Bibliothek:Die Schicksale der letzten Mönche von Heisterbach

Pohl, Joseph: Die Schicksale der letzten Mönche von Heisterbach. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 73 (1902), S. [88]–111. ISSN 0341-289X
S. [88]

Die Schicksale der letzten Mönche von Heisterbach

von

Dr. Joseph Pohl, Gymnasialdirector a. D., Poppelsdorf

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Das katholische Pfarrarchiv zu Königswinter bewahrt einen von dem Abte Edmund Verhoven unter dem 30. Oktober 1802 als richtig bescheinigten "Real Status" und einen "Personal-Status der Bernhardiner-Abtey zu Heisterbach im amte Loewenberg"1). Ich schrieb mir vor etwa 25 Jahren beide Verzeichnisse ab. Es reizte mich, über den Verbleib der Güter und die späteren Schicksale des Abtes und seiner 20 Konventualen Näheres zu erfahren, und nachdem ich etwa hundert Briefe geschrieben, das königliche Staatsarchiv zu Düsseldorf benutzt, eine Anzahl Kirchenbücher und gedruckte Werke nachgesehen und bei verschiedenen alten Leuten Erkundigungen eingezogen hatte, war ich mit der Hauptsache so ziemlich im Reinen. Nur über die beiden Mönche Augustin Müller und Leopold Bohnen war es mir nicht gelungen das Gewünschte zu ermitteln, und so habe ich die für diese Zeitschrift bestimmte Arbeit bei Seite liegen lassen. Indessen rechtfertigt es wohl das durch Veröffentlichungen2) fortwährend bekundete Inter-

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1) Abgedruckt in Maassen, Geschichte der Pfarreien des Dekanates Königswinter. Köln, Bachem, 1890 S. 557–563.

2) Vgl. Maassen a. a. O. S. 323–353; ferner Dr. Paul Redlich, Zur Aufhebung der Abtei Heisterbach in diesen Annalen Heft 70 S. 86–94. — Stramberg, Rhein. Antiquarius III 8, 572 f.; 12, 76. 78. 87. 589. 591; 13, 70 f. —: H. Hüffer, Der Grabstein des Burggrafen

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|[89]esse an der Geschichte Heisterbachs, das Gesammelte nunmehr zum Abdruck zu bringen. Freilich sind es keine geschichtlich bedeutenden Persönlichkeiten, deren Leben bei der Dürftigkeit des Materials obendrein nur mit wenigen Strichen skizziert werden kann; indessen knüpfen ihre Geschicke an eine namentlich durch Caesarius von Heisterbach wichtig gewordene rheinische Kulturstätte an und sind selber mittelbar das Ergebniss des weltgeschichtlichen Ereignisses der französischen Revolution, Geschicke, die in ihrer Mannigfaltigkeit auch von rein menschlichem Standpunkte betrachtet, immerhin einige Theilnahme erwecken dürften.

Indem ich mich für diesmal auf die Erläuterung des Personal-Status beschränke, schicke ich zum besseren Verständniss der mit vieler Mühe gesammelten Notizen einige kurze allgemeine Bemerkungen voraus. Der Hauptschluss der ausserordentlichen Reichsdeputation vom 25. Februar 1803 bestimmte in §. 35: "Alle Güter der fundirten Stifter, Abteyen u. Klöster...., deren Verwendung in den vorhergehenden Anordnungen nicht förmlich festgesetzt worden ist, werden der freyen u. vollen Disposition der respectiven Landesherrn ...überlassen, unter dem bestimmten Vorbehalte der festen und bleibenden Ausstattung der Domkirchen...u. der Pensionen für die aufgehobene Geistlichkeit....", ferner in §. 42: "Die Säkularisation der geschlossenen Frauenklöster kann nur im Einverständniss mit dem Diöcesan-Bischoffe geschehen. Die Mannsklöster hingegen sind der Verfügung der Landesherren oder neuen Besitzer unterworfen, welche sie nach freyem Belieben aufheben, oder beybehalten können. Beyderley Gattungen können ---

Heinrich von Drachenfels zu Rhöndorf, -Annal. Heft 61, 237–244. — Al. Meister, Die Fragmente der Libri VIII Miraculorum des Caesarius v. Heisterbach, Freiburg, Herder 1901. — Ferner allein in den Rheinischen Geschichtsblättern: F. Schmitz, Heisterbacher Grundzinsen zu Bonn I, 16 ff. — Höfer, Regesten zur Geschichte der Abtei Heisterbach II, 80 ff. III, 87. ff. — F. Schmitz, Ein Lagerbuch der Abtei Heisterbach III, 57. — F. Schmitz, Heisterbach in Vergangenheit und Gegenwart III, 148 ff. — Höfer, Die sog. Heisterbacher Tafeln III, 95. — Höfer, Quellen zur Geschichte der Abtei Heisterbach IV, 307. — Höfer, Regesten über Caesarius v. Heisterbach V, 341. — Dr. Ferd. Schmitz, Die Aufhebung der Abtei Heisterbach nach den Akten des Königlichen Staatsarchivs zu Düsseldorf. Druck: Joh. Heider, B.-Gladbach (o. J.) 15 S. 8°.

Seite 90

|[90]nur mit Einwilligung des Landesherrn oder neuen Besitzers Novizen aufnehmen", endlich in §. 64: "....Aebte...erhalten verhältnissmässig nach dem Vermögen ihrer Abtey 2000 bis 8000 Gulden Pension. Ihre, und andere Klosterconventualen 300 bis 600 Gulden...."

Von vorstehendem §. 42 Gebrauch machend, hob ein kurfürstliches im Staatsarchiv zu Düsseldorf beruhendes Dekret vom 12. September 1803 die im Herzogthum Berg gelegene Abtei Heisterbach auf. Indessen erhielten im Widerspruch mit obigem §. 64 nach einer Verfügung vom 14. Oktober 1803 an Pension der Abt bloss 450 Reichsthaler, jeder der beiden Senioren, Ludwig Haag und Aegidius Weimer, 150 Reichsthaler, und jeder der übrigen Geistlichen 140 Reichsthaler1) Außerdem wurde bestimmt, dass sie bis längstens 1. Dezember 1803 auszutreten hätten. Am 3. November 1803, auf welchen Tag auch der Verkauf des Hausgeräthes angesetzt war, wurde die Bibliothek in 56 Kasten nach Niederdollendorf gebracht und dort nebst dem Archiv in ein Schiff verladen. Ein Theil der 4987 Bände wurde laut mündlicher Mittheilung eines Augenzeugen zur Ausfüllung der Fuhrgeleise des schlechten Fahrweges von Heisterbach nach Niederdollendorf benutzt!

Ueber die im Nachstehenden zu nennenden dem Abte von Heisterbach unterstehenden Klöster in Bürvenich, Schweinheim, Zissendorf, desgleichen über das Patronat der Pfarrkirche in Flerzheim vgl. Maassen a. a. O. S. 335 f. Gnadenthal, Blatzheim, Neukirchen und Neustadt finde ich bei ihm nicht erwähnt.

Endlich sei noch bemerkt, dass die Rechtschreibung der Familiennamen möglichst die von ihren Trägern selbst befolgte ist.

Was nun Zahl und Namen der Konventualen betrifft, so

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1) Behufs Vergleichung sei hier Folgendes bemerkt: Durch Beschluss der Konsularregierung vom 20. Prairial X (9. Juni 1802) wurden alle geistlichen Korporationen in den 4 Departements des im Frieden zu Lüneville am 20. Pluviose IX (9. Februar 1801) an Frankreich abgetretenen linken Rheinufers aufgehoben. Artikel 12 dieses Beschlusses lautet: "Die Glieder der aufgehobenen Häuser oder Anstalten, die in dem Gebiete der Republik geboren sind und in demselben fortan wohnen bleiben, erhalten eine jährliche Pension; nämlich 600 Frk. Jeder, der das sechzigste Jahr vollendet hat, 500 jede Person unter sechzig Jahren".

