Beyer, Konstantin

Konstantin Beyer

Konstantin Beyer

Abt des Zisterzienserklosters Leubus in Schlesien 1733–1747

* 02. Dez. 1688 Polnisch Schweinitz [Świdnica Polska, Polen]
† 24. Juni 1748 Seitsch [Sicin, Polen]

Konstantin Beyer wurde am 2. Dezember 1688 in Polnisch Schweinitz in Niederschlesien geboren. Er trat am 20. Juli 1710 unter Abt Ludwig Bauch in die Zisterzienserabtei Leubus ein, legte am 15. August 1711 die Profess ab und wurde im September 1716 Priester. Er war Theologieprofessor im Kloster und als ausgezeichneter Prediger bekannt als er nach dem Tod des Prälaten Dominikus Süßmuth zum Abt gewählt wurde (4. Feb. 1733). Er war der letzte Leubuser Abt, der seine Bestätigung von der böhmischen Krone (Kaiser Karl VI.) erhielt.

Von seinem Vorgänger übernahm Abt Konstantin ein blühendes Kloster mit gut gefüllter Kasse, konnte es aber wegen des Schlesischen Krieges und der Übernahme der Landeshohheit durch den preußischen König nicht im selben Zustand hinterlassen. Bald nach seiner Wahl reiste er mit seinem Prior Wilhelm Steiner nach Wien, um die kaiserliche Bestätigung des Kaufes der Dörfer Pombsen [Pomocne] und Seitendorf [Mysłów] und die Zustimmung zum Kauf des Gutes Seichau [Sichów] zu erlangen, was beides mit großer Mühe und nach Zahlung hoher Gebühren auch gelang. Der Kaufpreis des Gutes Seichau betrug 100.000 Taler, die ihm Prälat Ludwig Bauch in bar hinterlassen hatte. Neben Seichau kaufte das Stift noch das kleinere Gut Grüntal, das jedoch später gegen ein anderes, Reichswald, getauscht wurde.

Viel Mühe und Geld verwendete Abt Konstantin auf die Innengestaltung der von Prälat Ludwig erbauten kolossalen Gebäude in spätbarocker Pracht. 1733 war die Ausgestaltung des Refektoriums (durch Felix Anton Scheffler) abgeschlossen, 1733 bis 1737 folgte der Kapitelsaal, danach die beiden größten Säle: der sog. Fürstensaal 1734–1738 und die Hauptbibliothek 1738. Etwa zur gleichen Zeit wurden im Klosterambit 76 Bilder von Zisterzienserheiligen gemalt, die den Hymnus „Jesu dulcis memoria“ darstellen. Noch während man an der Ausstattung der Festsäle arbeitete, wurde 1734 mit dem Neubau der Pfarrkirche St. Valentin im Städtel-Leubus begonnen, deren Rohbau 1743 beendet war (konsekriert 1749). Gleichzeitig erbaute das Kloster die Propsteikirche St. Martin in Seitsch bei Gohrau. Im sechsten Jahr seiner Regierung, 1699, reiste Abt Konstantin zum Generalkapitel des Ordens nach Cîteaux, von wo er – wie P. Arnold Teichert in seiner handschriftlichen Klostergeschichte von 1759 berichtet – an Leib und Seele erkrankt und kaum noch regierungsfähig zurückkehrte.[1]

Der Niedergang des Klosters Leubus begann mit dem Ersten Schlesischen Krieg 1740–1742. Der Abt floh nach Welehrad in Mähren, wo er sechs Monate blieb. In seiner Abwesenheit geriet Leubus in große Bedrängnis. König Friedrich II. legte dem Stift im Sommer 1741 eine Kontribution von 200.000 Reichstalern auf, die zwar auf die Bitten der Zisterzienser um die Hälfte gemindert, schließlich aber durch ein im Kloster einquartiertes Husarenregiment und die Verhaftung von sechs Stiftsmitgliedern erpresst wurde. Dadurch und durch eine zweite Kontribution von 40.000 Talern, auch durch den materiellen Schaden, der sich nicht berechnen ließ, und durch die laufenden Kriegssteuern wurde Leubus in ungeheure Schulden gestürzt und gezwungen, einen Teil seiner Güter zu verpfänden.[2]

Der habsburgfreundliche Abt Konstantin kränkelte auch nach der Rückkehr aus Welehrad. Ein königliches Dekret vom 18. Februar 1747 entsetzte ihn der Abtswürde, was aber durch den Generalvikar des Ordens in Schlesien, Abt Gerhard Wiesner von Heinrichau, nicht akzeptiert wurde. Die preußische Regierung ließ sich die Beeinflussung der Wahl nicht nehmen und König Friedrich ordnete an, dass das Wahlkapitel einen Dreiervorschlag (sog. Terno) einreichen sollte, aus dem der König selbst einen Kandidaten ernennen würde. Abt Konstantin resignierte am 23. März 1747 in aller Form und am 24. März 1747 traten die Wähler zusammen und wählten den vom König bestimmten preußenfreundlichen Kamenzer Abt Tobias Stusche zum Nachfolger.

gge, Dezember 2016

  1. Historia domestica Lubensis, [Leubus] 1759, Universitätsbibliothek Breslau, Sign. IV F 209
  2. Die Ereignisse des Ersten Schlesischen Krieges beschrieb der damalige Provisor Stephan Volkmann in einer 24 Folioseiten umfassenden Chronik, die 1881 von Joseph Jungnitz veröffentlicht wurde (Kloster Leubus im ersten schlesischen Kriege. Nach Aufzeichnungen des P. Stephanus Volckmann mitgetheilt, in: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 15 (1881), Heft 2, S. 445—479).

Daten:

vest.: 20. Juli 1710; Prof.: 15. Aug. 1711; Sac.: Sep. 1716; Abbas: el. 4. Feb. 1733.

Literatur:

Wintera, Laurentius: Leubus in Schlesien, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 25 (1904) S. 502–514, 676–697, hier: 692–694 · Grüger, Heinrich: Schlesisches Klosterbuch: Leubus, in: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, Band 22, 1981, S. 1–32.

Zitierempfehlung: Beyer, Konstantin, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 31.03.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Beyer,_Konstantin

Vorlage:Page.name: BEYER, Konstantin (1688–1748) OCist – Biographia Cisterciensis