Bilimek, Dominik

Dominik Bilimek OCist

Dominik Bilimek OCist

Mönch des Neuklosters, seit 1882 Heiligenkreuz; Naturforscher

* 01. Nov. 1813 Nový Jičín, Mähren
03. Aug. 1884 Wien

Am 23. Februar 1813 in Novy Jicín (Neutitschein) in Mähren geboren, trat Adolf Josef Bilimek nach seiner Matura am 12. September 1832 im Neukloster zu Wiener Neustadt ein, das damals noch selbständige Abtei war. Dort legte er am 25. September 1836 die Gelübde ab und empfing am 30. Juli 1837 die Priesterweihe. Die theologischen Studien hatte er in Heiligenkreuz absolviert.

Nach vorübergehender Tätigkeit als Kooperator in Wiener Neustadt fand er als Pfarrer von Würflach in Niederösterreich die nötige Muße, um der Neigung zur Naturgeschichte nachzugehen. Seine Notizen enthalten zahlreiche Beobachtungen zu Blütenpflanzen und Insekten dieser Gegend. Verdienstvoll war die Erkundung der Flora des Schneeberges (2075 m) nördlich des Semmerings. Seit 1844 abermals in Wiener Neustadt, unternahm Bilimek Reisen an den Plattensee, in den Bakonywald und an die Adria. Seiner Aufmerksamkeit sind die Erstbeschreibungen mindestens einer Insektenart und die Erstbestätigung des Vorkommens einiger Pflanzen- und Insektenarten zu verdanken.

Mit der Übernahme in den Gymnasialdienst für die Fächer Religion und Naturgeschichte begann ein neuer Lebensabschnitt (1850–1852). Noch größere Unabhängigkeit bescherte ihm die Professur an den k.k. Militärakademien, die er von 1854 bis 1864 nacheinander in Krakau, Hainburg, Straß, Eisenstadt und Wiener Neustadt versah. Seit 1853 war Bilimek bereits an der Erstellung des Lehrplanes für die k.k. Militärerziehungsanstalten beteiligt worden. Aus diesen Jahren stammen bemerkenswerte Beobachtungen vor allem aus den Hainburger Bergen und aus der Umgebung von Krakau. Zunehmend trat Bilimek jetzt in Kontakt mit wissenschaftlichen Gesellschaften und Naturforschern, darunter der bedeutende Wiener Geologe Eduard Suess (1831–1914).

Zuletzt als Professor an der Militärakademie zu Wiener Neustadt (1863) machte Bilimek die Bekanntschaft mit Erzherzog Ferdinand Maximilian Joseph (1832–1867), dem gerade die Kaiserkrone von Mexiko angetragen worden war und der ihn am 15. Januar 1865 vertraglich in Dienst nahm. Bilimek erforschte die Umgebung von Schloss Chapultepec, wo er die Stelle eines Kustos am kaiserlich-mexikanischen Museum versah, sowie die von Querétaro. Bei Erkundung der Grotte Cacahuamilpa (1866) sind Bilimek Erstbeschreibungen unbekannter Arten gelungen. Der Kaiser beteiligte sich wiederholt an diesen Ausritten. Beide verband leidenschaftliche Liebe zur Natur. Ziel der gemeinsamen Sammlungstätigkeit war der Aufbau des Naturkundemuseums auf Chapultepec. Dabei kam eine Fülle an botanischen, zoologischen und ethnologischen Objekten zusammen, mit denen später ein Naturalienkabinett auf Schloss Miramare bei Trieste aufgebaut werden konnte.

Bilimek war in der Schlussphase des Bürgerkrieges nicht mit dem Kaiser nach Querétaro gezogen, sondern brachte sich und die Sammlungen in Orizaba in Sicherheit, bis die Regierung Juarez die Ausreise gestattete (Juli 1867). Vorsorglich hatte Maximilian Bilimek per Dekret vom 25. Januar 1867 noch zum Direktor des naturhistorischen Museums von Miramare ernannt, wo er durch Verordnung des k. k. Oberhofmeisteramtes vom 31. Dezember 1867 als Kustos Beamtenstatus erlangte.