Seite 91

|[91]giebt Aegidius Müller, Siegburg und der Siegkreis, Siegburg 1860, II S. 185 an, bei der Aufhebung des Klosters 1803 hätten sich ausser den unten zu behandelnden 21 Mitgliedern noch folgende in demselben gefunden: Anton Fischenich, Subprior, Georg Martin, Senior, Benedikt Hermes, Engelbert Kratz, Johann Wald und Godfried Heinen. Auf den Widerspruch dieser Angaben mit denen des Personal-Statuts aufmerksam gemacht, schrieb Müller mir d. d. Immekeppel den 30. August 1877, er habe die Daten von dem früheren Pfarrer Scherer in Lülsdorff erhalten, welcher vor längerer Zeit Pfarrer in Honnef gewesen und während dieser Zeit fleissig für die Geschichte dortiger Gegend gesammelt hätte. "Die Notizen", fährt er fort, "über die Aufhebung von Heisterbach hatte derselbe von dem Pfarrer Olzem bekommen und sind dieselben insofern authentisch. Was nun das bezogene Verzeichniss anbelangt, so fragt es sich, ob dasselbe nur diejenigen Mönche enthält, welche in Heisterbach Profess abgelegt haben, oder auch die, welche dieses in anderen Klöstern gethan, aber später zur Hülfeleistung oder aus andern Gründen dem Kloster Heisterbach überwiesen wurden. Es wird wohl das Erstere der Fall gewesen sein, analog dem Verzeichnisse, welches bezüglich der Abtei Steinfeld Prof. Braun in den Annalen veröffentlicht hat"1).

Dass diese Annahme falsch ist, wird durch einen im Kgl. Staatsarchiv zu Düsseldorf vorhandenen Personal-Etat der Abtei Heisterbach vom 14. November 1803 wahrscheinlich, worin jene Namen ebenfalls fehlen. Ihre wenigstens theilweise Unrichtigkeit wird aber dadurch geradezu bewiesen, dass Engelbert Kratz damals bereits todt war. Es ergibt sich dies aus einem gedruckten im Pfarrarchiv zu Rheinbreitbach aufbewahrten 15 cm langen und 17 cm breiten Todesanzeige-Formular, auf welchem bloss das nachstehend cursiv Gedruckte geschrieben ist. Es lautet

"JESUS, MARIA, BERNARDUS.
(sog. Tumba mit Kreuz und Kerzen)

Anno Domini 1800 die 19 8bris consuetis Ecclesiae Sacramentis praemunitus, pié obdormivit in Domino dillectus nobis in Christo Confrater, R. P.

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1) Vgl. Annalen 8, 120–160, 9, 182–215; 11, 199–227, 13, 161–200.

Seite 92

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Engelbertus Kratz Cellerarius

Vallis S. Petri in Heisterbach, S. et exempti Ord. Cisterciensis Professus et Sacerdos. Anno aetatis suae 61, Professionis 43, Sacerdotii 37. Pri cujus animae refrigerio vestras ad Deum Preces & Sacrificia ab obligatis ex debito Confraternitatis , ab aliis vero es Officio Charitatis humillimé imploramus. Idem Charitatis obsequium vestris in Domino defunctis promptissime exhibituri.

Requiescat in Pace."

Falsch sind ferner von Aeg. Müller die Vornamen angegeben bei August (statt Augustin) Müller, Albert (statt Albericus) Stüsser und Paul (statt Petrus) Krechen, zu geschweigen von Ungenauigkeiten in der Orthographie, z. B. Thieventhal u. s. w. Die Unterschriften der Genannten kommen übrigens mit Ausnahme derer von Fischenisch und Hennes unter den Protokollen des Niederdollendorfer1) bzw. des Oberdollendorfer2) Nachbargedinges vor,

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1) Auszüge aus demselben theilte mir mittels Schreiben d. d. Bonn den 4. November 1877 der inzwischen verstorbene Rentner Eberhard von Claer mit, der diese defekten den Zeitraum von 1677–1777 umfassenden Protokolle besass. Er schrieb mir u. A.: "Die Mitglieder des Gedings hiessen 'die sieben Freien' nach den 7 zu Niederdollendorf befindlichen Freihöfen. Sie traten jährlich im November zusammen und entschieden nebst den Gemeindevertretern über Feld-, Forst-, Wege- und Kirchenangelegenheiten. Den Vorsitz führte Heisterbach mit 2 Stimmen, die übrigen, der Probst zu Oberpleis, das Kapitel zu Vilich, der Inhaber des Hauses Longenburg, das Stift St. Gereon und der Besitzer des Brederhofes hatten jeder 1 Stimme. Der Prälat zu Heisterbach war stets durch 2 Mönche, die Uebrigen durch ihre Pächter oder Halfen vertreten". Vgl. Annalen 19, 276 ff.

2) Ich habe den Folianten 1877 theils wörtlich theils auszüglich abgeschrieben. Er wurde damals aufbewahrt von dem Gemeindevorsteher zu Oberdollendorf. Originalstücke finden sich darin erst von 1739 an, ausserdem Abschriften älterer Urkunden und Verhandlungen, darunter "die Gerechtigkeiten vnseres Kirspels Oberdollendorff, die welche im Jahr Ein Tausent fünff Hundert vndt vierzig auff S.-Cuniberti Tag duch die Eltesten des Kirspels vnd geschworen seindt vernewert worden". Die Nachbargeding-Protokolle umfassen die Zeit 16. November 1756 bis zum 15. November 1806. Das Nachbargeding wurde alljährlich im November "in bey sein deren 7 gefreyten in ahnwesenheit der gemeinden besessen". Es wurden darin dieselben Geschäfte erledigt, wie in dem Niederdollendorfer, insbesondere wurden für ein Jahr Bürgermeister, Kirchmeister, Offermann, 2 Nachbarschützen

Seite 93

|[93]und zwar Heinen ("granarius", d. h. Speichermeister)1) 1797 und 98; Kratz 1763, 64 ("p. t. sacrista"), 69, 70, 72, 73, 76; Martin 1774–76; Wald 1786, 92–94. Sie waren offenbar 1802 nicht mehr am Leben.

1. Laurentius Abels

aus Merschen (jetzt Mersch) bei Jülich, Sohn der Eheleute Peter Abels und Anna Maria Bruckmann2), getauft am 27. September 17693), trat nach rühmlich vollendeten Studien zu Jülich und Bonn 1791 in den Orden des h. Bernardus und empfing am 4. Oktober 1795 die h. Priesterweihe. Wie mir 1877 die 84-jährige Wittwe Jakob Bungarz geb. Kesselmark zu Königswinter angab, blieb er von allen Mönchen am längsten in Heisterbach; nach Aussage von Schmitz (vgl. unten S. 95 Anm. 3) war er einer der ärmsten Mönche. Nach Aufhebung der Klöster war er mehrere Jahre im Bergischen angestellt. 1817 oder 1818 kam er als Vikar nach Mersch, wo er sein eigenes 1877 von Peter Cramer, dem Manne seiner verstorbenen Nichte Klara Abels, bewohntes Haus inne hatte und bis 1823 wirkte, wo er die Stelle als Vikar bei der neuerbauten Kapelle zu Flossdorf, Pfarrei Barmen, Dekanat Aldenhoven, erhielt. Am 8. Juni 1820 ertheilte ihm der Beigeordnete H. Kaiser zu Jülich Abschrift seines Geburtsscheins aus dem Taufregister der Pfarre Mersch, "um geistliche Pension nachzusuchen, deshalb zur Adhibirung vom Stempel". In dem Barmener Todtenregister findet sich folgender Nekrolog: "Anno millesimo octingentesimo trigesimo septimo 16 Februari obiit

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oder Boten, sowie 2 (seit 1772 eine grössere Anzahl) "Nachschützen" gewählt bzw. bestätigt. Das Protokoll vom 15. November 1803 ist unterschrieben: "Im Namen Sr. Kurfürstlichen Durchlaucht fridericus Zilcken, Aloysius Olzem im Namen herrn von Rennenberg Bernardus Bröll Henrich gäver ferdinand Kesselmark Im Namen Herrn Commandeur von Jungenbisen Joseph Bonn wegen dem Rittesitz (sic) Klamerspohl Christian Gratzfeld".

