Bebenhausen

Kloster Bebenhausen

ehemalige Zisterzienserabtei in Bebenhausen (heute Ortsteil von Tübingen, Baden-Württemberg); besiedelt 1189/1190 von zwölf Zisterziensermönchen des Klosters Schönau (bei Heidelberg), untergegangen in der Reformation.

Die Gründung des Klosters

Ein Gütertausch mit dem Bistum Speyer war eine Voraussetzung für das durch Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen (1182–1219) „zum Zwecke seines Seelenheils“ wahrscheinlich 1183 gestiftete Kloster beim Dorf Bebenhausen. Die Mönche waren – der Konzeption Bebenhausens als Grablege für die pfalzgräfliche Familie entsprechend – zunächst Prämonstratenser, die vielleicht aus Marchtal (Obermarchtal bei Ehingen) kamen. Vor 1189/90 verließen indes die Prämonstratenser Bebenhausen, und Zisterziensermönche aus Schönau (bei Heidelberg) unter ihrem Gründungsabt Diepold siedelten sich dort an, nachdem der Anfrage des Pfalzgrafen Rudolf in Cîteaux durch eine die Örtlichkeiten untersuchende Kommission und das Generalkapitel positiv entsprochen worden war. Bebenhausen gehörte über Schönau und Eberbach damit zur Filiation der Mutterabtei Clairvaux.

Die Zisterzienser in Bebenhausen

Erst unter den Zisterziensern begann der eigentliche Bau und Ausbau von Kloster und Klostergebäuden. Jedenfalls berichten mittelalterliche Quellen zu Beginn des 13. Jahrhunderts von einer angespannten wirtschaftlichen Lage, die trotz weitreichender Schenkungen und Güterzuwendungen das Kloster erfasst hatte. Doch zählte die Mönchsgemeinschaft am Ende des 13. Jahrhunderts bis zu 80 Mönche und 130 Konversen (Laienbrüder) und wurde im Verlauf des späten Mittelalters zum reichsten württembergischen Kloster.

Rechtliche Grundlagen

Die rechtlichen Grundlagen für das Zisterzienserkloster gaben die frühen Privilegienverleihungen ab. Zu erwähnen ist zuvorderst das „Große Gründungsprivileg“ des Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen vom 30. Juli 1191. Der Absicherung Bebenhausens gegenüber dem Königtum diente das Diplom Kaiser Heinrichs VI. (1190–1197) vom 29. Juni 1193, in dem der Herrscher die Rechte, Freiheiten und Besitzungen, die dem Kloster von seinem Gründer gewährt worden waren, bestätigte. Schließlich erhielt mit Datum vom 18. Mai 1204 die Zisterze von Papst Innozenz III. (1198–1215) ein großes Privileg, in dem der römische Bischof nach dem üblichen Formular die üblichen zisterziensischen Rechte und Vergünstigungen, u.a. die Unterstellung unter das Papsttum und die Exemtion vom Bischof, vergab.

Die Grundherrschaft

Das Kloster Bebenhausen besaß eine umfangreiche wirtschaftliche Grundlage aus Gütern und Rechten, die vom Zabergäu über den Schönbuch bis zur Schwäbischen Alb reichten. Gemäß einer „zisterziensischen Autarkie“ wurde der Landbesitz – zumindest bis ins 14. Jahrhundert hinein – in Eigenwirtschaft betrieben, d.h. die Grundherrschaft bestand aus Grangien unter der Leitung von Mönchen, die im Rahmen einer leistungsfähigen Klosterwirtschaft von Laienbrüdern unterstützt wurden. Es gab Grangien mit ausgeprägtem Ackerbau neben denen, die auf Viehzucht spezialisiert waren. Fischteiche und Fischwirtschaft spielten ein wichtige Rolle, ebenso die Waldbewirtschaftung, der Weinbau und die Gartenwirtschaft, die für die innerklösterliche Versorgung bedeutsam war. Auch auf die Verflechtung des Klosters mit der städtischen Wirtschaft sei hingewiesen, besaß die Mönchsgemeinschaft doch städtische Klosterhöfe (Pfleghöfe), u.a. in Ulm. Über Ulm betrieb das Kloster einen intensiven Weinhandel, die Klosterhöfe in den Städten wurden zu Verwaltungsmittelpunkten innerhalb der Grundherrschaft. Dass Letztere sich im Verlauf des späten Mittelalters unter Aufgabe der Grangienwirtschaft zu einer Rentengrundherrschaft mit aus der Güterverpachtung gezogenen Zinsen entwickeln sollte, sei noch am Rande erwähnt, ebenso, dass in dieser Zeit das Kloster an einige Patronats- und Zehntrechte gelangte.

Bebenhausen und Württemberg

Im 14. Jahrhundert geriet die Zisterze Bebenhausen zunehmend in den Sog der württembergischen Landesherrschaft. Schon zu Beginn des Jahrhunderts war Bebenhausen vom Reichskrieg gegen den Grafen von Württemberg (1310–1312) betroffen, der Druck verstärkte sich nach der Übernahme der Tübinger Pfalzgrafschaft durch Württemberg (1342) und nach dem Sieg der Württemberger über den schwäbischen Städtebund in der Schlacht bei Döffingen (1388). Auf die Dauer wichen somit Reichsbindung und relative (zisterziensische) Reichsunmittelbarkeit des Klosters der Landesherrschaft der württembergischen Grafen und Herzöge. Im Verlauf gerade der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts verstärkte sich die Landsässigkeit der Zisterze bis hin zur Landstandschaft. Bebenhausen mit seinem Klosterterritorium zwischen Altdorf/Breitenstein und Unterjesingen/Lustnau/Pfrondorf und um Immenhausen und Ofterdingen wurde zu einem württembergischen Prälatenkloster, gehörte zu den Landständen innerhalb des Herzogtums und war seit 1498 auf den württembergischen Landtagen vertreten. Als nach einem habsburgischen Zwischenspiel (1519–1534) Herzog Ulrich von Württemberg (1498–1550) die Rückeroberung seines Territoriums gelungen war, führte er in seinen Prälatenklöstern die Reformation ein (1534/35). Auch Bebenhausen war davon betroffen, die katholische Klosterzeit neigte sich nach dem Tod des Abtes Johannes von Fridingen (1493–1534) dem Ende zu, nachdem die Zisterze schon im Rahmen des Bauernkriegs 1525 Schaden genommen hatte.

