Gregorio Bartolini
Abt von Santa Croce in Gerusalemme, Präses der Zisterzienserkongregation San Bernardo in Italia, Generalsuperior (Generalabt) des Zisterzienserordens 1880–1890
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† 26. Juli 1890 Rom
Gregorio Bartolini, Taufname Emidio, wurde am 6. Dezember 1818[1] in Rom als Sohn des Mosaik- und Kameenherstellers Giuseppe Bartolini und seiner Frau Francesca Filidoni geboren. Er wuchs in der Pfarre San Bernardo alle Terme auf und trat am 15. Jänner 1835 zusammen mit seinem Bruder Cesare[2] in die Zisterzienserabtei San Bernardo alle Terme ein. Nach seiner theologischen Ausbildung im Collegium von Santa Croce in Gerusalemme empfing er am 10. Juni 1843 in der Lateranbasilika in Rom die Priesterweihe und lehrte ab etwa 1845 als Dozent am Collegium von Santa Croce in Gerusalemme. 1850 übernahm er auch das Amt eines Bibliothekars von Santa Croce in Gerusalemme. Er war ein Mann von großer humanistischer Bildung, der die lateinische Sprache sehr gut beherrschte und gerne lateinische Verse verfasste. 1855/56 war er vorübergehend Abtvikar in Sant’Angelo in Pontano, um im Frühjahr 1856 wieder nach Santa Croce in Gerusalemme und zu seinen bisherigen Aufgaben zurückzukehren. Von 1860 bis 1863 und von 1865 bis 1880 wirkte er als Prior der Abtei Santa Croce in Gerusalemme, von 1863 bis 1865 leitete er vorübergehend die Abtei als ihr Superior, von 1880 bis 1890 war er ihr Abt.
Generalpräses Teobaldo Cesari förderte Gregorio Bartolini, was sich unter anderem darin zeigte, dass er ihn 1867 zum Magister der Theologie und 1868 zum Titularabt (ohne Zuweisung einer Abtei) ernannte.[3] Kurz vor dem Tod Cesaris leitete Abt Gregorio zunächst interimistisch vom 7. Februar bis 29. April 1879 die Zisterzienserkongregation San Bernardo in Italia als Generalpräses. Dieses Amt wurde ihm am 3. September 1879 erneut übertragen und er behielt es bis zu seinem Tod 1890.
Trotz der Aufhebung und Enteignung der römischen Klöster nach der Einnahme Roms durch die italienischen Nationaltruppen König Viktor Emmanuels II. (1870) konnte Gregorio Bartolini in der zivilrechtlich aufgehobenen Abtei Santa Croce in Gerusalemme bleiben und ein vom Staat geduldetes Klosterleben mit wenigen Mitbrüdern weiterführen. Er war Zeuge, als die kostbaren Handschriften der Bibliothek von Santa Croce in Gerusalemme vom Staat übernommen und für die entstehende Biblioteca Nazionale Centrale Vittorio Emmanuele abgeholt wurden. Die staatlichen Einschränkungen hinderte die Zisterzienserkongregation San Bernardo in Italia in der Zeit von Generalpräses Gregorio Bartolini nicht, mehrere Novizen aufzunehmen und im Noviziatshaus in Cortona auszubilden.
Am 29. April 1880 wählte ihn das Generalkapitel der Zisterzienser der allgemeinen Observanz in Wien zum Generalsuperior des Zisterzienserordens. Der Heilige Stuhl bestätigte ihn als solchen am 4. Juni 1880. In seinem Rundbrief zu Beginn seiner Amtszeit machte Bartolini deutlich, dass er die unter seinem Vorgänger Teobaldo Cesari wiederbegonnene strukturelle Annäherung der diversen Zisterzienserkongregationen unter eine gemeinsame Ordensleitung unterstütze. Er ermutigte außerdem zur theologischen Aus- und Fortbildung in den Zisterzienserklöstern. Im Jänner 1881 ernannte ihn der Heilige Stuhl zum Konsultor der Sacra Congregatio de propaganda fide. Während der Abwesenheit seines Generalprokurators Henricus Smeulders, der als päpstlicher Kommissär von September 1883 bis Februar 1885 eine Reise nach Kanada unternahm, besorgte er vorübergehend auch die Agenden des Generalprokurators.