1) Auch das Amt des Speichermeisters war ein zeitliches.

2) Ein Bruder von ihr war der am 18. Mai 1776 als Kanonikus bei der Stiftskirche in Bonn installirte Joh. Laurentius Bruckmann. (Nach Akten im Archiv der Hauptpfarre St. Martin in Bonn.)

3) Auf dem Todtenzettel und im Handbuch der Erzdiözese Köln, Köln 1838, 3. Auflage, S. 97 ist als Geburtsjahr irrthümlich 1764 angegeben.

Seite 94

|[94]pie in Domino R. D. Laurentius Abels, Rector sacelli in Flosdorf, diligens Cooperator in Vinea Domini, suppressae Abbatiae in Heisterbach professus, extremis rite munitus aetatis 67mo in hujati coemeterio sepultus. R. I. P. 21 c." "Kindlich liebte er seinen Schöpfer" &c. (Todtenzettel).

2. Leopold Bohnen

aus Meschenich1), aufgenommen 1765, 1802 "Exprior von Blatzheim, wirklicher Aufenthalt zu Heisterbach", unterzeichnet die Protokolle des Oberdollendorfer Nachbargedings 1774, 76, 77 ("p. t. subprior"), 86, 88, 90–95 (in diesen 6 Jahren "p. t. Prior"). Sonst ist er mir nur im Meschenicher Taufregister begegnet, wo bei der im Jahre 1802 am 28. Juni getauften Maria Agnes Scholastika Rolshoven († 1876 als Ehefrau des Gutsbesitzers Scheben zu Meschenich) als Pathen angeführt sind: Maria Agnes Scholastica Schomachers Abbatissa Sancti Mauritii intra Coloniam et Franciscus (wohl Taufname) Bohnen prior in Blatzheim". Da ich Verwandtschaft unseres Bohnen mit Pfarrer J. Bohnen in Jacobwüllesheim bei Düren vermuthete, bat ich diesen um Auskunft. Er antwortete mir am 29. September 1877, er und sein noch in Köln lebender 86jähriger Vater wüssten zwar von einem Prior aus ihrer Familie nichts, aber Rolshoven in Mechernich (wohl Schreibfehler für Meschenich) seien ihnen verwandt, und es dürfte also wohl Francisus Bohnen doch Verwandter seiner Familie sein. Sein Vater stamme vom Dickopfshofe, einem großen Landgute bei Brühl, auf welchem die Familie 100 Jahre gewohnt habe. — Der bekannte Forscher über die Kölner Brauerzunft, Wilhelm Scheben, schrieb mir am 24. Sept. 1877, ein Joh. Joseph Bohnen sei in Köln, nachdem er 4 Lehrjahre und 2 Knechtsjahre "aussgestanden", am 10. November 1763 von der Zunft "zur Meister- und Bruderschafft auff- und ahngenohmen zahlt dem Ehrbaren Ambt Rthl. 38. Alb. 50 heller 6". Da sein Name auffallender Weise gar nicht mehr vorkomme, so scheine er kurz nach seiner Etablirung gestorben zu sein. Derselbe sei offenbar(?) ein Bruder des Heisterbacher Konventualen Leopold Bohnen.

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1) Im Personal-Status steht "Mechenich".

Seite 95

3. Christian Cremer,

|[95]Sohn der Eheleute Engelbert Cremer und Christine Schmitz, Halbwinner auf Knipphof, wurde daselbst geboren und in der Pfarrkirche zum h. Evangelisten Marcus zu Rösberg bei Bonn am 22. März 1768 getauft. Er trat 1791 als Cistercienser in die Abtei Heisterbach. Am 3. September 1805, wo er ein Kind begräbt, war er Vikar in Stieldorf und und wirkte in dieser Stellung eifrig bis zum 8. Januar 1808, wo er, leberleidend und brustkrank, von dem Bonner Arzte Dr. Wolff behandelt, an der Schwindsucht, zu der sich noch Krebs gesellt hatte, verschied, mit den h. Sterbesakramenten versehen. Am 11. Januar wurde er von Pfarrer Peter Meys auf dem Friedhofe zu Stieldorf bestattet, wozu auch sein ehemaliger Ordensbruder Vikar Olzem von Aegidienberg heruntergekommen war.

4. Robert Dahmen.

Am 18. April 1766 wurde zu Bonn wurde zu Bonn in St. Gangolph getauft Johannes Xaverius, Sohn der Ehelaute Petrus Dhamen1) und Apollonia Bremers, am 15. Mai 1766 daselbst in St. Remigius Hermann, Sohn der Eheleute Theodor Dhamen und Gertrud Niedersteins. Welcher von diesem beiden2) der spätere Heisterbacher Konventuale ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Robert Dhamen, in den Orden aufgenommen 1786, 1795, 96 und 99 Speichermeister3), war schon 1802 Vikar zu Neustadt4), hatte kein bestimmtes Salarium, sondern nur Kostgeld von der Abtei. Er starb daselbst in dieser Stellung am 14. September 1809.

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1) In den Kirchenbüchern bisweilen auch Dhomen genannt.

2) Johannes Ignatius, Zwillingsbruder des älteren, kommt hier nicht in Frage, da er bereits am 4. Mai 1766 starb.

3) Nach der mir 1877 gemachten Aussage des am 6. Januar 1784 geborenen Winzers Joh. Schmitz zu Königswinter wurde bei der ersten Ankunft der Franzosen der Speichermeister bis Frankfurt mitgeschleppt. Sie hatten dem Kloster eine Summe Geldes auferlegt, und als diese erlegt war, wurde der Speichermeister (wahrscheinlich Dhamen, oder vielleicht J. Wald, Speichermeister von 1794) zurückgeschickt.

4) In dem Wied-Runklischen Amt Altenwied.

Seite 96

5. Ludwig Haag

|[96]aus Düsseldorf, aufgenommen 1753, unterzeichnet die Protokolle der Nachbargedinge zu Ober- und zu Niederdollendorf 1767, 69 und 71, die zu Oberdollendorf 1777 und 80. 1802 Senior des Klosters, starb am 10. November 1808, 75 Jahre 10 Monate alt zu Königswinter, Hausnummer 40, an der Brustwassersucht, behandelt von Dr. Zeidler und Chirurgus Lennarz und wurde am 12 November auf dem alten Kirchofe begraben.

6. Joseph Hecker.

Am 26. Dezember 1759 wurde Ludwig Hecker, Sohn der Eheleute Reiner Hecker und Anna Maria Pyraths zu Gymnich, getauft. Er studirte auf der Kölner Universität 7 Jahre. Er wurde ins Kloster Heisterbach aufgenommen 1780. Seine Unterschrift unter den Protokollen des Oberdollendorfer Nachbargedings in den Jahren 1785 und 1789. Er war von 1795–1797 in dem obengenannten Neustadt Vikar, von da an bis zu seinem Tode Pfarrer. Nach einem von ihm 1806 an den Kurfürsten von Köln als Patron gerichteten Schreiben betrug der Zehntertrag aus der Pfarrei Neustadt für den Rechtsnachfolger des Klosters Heisterbach, die kurfürstlich Kölnische Regierung, im Jahre 1805 circa 1500 Reichsthaler (á 23 Silbergroschen). Er starb am 10. Februar 1825 an Brust- und kaltem Fieber.

