Beyer, Andreas

Andreas Beyer

Andreas Beyer

Abt der Zisterzienserabtei Heinrichau 1611–1627

† 18. Okt. 1627

Andreas Beyer oder Bär (Ursinus) soll nach der Historia brevis Abbatum Monasterii Henrichoviensis ein Bruder des Breslauer Weihbischofs Franz Ursinus gewesen sein, was aber nicht gut denkbar ist, denn der Weihbischof stammte aus Glogau und Abt Andreas aus dem Klosterdorf Frömsdorf. Nach dem 6. Oktober 1611, dem Todestag seines Vorgängers Nikolaus Hübner, zum Abt der Zisterzienserabtei Heinrichau gewählt, wurde er am 1. Januar 1612 bestätigt und war lt. Pfitzner „ein Mann von ausgezeichneten Talenten und großer Gelehrsamkeit“. Er war zugleich geistlicher Rat und Beichtvater des Erzherzogs Karl von Österreich, Bischof zu Breslau (Pfitzner).

Während seiner Regierungszeit, in die die ersten Jahre des Dreißigjährigen Krieges fielen, wurde Heinrichau am 14. Januar 1616 durch den Schlesien bereisenden Generalabt Nicolas Boucherat von Cîteaux visitiert, der von den Äbten Georg Vrat von Königsaal als Generalvikar für Böhmen und Schlesien und Abt Georg Eschricht von Neuzelle begleitet wurde. Die Visitatoren fanden dort sieben Professen, drei Priester, einen Subdiakon, einen Novizen und einen Konversen vor. Als Folge dieser Visitation erhielt Abt Andreas (wie alle schlesischen Äbte) für sich und seine Nachfolger das Recht zur Glockenweihe.

Wegen des seit 1585 andauernden Exemtionsprozesses ließ Abt Andreas, um die bischöflichen Jurisdiktionsrechte von seinen abteilichen Exemtionsrechten zu trennen, 1616 unweit des Klosters an der nach Alt Heinrichau führenden Straße, schräg gegenüber dem Kretscham, eine neue Kirche bauen. Sie war dem Apostel Andreas gewidmet und wurde am Fest Allerheiligen, 1. November 1617, vom Breslauer Weihbischof Martin Kolsdorf feierlich eingeweiht. Diese Kirche diente als Pfarrkirche für die Gemeinden Heinrichau, Zesselwitz, Neuhof und Taschenberg, während die Predigten in der Stiftskirche gehalten wurden.

Sämtliche Reformbemühungen des Ordensgenerals Boucherat in Schlesien wurden zunichte, als nach der Schlacht am Weißen Berg (8. Nov. 1620) der Dreißigjährige Krieg nach Schlesien kam. Die Klosterdörfer an der schlesischen Grenze wurden verwüstet, auch das Stift Heinrichau überfallen und Abt Andreas mit seinem Konvent vertrieben.

Von Gram und Alter gebeugt, resignierte Abt Andreas in Gegenwart der Äbte Christoph Hochgesang von Kamenz und Adam Wolfgang von Grüssau sein Amt in die Hände des Abtes Matthäus Rudolf von Leubus und am 8. Juli 1627 wählte der Konvent Kaspar Gleisberg zum Nachfolger. Der resignierte Abt Andreas starb schon am 18. Oktober desselben Jahres.

gge, April 2022


Daten:

Abbas: el. nach dem 6. Okt. 1611, conf. 1. Jan. 1612, res. 7. Juli 1627.

Literatur:

Grüger, Heinrich: Heinrichau: Geschichte eines schlesischen Zisterzienserklosters. Wien: Böhlau 1978 · Pfitzner, Wilhelm: Versuch einer Geschichte des vormaligen Fürstlichen Cisterzienser-Stiftes Heinrichau bei Münsterberg in Schlesien. Breslau: Trewendt, 1846.

Zitierempfehlung: Beyer, Andreas, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 14.04.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Beyer,_Andreas

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