Seine Zugehörigkeit zum Zisterzienserorden hat Bilimek nie aufgekündigt. Das Selbstverständnis der damaligen Stiftsgeistlichkeit ließ eine so geartete Tätigkeit problemlos zu. Die mitbrüderliche Verbundenheit über den Ozean hinweg beweist ein Briefwechsel mit Abt Edmund Komáromy von Heiligenkreuz (1865). Nach der Vereinigung von Neukloster mit Heiligenkreuz (1879) leistete Bilimek am 5. Januar 1882 Abt Heinrich Grünbeck das Homagium. Altersbedingt zog er sich schließlich nach Wien zurück und wohnte mit seiner Gesellschafterin im Heiligenkreuzer Hof, wo er am 3. August 1884 durch Schlaganfall verstarb. Sein Grab auf dem Waldfriedhof bei Heiligenkreuz ist erhalten.

Klugerweise hatte Bilimek wertvolle Teile seiner Sammlungen bereits zu Lebzeiten dem k.k. Hofmuseum gegen Leibrente überlassen. Sein Herbarium betreut das Botanische Institut der Universität Wien. Weitere Naturalien besitzen Museen und Botanische Gärten in Paris, Lyon, Kew, Cambridge/Mass., New York, Washington, Kopenhagen, México und St. Petersburg. Die mexikanischen Altertümer gelangten 1878 an das Museum für Völkerkunde in Wien. – Ihm zu Ehren ist die Art Typhlotrechus bilimeki, ein Höhlenkäfer, benannt.

Persönliches ist aus dem Leben von Dominik Bilimek kaum bekannt geworden, zumal er meist außerhalb des Stiftes lebte. Ein Aquarell von Cischini (19. Jh.), im Stadtmuseum Wiener Neustadt, karikiert den Naturaliensammler, wie er beladen auf Exkursion zieht. Das Naturhistorische Museum Wien besitzt eine authentische Porträtfotografie.

Hermann Josef Roth, Sep. 2013


Daten:

Prof.: 25. Sep. 1836; Sac.: 30. Juli 1837.

Literatur:

Bilimek, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Bd. XXI, Ergänzungen XVI – Nordhausen: Bautz, 2008, Sp. 172–177 · Mader, Brigitta: I primi collezionisti e conservatori per il futuro: Padre Dominik Bilimek a Carnutum. In: Roma nel Danubio. Da Aquileia a Carnutum lungo la via dell’umbra. Udine 2002, S. 179–181 · Riedl-Dorn, Christa: Dominik Bilimek. In: Die Entdeckung der Welt. Die Welt der Entdeckungen Österreichische Forscher, Sammler, Abenteuerer. Wien, 2001, S. 329–332 · Roth, Hermann Josef: Dominik Bilimek, Leben und Werk eines österreichischen Naturforschers. In: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 49, 1965, S. 338–354 · Roth, Hermann Josef: Im Dienste zweier Kaiser: Der Zisterzienser P. Dominik Bilimek aus dem Neukloster in Wiener Neustadt. Naturforscher in Europa und Mexiko, in: Cistercienser Chronik 111:1 (2004), S. 67–78, 1 Farbtafel.

Literaturnachträge:

Hermann Josef Roth: „Der sterbende Kaiser“ und sein Naturforscher. Dominik Bilimek, Zisterzienser im Dienste des Kaisers Maximilian von México (1. u. 2. Folge), in: Magazin für Amerikanistik. Zeitschrift für amerikanische Geschichte 40, 4, 2016, S. 17–21, 5 Abb.; 41, 1, 2017 – ISSN 0170-2513.

Zitierempfehlung: Hermann Josef Roth: Bilimek, Dominik, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 13.03.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Bilimek,_Dominik

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