7. Ambrosius Jansen.

Johann Franz Joseph Jansen, geb. zu Düsseldorf am 4.1) Oktober 1745, Sohn der Eheleute Johann Hermann Jansen und Maria Catharina Dubens, trat 1765 in den Orden, empfing am 3. Mai 1770 die h. Priesterweihe, wirkte eine lange Reihe von Jahren segensreich als Lektor, muss dann bis um 1797 als Expositus thätig gewesen sein, da im Personal-Status die "Zeit des

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1) So nach dem im Sekretariate des Landgerichts zu Düsseldorf beruhenden Kirchenbuche. In der dritten Auflage (1833) des Handbuchs der Erzdiözese Köln ist als Geburtstag des "Rectors des Hospitals in der Neustadt zu Düsseldorf, Pfarrei Bilk" 3. Oktober 1745 angegeben.

Seite 97

|[97]jetzigen Aufenthaltes in der Abtei" in Bezug auf ihn mit den Worten "im 6. J." bezeichnet wird. Nach Aufhebung der Abtei ging er nach Düsseldorf, zu welcher Thätigkeit, ist mir nicht bekannt. Dort erhielt er das folgende Schreiben, dessen Worte, so weit sie nachstehend durch Cursivschrift wiedergegeben werden, im Original gedruckt sind.

Aeussere Adresse: "Dem Wohlerwürdigen Herrn Ambrosius Jansen, Rector des Nonnen Klosters St. Katharina Berg binnen Gerresheim in Düsseldorf.

Im Innern:

Grossherzogthum Berg
Rhein-Departement.
Gerresheim, den 23. Novemb. 1810

1. Division
Bureau der Verwaltung-

Der Maire der Stadt Gerresheim an den geistlichen Herrn Ambrosius Jansen.

Da Se. Excellenz der Herr Minister des Innern in Gefolg hohen Beschlusses vom 20. d. Sie zur provisorischen Besetzung der in dem hiesigen Nonnen Kloster St. Katharina Berg durch den tödlichen Abgang des Herrn Gabriel Gilles erledigten Rectorats-Stelle mit einsweiliger (sic) Belassung des völligen Bezugs ihrer Pension, bis die definitive Ernennung erfolgen kann, zu ernennen geruht haben, um das Rectorat in diesem Kloster zu verwalten; So werden sie zufolge einer mir zugegangenen Präfectur Weisung vom 22. d. eingeladen, sich so fort hierhin begeben, und ihre Functionen antreten zu wollen.

Ich habe die mit aller Hochachtung zu seyn

gez. J. D. Frhr. von Reiner.

Jansen blieb in Gerresheim nur kurze Zeit, wie sich aus folgender Ernennungs-Urkunde ergiebt:

"Napoleon von Gottes Gnaden
Kaiser der Franzosen, König von Italien
Beschützer des Rheinbundes p p p

Nachdem wir die durch die Beförderung des zeitherigen Hospitalspfarrers Heinen erledigte Pfarrstelle an dem Hospitale

Seite 98

|[98]und Krankenhause in der Neustadt hierselbst dem Exkonventualen der Abtei Heisterbach, Ambrosius Jansen in Gnaden verliehen haben, und Kraft dieses verleihen, so wird demselben darüber die gegenwärtige Urkunde zu seiner allerseithigen Legitimation erteilt, und allen betreffenden Beamten aufgegeben, ihn bei den dieser Stelle herkömmlich anklebenden Einkünften, Rechten und Vorzügen rechtlich zu schützen.

So gegeben Düsseldorf den 9. Mai 1811

Aus
Seiner Kaiserlich-Königl. Majestät
allergnädigsten Befehle
Der Minister des Innern des
Grossherzogthums Berg

Auf Befehl Seiner Excellenz
N. Brockhoff."

Nachdem er in der Stellung als Pastor am St. Hubertus-Hospital 25 Jahre mit rastloser Thätigkeit und nie ermüdendem Eifer gewirkt hatte, entsagte er gegen Ende des Jahres 1835 derselben seines hohen Alters wegen. Drei Jahre vor seiner Pensionirung verließ er sein schönes Pfarrhaus und zog zu seiner Verwandten und Haushälterin, die einen wohlhabenden Wirth geheirathet hatte, der in der Neustadt nahe bei dem Hospitale wohnte. Bis zu seinem am 5. Juli 1839 plötzlich erfolgten Tode las der Jubilarpriester noch 3 Jahre Sonntags in der Hospitalskirche die h. Messe. Sein Nachfolger wurde am 1. Januar 1836 Wilhelm Hosten, dem ich vorstehende Mittheilungen verdanke.

8. Maximilian (Klostername) Engelbert (Taufname) Karst,

Sohn von Arnold Karst1) und Elisabeth Joen, wurde geboren zu Rheinbreitbach am 4. Juli 1762, aufgenommen 1781, unterzeichnet

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1) Nach einer Notiz: "Johann Arnold Karst Chur-Köllnischer Leibgarde unter ihrer Churfürstl. Durchlaucht Clemens August und Churf. Gnad Maximilian Friedrich". War nach mündlicher Mittheilung zweimal zur Kaiserkrönung in Frankfurt.

Seite 99

|[99]1787 das Protokoll des Oberdollendorfer Nachbargedings, war 1802 Prior und hielt sich damals im 3. Jahre in der Abtei auf (war also vorher irgendwo Expositus). Er musste nach Aufhebung der Abtei laut Angabe seiner Verwandten ins Bergische ziehen, um dort seine Pension zu verzehren. Er starb als Benefiziat zu Düsseldorf in der Maximilianspfarre am Schlagflusse (man fand ihn Morgens todt im Bette) am 5. März 1806. Sein Bruder, Schöffe Karst, stiftete am 7. Februar 1807 zu Rheinbreitbach ein Anniversarium für ihn mit 25 Reichsthaler Cöln. ad. Archivium.

9. Nivard Kraemer1).

Peter Joseph Kremer, Sohn der Eheleute Peter Kremer und Maria Joreth, wurde geboren zu Wormersdorf bei Rheinbach am 5. Mai 1767, nach brieflicher Mittheilung Prof. Dr. theol. H. J. Floss († 4. Mai 1881 zu Bonn) in dem grosselterlichen Hause des letzteren (der Eltern des Vaters von Floss). Er wurde in den Orden aufgenommen 1787, unterzeichnete 1800 das Protokoll des Oberdollendorfer Nachbarbuches, hielt nach dem Personal-Status vom 30. Oktober 1802 ein "freiwilliges Pädagogium". Krämer war ein grosser, stattlicher, geistig begabter Mann, insbesondere als Prediger berühmt. Nach Angabe des Pfarrers J. P. Efferz zu Rüngsdorf hatte er lateinische Gedichte auf den General Laudon über die Belagerung von Belgrad2) in Zeitungen setzen lassen und deshalb vom Abte Vorwürfe erhalten. Nach mehrfachen übereinstimmenden mündlichen Mittheilungen war er nach Aufhebung des Klosters in Düsseldorf Zeitungsredakteur oder Zeitungsschreiber3) freisinniger Richtung. Franzosenfreundlich,

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1) So schreibt er selbst.

2) Er eroberte Belgrad am 8. Oktober 1789, musste aber wegen der vorgerückten Jahreszeit den Feldzug abbrechen.