Die nachmittelalterliche Zeit

Nach Einführung der Reformation in Bebenhausen gingen die Mönche, die am alten Glauben festhielten – es war rund die Hälfte von 36 Brüdern –, nach Stams in Tirol bzw. Tennenbach im Breisgau. Katholische Mönche sollten aber noch zweimal nach Bebenhausen zurückkehren: während des Augsburger Interims (1548) unter Abt Sebastian Lutz (1547–1560), der der letzte katholische Abt war und dem mit Eberhard Bidembach der erste evangelische Abt folgte, und während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) von 1629 bis 1632 und ab 1634. Nach dem Westfälischen Frieden (1648) war es dann vorbei mit dem katholischen Kloster in Bebenhausen. Schon 1556 war eine evangelische Klosterschule eingerichtet worden. Das evangelische Kloster wurde 1806 säkularisiert, aus dem Abtshaus wurde ein Jagdschloss, Teile der Klostergebäude ebnete man ein. Zwischen 1850 und 1987 kam es immer wieder zu Restaurierungs- und Wiederherstellungsarbeiten, die Klostergebäude östlich der Klausur wurden als Schloss (1864–1946), Teile der Abteianlage nach dem 2. Weltkrieg als Archiv, Depot oder Landtag des Landes Württemberg-Hohenzollern (bis 1952) genutzt. Es blieb aber bis heute das mittelalterliche Kloster zum großen Teil erhalten.

Die Klosteranlage

Ein teilweise dreifacher Mauergürtel (einschließlich der erhaltenen Türme und Tore) umgibt die Klosteranlage, die immer noch den Geist zisterziensischer Raumaufteilung widerspiegelt. Dies gilt besonders für den Bereich der Klausur um den spätgotischen Kreuzgang mit Kirche, Dorment (Schlafraum), Refektorium (Speisesaal), Kapitelsaal, Parlatorium und Bruderhalle. Die Weihe der spätromanischen dreischiffigen Klosterkirche, von der nur noch der östliche Teil mit Querhaus, Vierungsturm und Presbyterium steht, datiert ins Jahr 1228, so dass das Gotteshaus und der daran anschließende Osttrakt mit den Aufenthaltsräumen der Mönche wohl zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt waren. Der westliche Trakt der Laienbrüder wurde noch im 13. Jahrhundert zu Ende geführt. Am Südtrakt mit der Küche schloss sich seit dem 14. Jahrhundert das Sommerrefektorium mit seinem Dachreiter an. Das Abtshaus stammt ursprünglich von 1338/1339. Östlich der Klausur entstanden im Verlauf des 15. Jahrhunderts Herrenhaus und neue Infirmaria, auch an der Kirche gab es spätgotische Veränderungen, ebenso entstand bis 1513 oder 1520 ein beheizbares (Winter-) Refektorium. Die Reformation beendete die reiche Bautätigkeit, die Kirche wurde bis 1566/1568 als Steinbruch benutzt. Verwiesen sei zuletzt auf den Friedhof östlich der Kirche, auf die Wirtschaftsgebäude (Scheunen, Ställe, Mühlen, Werkstätten) sowie auf den Fischteich.

Die nachklösterliche Zeit

Nach der Säkularisation 1806 nutzten die württembergischen Landesherren das ehemalige Abtshaus als Jagdschloss. König Wilhelm II. von Württemberg († 1921) und Königin Charlotte († 1946) nahmen nach ihrer Abdankung im November 1918 hier ihren Wohnsitz. In den Jahren 1947 bis 1952 diente Schloss Bebenhausen als Sitz des Landtags von Württemberg-Hohenzollern. Heute gehören Schloss und Kloster Bebenhausen dem Land Baden-Württemberg und sind für Besichtigungen geöffnet.

Michael Buhlmann


Literatur:

„Bebenhausen“, bearb v. Hans Jänichen u. Gerhard Kittelberger, in: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd.6: Baden-Württemberg, hg. v. Max Miller u. Gerhard Taddey (= Kröner Tb 276), Stuttgart ²1980, S.67ff. · Eberl, Immo: Die Zisterzienser. Geschichte eines europäischen Ordens, Darmstadt 2002. · Köhler, Mathias: Die Bau- und Kunstgeschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters Bebenhausen bei Tübingen (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B 124), Stuttgart 1995. · Kottmann, Albrecht: Maßverhältnisse in Zisterzienserbauten (Eberbach, Maulbronn, Bronnbach, Bebenhausen) (= Schnell&Steiner Kunstführer 894), Regensburg ³1979. · Scholkmann, Barbara, Lorenz, Sönke (Hg.): Von Citeaux nach Bebenhausen. Welt und Wirken der Zisterzienser, Tübingen 2000. · Sievermann, Dieter: Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, Sigmaringen 1989. · Sydow, Jürgen (Bearb.): Die Zisterzienserabtei Bebenhausen (= Germania sacra NF 16 = Das Bistum Konstanz 2), Berlin-New York 1984.

Zitierempfehlung: Bebenhausen, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 30.08.2012, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Bebenhausen