Jean-Baptiste de La Barrière, jüngstes Kind eines reichen Kaufmanns aus niederem Adel, studierte in Toulouse und Bordeaux und erhielt 1562, nachdem sein Vater die Pfründe gekauft hatte, vom König die Abtei Notre-Dame-des-Feuillants bei Toulouse als Kommende. Er setzte seine theologischen Studien in Paris fort und lernte dort den späteren Kardinal Arnaud d’Ossat kennen, der sein Ratgeber und Freund wurde. Einige Zeit nach dem 8. Mai 1573 wurde Barrière zum Priester geweiht. Der beginnende Bürgerkrieg zwischen der katholischen Liga und den Hugenotten, spätestens aber der Schock der Bartholomäusnacht von 1572 brachten Barrière zu der Erkenntnis, dass der Friede und die Wiedervereinigung der Christen nicht mit Waffengewalt, sondern nur durch religiöse Erneuerung auf dem Wege ständigen Gebets und strenger Buße zu erreichen seien. (M. Müller in Francia-Recensio 2009/3). Um 1575 entschloss er sich, Mönch zu werden und sein Kloster zu reformieren. Nach dem einjährigen Noviziat im Kloster Eaunes legte er die Ordensgelübde ab und wurde 1577 zum Regularabt geweiht. 1578 wurde er auf dem Generalkapitel in Cîteaux zum Visitator der Klöster in der Region Toulouse bestellt.

Die in ihrer asketischen Strenge noch über die ursprüngliche Zisterzienserregel hinausgehenden Reformen Barriéres verpflichteten die Klostergemeinschaft nach der Regel des Hl. Benedikt zu einem Leben in Schweigen, Gebet, Arbeit und Armut. Die Mönche gingen barfuß und ohne Kopfbedeckung. Sie schliefen auf Brettern mit einem Stein als Kopfkissen, aßen kniend auf dem Boden und verzichteten auf Fleisch, Fisch, Eier, Butter und Salz. Auch Wein war verboten. Die Mahlzeiten bestanden aus Gerstenbrot, Hafergrütze und in Wasser gekochtem Gemüse. Die Schlafzeiten waren auf vier Stunden pro Nacht beschränkt.

Die Mönche, die sich der strengen Disziplin nicht unterwerfen wollten, verließen Barrière, der vier Jahre ganz allein im Kloster gelebt haben soll. Erst später füllte sich der Konvent wieder und das Kloster hatte großen Zulauf. 1586/87 bestätigte Papst Sixtus V., selbst ein dem Armutsideal verpflichteter Franziskaner, Barrières Reformen und gab ihm die Erlaubnis, weitere Klöster zu errichten. Einen Konvent der Feuillanten siedelte er in Rom an. König Heinrich III. gab dem Orden ein Haus in Paris, in das 60 Religiosen unter der Leitung Barrières einzogen. 1590 entstand mit dem Nonnenkloster in Montesquieu-Volvestre in der Diözese Rieux (später nach Toulouse umgesiedelt) auch ein weiblicher Zweig des Ordens (Feuillantinnen), der es aber nur auf zwei Klöster brachte. 1622 ließ Königin Anna von Österreich ein zweites Feuillantinnen-Kloster in der Pariser Faubourg Saint-Jacques eröffnen.

Die Strenge und Ehrbarkeit der Fulienser beschämten den Zisterzienserorden, der Barrière um 1585 exkommunizierte, und die Nähe zum König brachte dessen Gegner Barrière auf. Innerhalb der Kongregation gab es eine Spaltung in eine königstreue und eine ligistische Fraktion. Zunehmend (in Bordeaux) isoliert und nach der Ermordung Heinrichs III. 1589 auch seines wichtigsten Rückhalts beraubt, wurde Barrière auf dem ersten Generalkapitel 1589 in Turin quasi entmachtet und auf dem zweiten Generalkapitel 1590 in Rom, wie auch sein Gegenspieler Bernard de Montgaillard, formell seines Amtes enthoben. Zum Generalvikar der Kongregation wurde Jean Gualteron bestimmt. Barrière durfte Rom nicht verlassen, Montgaillard wurde nach Antwerpen ins Ausland geschickt. Papst Clemens VIII. trennte 1592 die Kongregation vom Zisterzienserorden und erlaubte ihr neue, deutlich mildere Satzungen zu entwerfen, die 1595 vom hl. Stuhl bestätigt wurden.[1]

Jean de la Barrière wurde kurz vor seinem Tod auf Betreiben des zweiten Generalvikars Guillaume de St. Claude und des Jesuitenkardinals Bellarmin öffentlich und feierlich rehabilitiert. Er starb 1600 in Rom und wurde im Kloster San Bernardo alle Terme beigesetzt. Papst Clemens VIII. erwies dem aufgebahrten Leichnam die letzte Ehre und erklärte ihn per anticipatio für selig. Zu einem formellen Verfahren kam es jedoch nie, obwohl sich auch Franz von Sales dafür einsetzte. Barrières Herz wurde in einer silbernen Kapsel nach Les Feuillants gesandt, seine Füße in das Feuillantenkloster in Paris. 1626 kam auch sein Kopf nach Les Feuillants. Bis 1791 wurden Herz- und Kopfreliquie jährlich am Todestag zur Verehrung ausgestellt, 1810 dann in einen Pfeiler der Basilika Saint Sernin in Toulouse eingemauert.

Die Zahl der Feuillantenklöster wuchs nach Barrières Tod so stark an, dass Papst Urban VIII. den Orden 1630 in eine französische und eine italienische Kongregation teilte. Beide gingen in den Wirren der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege unter.

gge, Feb. 2010‎

  1. Einige ligatreue Fulienser lösten sich nach dem Einzug Heinrichs IV. 1594 in Paris von Barrières Reform und gingen nach Flandern, wo sie schließlich in die von Bernard de Montgaillard geleitete Abtei Orval übertraten.

Daten:

Vest.: 9. Mai 1573; Abbas: ben. 6. April 1677.

Literatur:

Annoncia Bazy: Vie du vénérable Jean de la Barrière, abbé et réformateur de l'abbaye des Feuillants, fondateur de la congrégation des Feuillants et de Feuillantines, etc., et ses rapportes avec Henri III, roi de France. Toulouse : Edouard Privât; Paris : Alphonse Picard, 1885 · Benoist, Pierre: La bure et le sceptre. La congrégation des Feuillants dans l’affirmation des États et des pouvoirs princiers (vers 1560–vers 1660). Paris : Publications de la Sorbonne, 2006

Normdaten:

GND: 1011830051 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Barrière, Jean, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 8.06.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Barri%C3%A8re,_Jean

Vorlage:Page.name: LA BARRIERE, Jean de (1544–1600) – Biographia Cisterciensis