3) Welche Zeitung mag er geleitet oder durch Beiträge unterstützt haben? Laut gefl. Mittheilung des Kgl. Staatsarchivars, Herrn Archivrath Dr. Harless, vom 28. August 1877 erschienen in der Periode des Grossherzogthums Berg zu Düsseldorf der offizielle "Moniteur", die "Grossherzoglich Bergischen Wöchentlichen Nachrichten" und das "Echo der Berge" (erschien schon 1811). Ob es ausser diesen damals dort Blätter von Erheblichkeit gegeben habe, wisse er nicht. Andere politische Blätter, die "Allgemeine Zeitung", die "Provinzial-Zeitung" u. s. w. seien zu Elberfeld, Essen u. s. w. erschienen. Falls der in dem im 15. Bande des Jahrbuchs des Düsseldorfer Geschichts-Vereins abgedruckten

Seite 100

|[100]hatte er nach Angabe des alten Arndts (1877 im Klösterchen zu Königswinter) geschrieben, die Franzosen hätten bei ihrem Zuge nach Russland dort die "Pinne" von den Schweineställen gezogen, worauf die losgelassenen Säue (die Russen) nach Deutschland gestürzt seien. Die Alliirten hätten ihn nun zur Deportation nach Sibirien verurtheilt. Er sei schon bis Berlin transportirt gewesen, dort aber durch zufälliges Zusammentreffen mit einem einflussreichen Freunde befreit worden und habe dann still gelebt. Prof. Floss hörte von seinen beiden Grossvätern auch wohl öfters, dass Krämer ein Trinker war, reichliche Spirituosen einnahm und bedurfte, um sich zu Arbeiten zu begeistern. Er habe den Eindruck, dass er in Folge der Trunksucht und unregelmässigen Lebens früh gestorben sei. Man habe von ihm, meine er, als einem begabten, aber durch seine Leidenschaften unglücklich gewordenen Priester gesprochen. Er starb zu Düsseldorf in der Neustadt unter Nummer 1139 gelegenen Behausung am 6. Juli 1820 Vormittags um 11 Uhr.

10. Petrus (Hermannus wohl Taufname) Krechen

geb. 17681) zu Niederdollendorf, aufgenommen 1791. Nach Aufhebung des Klosters blieb er zu Heisterbach im Abteihofe bei dem Pächter Heinrich Müller und setzte den Gottesdienst daselbst fort bis zum Jahre 1809, wo der Abbruch der Kirche begann2). Er starb daselbst als zeitlicher Frühmessner von Oberdollendorf am 22. Februar 1815 an der Auszehrung und wurde am 24. Februar begraben.

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Aufsatze von E. Pauls: "Zur Geschichte der Censur am Niederrhein bis zum Frühjahr 1816" (Seite 61 des Sonderabdrucks) genannte "Kanonikus Krämer" mit unserem Krämer identisch ist, so muss er bei der preussischen Behörde im Januar 1816 missliebig gewesen sein, da die Anfrage des Herausgebers des Niederrheinischen Anzeigers, ob er sich seiner Hülfe bei der Redaktion bedienen könne, ablehnend beantwortet wurde.

1) Die Niederdollendorfer Taufbücher sind erst von 1770 ab vorhanden.

2) So sagte mir am 23. März 1880 Peter Hermann Pertz in Oberdollendorf, geb. am 4. September 1801, den Krechen aus der Taufe gehoben. Nach Dr. F. Schmitz a. a. O. S. 14 begann der Abbruch im Frühjahr 1810.

Seite 101

11. Hermann (Klostername) Joseph May1)

|[101]aus Köln, aufgenommen 1764, unterzeichnet die Protokolle des Oberdollendorfer Nachbargedings 1778, 97 und 98 (in den beiden letzten Jahren als "p. t. Prior"), 1802 Prior in Zissendorf, wohnhaft daselbst, starb, 82 Jahre alt, am 9. Januar 1827 Abends 8 Uhr zu Zissendorf "am Stickflusse ohne Arzt".

12. Augustin Müller

aus Bubenheim bei Coblenz, aufgenommen 1764, unterzeichnet 1774 und 77 das Protokoll des Nachbargedings zu Niederdollendorf, 1773, 82–84 das zu Oberdollendorf. Trotz vielfacher Bemühungen habe ich über seinen späteren Verbleib nichts Bestimmtes ermittelt. Im Taufregister von Rübenach sind als Söhne der 1744 copulirten Eheleute Joh. Jakob Müller (1744 Wittwer) und Anna Gertrud Mohr in Bubenheim eingetragen: 1. Joh. Georg, geb. am 6. und getauft am 7. October 1745; 2. Jakob, geb. am 17. und getauft am 20 Juni 1747. Nach dem in Heisterbach üblichen Aufnahmealter wird Joh. Georg wohl mit unserm Augustin identisch sein. Pfarrer Nörtersheuser zu Niedermendig, der mir Vorstehendes aus den Rübenacher Pfarrregistern am 17. Dez. 1879 mittheilte, bemerkte dazu Folgendes: "Dass meine Urgrosseltern Jakob und Anna geheissen, habe ich von meiner Grossmutter erzählen hören. Sie sprach im Jahre 1827–29 von ihren verstorbenen geistlichen Brüdern. Dieselben sind also vor 1827 gestorben. Bis zum Jahre 1825 gehörte der Regierungsbezirk Coblenz zum Bisthum Aachen dieselben werden also in einem Sterberegister von Aachen resp. Köln sich befinden". Bei meinem Suchen las ich zufällig in dem Buche "Deutsche Volkssage, von

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1) In dem Kölner Adressbuch von 1797 kommt nur eine Familie Mai vor. Dieselbe schrieb sich damals Maei, 1822 Maey, 1877 May. Diese Familie zählte zu den Gemüse- und Blumengärtnern. 1797 wohnte Caspar Maei auf dem Perlengraben, Ecke der Schnurgasse Nr. 7264, später Schnurgasse Nr. 1, wo noch 1877 Gottfried May als Kunst- und Handelsgärtner wohnte (gefl. Mittheilung des † Herrn Wilh. Scheben). Möglich, dass der am 28. Dezember 1807 zu Köln im Alter von 67 Jahren gestorbene Alexianerbruder Germein Joseph Mey (sic), Sohn der Eheleute Gottfried Mey, Brauer, und Margareta Lorenz zu Köln, ein naher Verwandter, vielleicht Bruder des Heisterbacher Konventualen war.

Seite 102

|[102]Henne Am Rhyn", 2. Aufl. 1879 S. 337 die Worte: "vor 50 Jahren der gewesene Valnser Pfarrer Pater Augustin Müller in Pfävers", was mich am 6. Juli 1879 zu einer schriftlichen Anfrage bei dem "katholischen Pfarramt in Valens (Schweiz)" und am 5. September 1881 zu einer solchen bei dem "bischöfl. General-Vikariat zu Chur in der Schweiz" veramlasste. Auf keine von beiden habe ich eine Antwort erhalten.

13. Johannes (Klostername: Aloysius) Olzem.

getauft zu Ramershoven bei Rheinbach am 2.1) Oktober 1771, Sohn der Eheleute Lambert Olzem und Catharina Orth, studirte in Münstereifel, trat 1791 als Mitglied in die Abtei Heisterbach, in welcher er 1792 die Gelübde ablegte. Er wurde am 17. Sept. 1795 zum Priester geweiht; 1802 und 1803 war er Speichermeister. Auf dem ersten Blatte eines Exemplars von Caesarius Heisterbacensis Illustr. miracul....Antwerpiae. Martin Nutij, M. DC. V, welches 1877 im Besitze des Definitors Pfarrer Joh. Aloys Dreesen († 1881) zu Muffendorf war, der in seinen früheren Jahren bei seinem Oheim in Aegidienberg gelebt hatte, fand ich folgende eigenhändige Notiz Olzems: Aloysius Olzem Capitular der Abtei Heisterbach 1792. Me Suis adnumerat J: Aloiysius Olzem quondam professus heisterbaci. M : D : CCCIV", ferner a. a. O. auf einem zugeklebten Blatte: "1800 25 augusti denominatus fui Pastor in Bürvenich prope Tulpiacum. Anno 1801 25 Novembris revocatus ab Abbate Verhoven cellarius vulgo Kellner fui in Abbatia usque ad exstinctionem Ordinis. Ab anno 1804 vicarium egi in Aegidienberg usque ad annum 18222). 1812 denominatus fui Pastor3) ibidem usque ad annum 1824 mansi. Sub

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1) Das Handbuch der Erzd. Köln (3. Aufl. 1833 S. 130, 5. Aufl. 1846 S. 128) gibt abweichend von Taufbuch und Todtenzettel als Geburtstag den 21. Oktober an.