In den Angelegenheiten der Zisterzienser der strengeren Observanz („Trappisten“) konsultierte der Heilige Stuhl immer wieder Generalsuperior Bartolini, der sich dabei besonders für eine Verbesserung der theologischen Ausbildung in den Trappistenklöstern aussprach. Den Autonomiebestrebungen der Trappisten unter Generalvikar Étienne Salasc trat er entschieden entgegen. Da Bartolini als Generalsuperior des ganzen Zisterzienserordens auch formelles Oberhaupt der Trappisten war, stand er mit mehreren Verantwortungsvertretern der Trappisten, unter anderem mit Abt Sébastien Wyart, in höflichem Kontakt.
Auf die schriftliche Bitte der Äbte der österreich-ungarischen Zisterzienserprovinz, der italienischen Zisterzienserkongregation und des belgischen Zisterzienservikariats hin verlängerte der Heilige Stuhl am 29. März 1886 Bartolinis Amtszeit als Generalsuperior um weitere sechs Jahre. Generalsuperior Bartolini visitierte 1888 die Zisterzienserkongregation von Sénanque und stand der Wahl des neuen Generalpräses Jean-Marie Léonard vor. Der Versuch des Zisterziensers Manuel Diez, in Spanien Zisterzienserklöster wieder zu besiedeln, wurde von ihm unterstützt, war aber von keinem Erfolg gekrönt.
Generalsuperior Gregorio Bartolini starb 1890 völlig unerwartet an den Folgen eines Schlaganfalls. Weil die Klöster Roms seit ihrer zivilrechtlichen Aufhebung 1873 in ihren Möglichkeiten stark eingeschränkt waren, erlaubte der Heilige Stuhl, dass das nächste Oberhaupt des Zisterzienserordens nicht in Rom residieren müsse[4]. Das Generalkapitel 1891 wählte den Generalvikar der österreichisch-ungarischen Zisterzienserprovinz, den Hohenfurter Abt Leopold Wackarž, der Gregorio Bartolini besonders geschätzt hatte, zum neuen Generalabt des Zisterzienserordens.
Pius Maurer, Juli 2017
- ↑ Das Geburtsdatum Gregorio Bartolinis war viele Jahre unbekannt. Erstmalige Veröffentlichung des Geburtsdatums und Quellenangabe dazu: vgl. Maurer, Pius: Generalabt Gregorio Bartolini (1818–1890), sein Leben und Wirken, in: ACi 66 (2016) 3–176, hier 8–9.
- ↑ Cesare Bartolini, * 25. Oktober 1819 in Rom, † 20. März 1878 ebenda; trat am 15. Jänner 1835 zusammen mit seinem Bruder Emidio in San Bernardo alle Terme ein und erhielt den Ordensnamen Leone. Nach dem Studium in Santa Croce in Gerusalemme und der Priesterweihe war er Pfarrer von Foce (1850–1856), Prior von Santa Croce in Gerusalemme (1856–1860), Prior von San Bernardo alle Terme (1860–1862) und Pfarrer von San Bernardo alle Terme (1862–1878).
- ↑ Bestätigung durch die Religiosenkongregation am 7. August 1868. Die Benediktion soll der Kardinalprotektor der Zisterzienser, Nicola Clarelli Parracciani, vorgenommen haben.
- ↑ vgl. Kronpass, M. Immolata, Zakar, Polykarp: Die Wahl Leopold Wackarz’ zum Generalabt, in: Analecta Cisterciensia 36 (1980) 3–86, hier S. 69.
Daten:
Sac.: 10. Juni 1843; Abbas: 1868.Werke:
In Laudem B. Eugenii III. P. M. Inscriptiones et Carmina. Rom: Tipografia della Pace, 1875 · Epistola Encyclica. Rom: Tipografia Salviucci, 1881 · Ad Abbates et Sodales S. Ord. Cisterciensis Congregationis de Senanque Literae Indictiones Sacrae Visitationis. Rom: Fratres Pallotta, 1888.Literatur:
Maurer, Pius: Generalabt Gregorio Bartolini (1818–1890), sein Leben und Wirken, in: Analecta Cisterciensia 66 (2016), S. 3–176 · Cistercienser Chronik 3 (1891), S. 215–217.Vorlage:Page.name: BARTOLINI, Gregorio (1818–1890) – Biographia Cisterciensis