2) In einem im Pfarrarchiv zu Neustadt befindlichen Aktenstück d. d. Düsseldorf den 23. Mai 1810 wird gestattet, dass der Pfarrer von Neustadt den Exkonventualen Olzem als gehülfen zu sich nehme, wobei derselbe seine Pension fernerhin beziehen könne, wenn er sich zur Erhebung derselben auf dem vorgeschriebenen Wege legitimiren werde. Olzem hat die Stelle nicht angetreten.

3) Er fungirte seit 1812 zuerst als Pfarrverwalter, bis er nach dem Tode des Pfarrers Gerhard Loben 1821 wirklicher Pfarrer wurde.

Seite 103

|[103]24 Octobris ejusdem Anni a regimine Borussico denominatus fui Pastor in Bensberg, in qua Parcohia adhuc pro Dolor dego". Hiernach scheint es ihm in Bensberg nicht gefallen zu haben; ebensowenig war dies nach Dreesens Erinnerung bezüglich der Stelle in Bürvenich der Fall wegen des Klosters adeliger Cistercienserinnen, das er dort zu leiten hatte. In Bensberg wirkte er bis zum Jahre 1844 segensreich und feierte 1845 sein 50jähriges Priesterjubiläum, bei welcher Gelegenheit ihm der Rothe Adlerorden IV. Klasse verliehen wurde. Wegen vorgerückten Alters legte er nach der Jubiläumsfeier seine Pfarrstelle nieder, zog sich nach Königswinter zurück und half auch dort noch, so lange seine Kräfte es zuliessen, in der Seelsorge. "Er war ein braver, frommer Priester, zuverlässig und thätig in seinen Diensten; im Umgange und in der Gesellschaft heiter und gesellig, aber auch gerade und offen, ohne die geringste Menschenfurcht". (Todtenzettel.) Er scheint überhaupt einen gewissen drastischen Witz besessen zu haben, wie er denn die Art des Messelesens der Königswinterer Geistlichen, Pfarrer Clasen, der sehr langsam, Pfarrvikar Ennen (später Stadtarchivar von Köln), der sehr schnell, und seiner selbst, der in mittlerem Tempo las, mit den Worten charakterisirte: C. buchstabirt, E. schnattert, und ich lese die Messe. Er starb, mit den h. Sakramenten der Sterbenden versehen, als emeritirter Pfarrer, adscribirt der Pfarrkirche zu Königswinter, am 10. April 1859 Morgens 5 Uhr daselbst an Altersschwäche, das letzte Mitglied der ehemaligen Abtei Heisterbach, und wurde am 13. April begraben.[1]

14. Johannes (wohl Taufname) Paul Rosenbaum

aus Moselweiss bei Coblenz, aufgenommen 1764, starb laut Civil-Sterbeurkunde am 10. Messidor eilften Jahres der fränkischen Republik (= 29. Juni 1803) um 3 Uhr Morgens als Pastor von Neukirchen in der Sürst im Alter von 59 Jahren. Herr Pfarrer Peter Hubert Hahn hatte die Gefälligkeit, mir mittelst Schreibens d. d. Neukirchen bei Rheinbach den 28. August 1877 über ihn folgende Mittheilung zu machen: "Zwanzig Minuten von hier auf dem Wege nach Wormersdorf mitten im Busche steht ein hölzernes, vor Kurzem renovirtes Kreuz, das folgende Inschrift trägt: Anno 1803 den 29den Junius ist hier im Herren eingeschlafen der

Seite 104

|[104]ehrsamer Her Johannes Paulus Rosenbum (sic) gewesenen Pastor Hier zu Neukirchen. Betet Für die Abgestorbene (Seele). Letzteres Wort ist wahrscheinlich bei der Restauration verloren gegangen. Auf dem Rückwege von Ipplendorf, wo er seinen Confrater besucht, fühlte der Verstorbene an besagter Stelle sich unwohl. Der ihn begleitende Knecht hob ihn vom Pferde und bald darauf verschied er. Die Leiche wurde auf dem hiesigen Kirchhofe beerdigt. Das steinerne Kreuz, welches die Stelle bezeichnete, ist später entfernt worden. Rosenbaum soll auch die Uhrmacherkunst betrieben haben. Ans Pfarrhaus hatte er bereits die Fundamente zu einem Thurme gelegt, auf welchem, da die Pfarrkirche keine Uhr besitzt, er eine solche anbringen wollte, die er selbst gefertigt. Anderes kann Ihnen ich nicht berichten."

15. Albericus1) (Taufname Johannes) Stüsser,

Sohn von Gerard Stüsser und Maria Christina Nettekoven, geboren am 20. Juni, getauft am 21. Juni 1745 zu Meckenheim, aufgenommen 1763, nach dem Personal-Status "Exprior von Gnadenthal2), Aufenthalt zu Goar (d. h. Gohr) bei Neuss". Er wirkte mehrere (10?) Jahre als Rektor an der Kapelle zum h. Antonius Eremita zu Vorst, Filiale der Pfarrkirche von Büttgen bei Neuss. Als solchem lag ihm hauptsächlich die Abhaltung des Gottesdienstes in der kapelle für die Bewohner der Ortschaften Vorst, Linning, Wattmannstrasse, Haide und eines Theiles von Holzbüttgen ob, deren Zahl sich damaliger Zeit auf 7–800 belief. Er wohnte in der alten Wohnung an der Kapelle. Er starb, mit den Sterbesakramenten versehen, im Alter von 68 Jahren zu Vorst am

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1) Dieser Albericus Stüsser ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Heisterbacher Konventualen, der von Mai 1748 bis August 1759 Pfarrer von Flerzheim war, 1759 sowie 1760 die Protokolle des Oberdollendorfer und des Niederdollendorfer Nachbargedings unterzeichnete und wohl vor 1763 starb, weil man sonst annehmen müsste, es habe geleichzeitig zwei Konventualen dieses Namens im Kloster Heisterbach gegeben. Somit sind die Unterschriften A. Stüsser von 1777 unter dem Niederdollendorfer und von 1779 unter dem Oberdollendorfer Protokoll auf den jüngeren zu beziehen, der wahrscheinlich ein Verwandter des älteren war.

2) Cistercienserinnenkloster bei Neuss.

Seite 105

|[105]23. September 1813 und wurde am 25. September auf dem alten Kirchhofe zu Büttgen neben der Pfarrkirche in der Nähe des Missionskreuzes begraben.

16. Kaspar Tieffentahl,

gebürtig aus Rosellen, aufgenommen 1763, nach dem Personal-Status "Pastor in Flerzheim jenseit Rhein". Bezüglich seiner verdanke ich der Gefälligkeit des Landdechanten Herrn Jos. Hub. Conrads folgende briefliche Mittheilung d. d. Flerzheim den 25. August 1877: "Der Pfarrer Caspar Tieffenthal blieb nach Aufhebung des Heisterbacher Hauses in der Pfarre. Da kein eigenes Pfarrhaus in der Pfarre war, musste er nothgedrungen in Heisterbach1) bleiben, obgleich ihm dies nur unangenehm sein konnte, indem der Maire von Rheinbach, Peter Nachtsheim, mit seiner Frau Eva Alef und Kindern die abteiliche Behausung sich zur Wohnung genommen. Anfangs theilte Tieffenthal auch noch den Tisch mit den neuen Bewohnern, später liess er sich das Essen aus dem Dorfe holen. Gegen Mitte Januar 1803 erkrankte Pfarrer Tieffenthal an der Grippe und starb am folgenden 8. Februar. Ins Sterberegister der hiesigen Kirche ist Pfarrer Tieffenthal mit folgenden Worten eingetragen: "1803 Die octava mensis Februarii, 19. Pluviosis Reip. Gall. XI obiit Reverendus Dominus Casparus Tieffenthal Ordinis Cisterciensium, professus Heisterbacensis, pastor in Flerzheim vigilantissimus, anno aetatis suae sexagesimo tertio, curae principalis trigesimo, sanctissimis sacramentis rite et mature munitus". Dass Tieffentahl bei seiner Herde blieb, das hat ihm dieselbe auch vergolten. Als versucht wurde, einen anderen Geistlichen an seine Stelle einzuschieben, wurde (sic) diesem bei seinem ersten Erscheinen in Flerzheim von der Gemeinde, namentlich von den Weibern, so verständliche Auseinandersetzungen gemacht, dass derselbe das Wiederkommen vergass. Sein Andenken ist noch immer ein gesegnetes, wenn auch von denen, die ihn persönlich gekannt haben, nicht mancher mehr lebt. Sein Nachfolger

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1) Unter "Heisterbach" ist hier das abteiliche Hofgut zu Flerzheim, Heisterbacherhof, auch Heisterbacherhaus, alma domus Heisterbacensis genannt, zu verstehen. Besitzer und Bewohner desselben war noch im Jahre 1884 der damalige Landrath des Kreises Rheinbach, Gottfr. Jos. Wolff.

Seite 106

|[106]wurde der bsiherige Vikar von Ramershoven, Herr Michel Funk aus Bonn, später Pfarrer und Dechant in Montjoie. Letzterer verglich in späteren Jahren die im Jahre 1803 in Flerzheim aufgetretene Grippe gerne mit der Cholera. Gefährlich war sie jedenfalls, denn es starben bis incl. 18. April 30 Menschen, darunter nur 1 Kind".

17. Edmund Verhoven, Abt.

Johann Walter Verhoven, Sohn der Eheleute Gisbert Verhoven und Johanna Petri wurde am 26. April 1740 zu Merl an der Mosel geboren und getauft am 29. April. Er ist ohne Zweifel der spätere Abt, da er neben 4 Schwestern der einzige in dem Taufregister von 1735–1750 genannte Sohn obiger Eheleute ist. Er trat in den Orden 1759, unterzeichnete als "p. t. sacrista" 1766, war Abt seit 1796. Unmittelbar vorher muss er Expositus gewesen sein, da im Personal-Status sein damaliger Aufenthalt in Heisterbach als "im 6. Jahre" angegeben wird. D. d. Siegbourg le 15. Avril 1806 richtete er eine Bittschrift an Joachim Murat um Erhöhung seiner Pension, welche jeedoch keinen Erfolg gehabt haben dürfte, da noch für den Juni, Juli und August 1807 die vierteljährliche Pension mit nur 112 écus 30 sols, zahlbar durch den Receveur général des revenues ecclésiastiques du Duché de Berg in Düsseldorf, für ihn angewiesen erscheint. Er starb am 13. April 1813 Nachts zwischen 1 und 2 Uhr in dem Hause des Gastwirthes Christoph Hutmacher1) (Hausnummer 32 am Markt) zu Siegburg an völliger Entkräftung und wurde daselbst am 14. April Nachmittags 5 Uhr begraben.

18. Aegidius Weimer2)

aus Hadamar3) im Nassauischen, aufgenommen 1759, 1803 Subsenior3), starb als 83 Jahre alter Jubilarpriester am 22. März 1815

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1) Er war abteilicher Küfer (Fassbinder). Nach Aufhebung der Abtei Siegburg kaufte er das Haus, in welchem sich der abteiliche Weinkeller befand. Es war unter ihm das erste Hotel in Siegburg. Noch 1879 trug es die Nummer 32 und war damals von dem Apotheker Junckersdorff bewohnt.

2) Im Sterbebuch der Pfarrei Niederdollendorf ist der Name "Weymar", in der Sterbe-Urkunde des Bürgermeisterei-Amtes zu Obercassel "Weimar" geschrieben.

3) Nach dem Personal-Etat der Abtei Heisterbach vom 14. No-

Seite 107

|[107]Nachmittags in der Behausung des Ackerers Clemens Schonauer zu Heisterbacherrott und wurde am 24. März auf dem Kirchhofe zu Niederdollendorf begraben.

19. Franz Joseph (Taufname) Wermerskirchen,

Sohn der Eheleute Peter Wermerskirchen und Maria Theresia Vershoven zu Grossvernich, getauft am 28. Februar 1769, aufgenommen 17911), 1803 Sakristan. 1805 bewarb er sich um die Kaplanstelle in Neustadt. Sein Gesuch bei der kurfürstlichen Regierung wurde genehmigt, und er trat noch im selben Jahre die Stelle an. Das hierüber sprechende im Pfarrarchiv zu Neustadt aufbewahrte Aktenstück lautet wie folgt: "Maximilian Joseph Churfürst! Wir haben die von dem vormahligen Conventual der aufgehobenen Abtei Heisterbach Wermerskirchen in der Anlage nachgesuchte Erlaubniss, die von dem Pastor zu Neustadt angetragene Kapellan-stelle annehmen zu dürfen, in dem Masse gestattet, dass Er daselbst die ihm bewilligte Pension vor wie nach zu geniessen haben solle. Dem Verwalter gemelter Abtei wird dieses eröffnet, und den Supplicanten darnach zu bescheiden. Düsseldorf den 22. März 1805.
Aus Sr. Churfürstl. Durchl.
gnädigstem Befehl
(gez) G. v. Hompesch.
(gez.) Jansen.

An den Verwalter der Abtei Heisterbach.
724. E. 517. R. separat. praesentatum Originale.
Hennef den 9. April 1805.
(gez.) Scheven, Verwalter,"

Anfangs Februar 1806 übernahm Wermerskirchen die Vikarie St. Katharinen, Filiale von Neustadt. In Bezug hierauf giebt ein

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vember 1803 im Königl. Staatsarchiv zu Düsseldorf. In diesem Etat sind nicht aufgeführt: Bohnen, Hecker, May, Müller, Rosenbaum (schon todt), Stüsser, Tieffenthal (schon todt).

1) Hiermit stimmt nicht die eigenhändige Eintragung Wermerskirchens in das Buch der Bruderschaft "Jesus, Maria, Joseph" in Sieglar, wo es Ad annum 1819 heisst: "R. D. Franciscus Wermerskirchen natus 1769, 28. Febr. 1792 ordinis Cisterciensis Abatiae Heisterbacensis, professus, modo Vicarius sub. R. D. Pastore Bertramo Sternenberg".

Seite 108

|[108]im Linzer Stadtarchiv befindlicher Bericht des Vorstehers Kröll d. D. Notscheid den 13. April 1807 an, vor Aufhebung des Klosters St. Katharinen hätten die Notscheider ihren Gottesdienst zu St. Katharinen ganz frei gehabt, auch die Todten von ihrem Gedenk an dorthin begraben. Nachdem im September 1803 das Kloster aufgehoben worden, habe die Landesherrschaft die Kirche auf Anhalten hergegeben und den Einwohnern anheimgegeben, sich ihren Gottesdienst einzurichten. "Da haben wir uns mit der amts altenwieder gemeinde lorscheid gemeinschaftlich Einen geistlichen an sonn und feiertägen von Linz kommen lassen....bis anfangs Februar 1806. Da haben wir uns mit bewilligung deren beiten herren Pastors zu linz und Neustatt Einen Kaplan accordirt, welchem wir lintzer höher und die amts alten wieder gemeinschaftlich das Jahr bezahlen müsen 100 rtlr. und freien brand und freie wohnung". Zur Ergänzung des Vorstehenden dient die Angabe des Pastors Kamps d. d. Linz den 10. April 1807, dass der von beiden Pfarren zu Neustadt und Linz auf Begehren der um St. Katharinen gelegenen Ortschaften angestellte Lokalkaplan theils aus abgetretenen Stolgebühren beider Pfarrer, theils auch aus mildem Beitrag der beiderseitigen Pfarrgenossen seine Auskunft habe. Auf einem undatirten von Kamps geschriebenen halben Bogen ist bemerkt, der Herzog von Nassau habe der Kirche zu St. Katharinen an die Bewohner der Linzer Höhe geschenkt, und diese werde von dem Priester Joan Wilhelm (sic) Wermerskirchen als Frühmesser in das 2. Jahr bedient; er sei zu diesem Amte von den Bewohnern auf Kündigung gedungen. Nach der Handschrift in den von Wermerskirchen angelegten und geführten Kirchenbüchern von St. Katharinen zu urtheilen, versah er die Stelle von Februar 1806 bis August 1819. Hiermit stimmt, dass nach einem Aktenstück im Linzer Pfarrarchiv (B 38) die Gemeinden Notscheid, Hargarten und Lorscheid am 4. Dezember 1820 mit Vikar C. G. Amdohr zu Vettelschoss einen Vertrag wegen Abhaltung des Gottesdienstes zu St. Katharinen schlossen. Damals war also Wermerskirchen wohl schon abgegangen. Von 1819 bis zu seiner Ernennung zum Pfarrer von Oberdollendorf war er Vikar zu Sieglar. Ueber sein Lebensende hat sein unmittelbarer Amtsnachfolger Pastor J. Georg Orbach († 1845) in der im Pfarrarchiv aufbewahrten Series pastorum in Oberdollen-

Seite 109

|[109]dorf Nachstehendes aufgezeichnet: "Franciscus Wermerskirchen Ordinis Cistertiensis 1803 Suppressae Abbatiae Heisterbacensis professus electus pastor in Oberdollendorf 27. Aprilis 1821, qui exspiravit animam 3tia martis 1829, nempe de vespere circa horam 10mam in magno Conclavi Sedens in Sella hauriens per fistulam Thabaci fumum et adinterim etiam, sanus et nil mali suspicans, bibens vinum, necatus subito explosione, ex Sulopeto (sic) manuali uti praesumitur, non sine evidentibus indiciis ab ipso fratre suo germano Antonio, quicum ipso habitavit hic". Interessant ist die Verschiedenheit in der Angabe der Todesursache. Während am Rande der civilstandsamtlichen Sterbeurkunde bloss das Wort "Meuchelmord" steht, heisst es in dem pfarramtlichen Sterbebuch "sclopeto minoris explosione praemeditata per fenestram penetrante subito in sede cubilis majoris versus fenestram sedens occisus est"1), auf dem Todtenzettel: "welcher nach einem durchs Fenster an seinem Haupte ankommenden, meuchelmörderischen Pistolenschusse, in seinem Sessel sitzend, plötzlich und sanft im 61. Jahre seines Alters, im 37. Jahre seiner abgelegten Ordensgelübde, im 36. Jahre des Priesterstandes und im 8. Jahre des Pfarramtes zum Leidwesen seiner Familie, besonders aber seiner ihn herzlich liebenden Pfarrkinder im Jahre 1829, den 3. März auf Fastnachtdienstag Abends gegen 10 Uhr verschied", bei Aeg. Müller a. a. O. II S. 243: "wurde...von seinem bei ihm wohnenden Bruder Anton erschossen". Letzteres ist auch die Ansicht eines noch lebenden 75jährigen Mannes in Oberdollendorf, welcher als Grund des Mordes angibt, Wermerskirchen habe seinen Bruder Anton für nichts geachtet. Ob und mit welchem Erfolge eine gerichtliche Untersuchung in der Sache stattgefunden hat, habe ich vergeblich zu ermitteln gesucht.

20. Philipp (Joseph wohl Taufname) Wülffing,

geb. 1767, Sohn der Eheleute Advokat, Stadtrichter und Bürgermeister Joh. Arnold Wülffing und Maria Josepha Fuhr zu Wipperfürth. Er war das jüngste von 6 Kindern. Der zweite Sohn,

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1) Es war am Fastnachtsdienstage.

Seite 110

|[110]Ignaz Joseph, war Apotheker in Herzogenrath, der älteste, Karl Philipp oder Karl Theodor, Kaplan in Wipperfürth (geb. 1757, † nach 1790). Auch ein Oheim Philipps war Geistlicher: Joh. Wilh. "ordinis S. Crucis", Pater Procrator um 1760 im Kloster zu Beyenburg, dann (1763, auch noch 1770) Prior daselbst. Eine seiner 3 Schwestern, Agathe, war Nonne zu Zissendorf bei Siegburg1). Er wurde in Beyenburg (im welchem Jahre ist mir unbekannt) Nachfolger des bei Düsseldorf verunglückten Pfarrers früheren Beyenburger Konventualen Christian Ommerborn. Als solcher forderte er am 9. Dezember 1809 ein Kapital von der Regierung zurück, das er als ehemaliger Küchenmeister seiner Abtei vorgestreckt hatte2). 1814 legte er seine Pfarrstelle nieder3). Er starb am 10. April 1817 zu Kaiserswerth Morgens 8 Uhr in dem unter der Nr. 126 gelegenen Kapuziner-Centralkloster, und zwar soll er beim Zieren des Altars durch einen Sturz umgekommen sein. Es gelang erst seinem Nachfolger, die Gehaltsbezüge aus den säkularisirten Kirchengütern in etwa zu ordnen, so dass Wülffing vielleicht kaum den nothwendigen Unterhalt fand und deshalb die Aufnahme in Kaiserswerth nachsuchte4).

21. Johann Friedrich (beides Taufnamen, letzterer Rufname) Zilcken5),

Sohn der Eheleute Johann Adam Ziliken und Maria Bergens, Halbwinner auf dem Grosshof zu Efferen, getauft am 30. August

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1) Diese genealogischen Notizen verdanke ich der Gefälligkeit des Herrn Dr. J. Ernst Wülfing in Bonn, der einen die verschiedenen Zweige seiner Familie umfassenden ca. 1600 Namen zählenden Stammbaum aufgezählt hat, der die Vorfahren unseres Philipp bis zu dessen Ur-ur-ur-ur-urgrossvater Peter W. zu Wülfing, erbeingesessen auf dem Hofe W. zu Barmen, geb. um 1520, † um 1660, dem Stammvater fast aller bergischen W., zurückführt.

2) Vgl. Dr. F. Schmitz a. a. O. S. 7.

3) Ihm folgte im August Pfarrer Sybertz, früher Dominikaner. Diese und obige aus Koch, Geschichte von Steinhaus-Beyenburg, entlehnte Angabe hatte Herr Pfarrer Chr. Reinarz in Beyenburg die Güte mir mitzutheilen.

4) Vermuthung des Herrn Reinarz.

5) Der Name findet sich auch Ziliken, Zilliken und Zilken geschrieben.

Seite 111

|[111]1765, aufgenommen 1787, 1800–1802 Subprior und in letzterem Jahre "im 4ten Jahre" sich in der Abtei aufhaltend (also vorher Expositus), starb als Frühmessner von Obercassel am 4. Juli 1813 um 5 Uhr Nachmittags in Oberdollendorf an der Auszehrung, und zwar in dem 1877 von Wittwe Mechtildis Bauer bewohnten Hause von Christian Bauer, und wurde am 6. Juli begraben. Er hatte nach mündlicher Mittheilung einer Frau aus Obercassel, die 1877 Mitbewohnerin des Hauses von Mechtildis Bauer war, vorher 4 Jahre in Obercassel gelebt.




Vgl. auch: Schlösser, Leopold: Die letzten Mönche von Heisterbach In: Echo des Siebengebirges. Königswinter 1929.


  1. Sein Grab existiert noch heute

Zitierempfehlung: Joseph Pohl (1902): Die Schicksale der letzten Mönche von Heisterbach, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 20.12.2012, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Bibliothek:Die_Schicksale_der_letzten_M%C3%B6nche_von_Heisterbach

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