Gervais Brunel
Prior von La Trappe, Märtyrer, Seliger
* 18. Juni 1744 Magnières, Meurthe-et-Moselle
† 20. Aug. 1794 Rochefort, Charente-Maritime
Gervais-Protais Brunel, Ordensname François-Xavier, wurde am 18. Juni 1744 in Magnières im Herzogtum Lothringen geboren. Sein Vater Jean Étienne Brunel, Oberhaupt einer angesehenen Familie, war zur Zeit der Geburt Tabellion (Kanzlist) in der Grafschaft Magnières. Sein Bruder war Ignace Brunel (1742–1795), Generalgouverneur der Île Bourbon (heute La Réunion).
Brunel trat in das Priesterseminar in Toul ein, wo er bis zu seiner Diakonweihe 1766 Theologie studierte. Am 17. Juni 1767 wurde er in der Zisterzienserabtei La Trappe eingekleidet und legte am 15. Juli 1768 die Profess ab. Zum Zeitpunkt der Aufhebung der Abtei im Zuge der französischen Revolution 1791 war er Prior. Nach dem Tod des Abtes Pierre Olivier 1790 hatte er die Leitung des Klosters übernommen, dessen ca. 90 verbliebene Mönche im Mai 1792 vertrieben wurden. Ein Teil des Konvents war schon im Mai 1791 mit dem Novizenmeister Augustin de Lestrange über die Grenze in die Schweiz gegangen.
Am 25. Mai 1792, dem Aufhebungstag der Abtei, erklärte Brunel dem Distrikt von Mortagne[-au-Perche], dass er sich in seine Geburtsstadt Magnières im Distrikt Lunéville zurückziehen wolle. Der Ökonom des Klosters, Michel Joseph Dujonquoi (Ordensname fr. Antoine), der entschlossen war, das Schicksal seines Priors zu teilen, gab dieselbe Erklärung ab. Die beiden Mönche kamen am 16. Juni 1792 in Magnières an. Der Vater des Priors nahm sie in seinem Haus auf. Sie hatten einen Teil der geistlichen Schätze der Abtei, die Reliquien der Katakombenheiligen Paulina und ein Brustkreuz des hl. Franz von Sales, mit nach Magnières genommen.[1] Die beiden Exilanten hielten sich abseits vom konstitutionellen Klerus und verhielten sich ruhig, gerieten jedoch in Konflikt mit der Distriktverwaltung, die ihnen mit dem Vorwurf der Unterschlagung von Kircheneigentum (jetzt Nationaleigentum) die Auszahlung der rückständigen Pensionen verweigerte.
Am 20. Juni 1792, vier Tage nach ihrer Ankunft, hatten sie dem Distrikt von Lunéville die gesetzlich vorgeschriebene Aufenthaltserklärung in Bezug auf die Besoldung abgegeben. Dom Brunel hatte in diesem Jahr nur die Hälfte seines Gehalts erhalten, das sich auf neunhundert Pfund belief. Dom Antoine war glücklicher und hatte die ersten drei Trimester erhalten. Als es darum ging, den Fehlbetrag in Lunéville zu begleichen, erhob der Distrikt Mortagne Einspruch und setzte die Zahlung aus. Im Departement Orne waren die beiden Ordensleute beschuldigt worden, Gegenstände aus dem Kloster La Trappe entwendet zu haben, und am 23. Mai, zwei Tage vor ihrer Abreise nach Lothringen, zur Rückgabe verurteilt worden. Sie hatten 1.500 Livres als Anzahlung geleistet, aber die Rückgabe war nicht vollständig und ihre Pension sollte nicht vor dem Erlöschen ihrer Schulden gegenüber der Nation ausgezahlt werden. Infolge dieser Entscheidung des Distrikts Mortagne weigerte sich das Direktorium von Lunéville am 22. April 1793, die Rückstände von 1792 zu zahlen.
Als die Schreckensherrschaft sich Nancy näherte, fühlten sich die beiden Ordensleute in Magnières nicht mehr sicher und beschlossen, ins Ausland zu gehen. Dom Brunel schrieb an Dom Gérard Rangier, Prior des Klosters Notre-Dame-de-Miséricorde in Visisbach[2] bei Solothurn in der Schweiz, um ihn um Gastfreundschaft zu bitten, jedoch wurde sein Brief abgefangen. In Lunéville wurde er in einer öffentlichen Sitzung des Revolutionskomitees verlesen. Die Aufmerksamkeit der Revolutionäre wurde so auf die beiden Ordensleute gelenkt. Diese hatten sich jedoch mit einem vom Generalrat der Gemeinde Magnières ausgestellten Pass auf die Reise begeben. In Remiremont wurden sie verhaftet und ihre Habseligkeiten beschlagnahmt. Dank ihres Passes wurden sie freigelassen, aber ihre Habseligkeiten blieben in Verwahrung. Die beiden Mönche sahen keine Möglichkeit mehr, die französische Grenze überqueren zu können, und kehrten nach Magnières zurück. Am 12. Mai 1793 von der Maréchaussée verhaftet, wurden sie auf Befehl des Revolutionskomitees von Lunéville nach Lunéville gebracht.
In Lunéville wurde ihnen vor dem Revolutionskomitee der Prozess gemacht. Die Anklage lautete: Diebstahl von Klostereigentum und die Verweigerung des von der Revolutionsregierung verlangten Eides auf die »Zivilverfassung des Klerus« („Liberté-Égalité-Eid“). Zum ersten Vorwurf räumte Dom François Xaxier ein, Ordenskleidung für etwa 100 Ecu verkauft zu haben. Als erster Oberer des Hauses stünden ihm die Möbel und Gegenstände aus seiner Wohnung als Prior zur Verfügung. Die Bücher und Gewänder habe er behalten, die Möbel für etwa 600 Livres verkauft. Weder von den Reliquien der heiligen Pauline, noch vom Brustkreuz des heiligen Franz von Sales war in diesem ganzen Verhör die Rede. Um auf den zweiten Vorwurf zu antworten, behaupten die beiden Ordensleute gemeinsam, dass ihre Weigerung, den Eid zu leisten, von der Aussetzung ihrer Pensionsbezüge abhing. Da sie keine staatlichen Pensionäre mehr seien, seien sie zu nichts verpflichtet. Außerdem hätten sie keine Kenntnis von dem Gesetz gehabt, das diesen Eid vorschreibe.
Das Direktorium von Luneville sprach sie von der ersten Anklage frei, verurteilte sie aber wegen der zweiten zur Deportation. Sie wurden nach Nancy gebracht und dort zunächst in der Conciergerie, dann im ehemaligen Karmelitenkloster interniert. Am 27. Januar 1794 wurden sie für gesund erklärt und am darauffolgenden 1. April auf das Gefängnisschiff Deux-Associés in Rochefort, Charente-Maritime, deportiert. Dort starb Brunel in der Nacht vom 19. auf den 20. August 1794 (3. Fructidor des Jahres II) im Alter von 50 Jahren infolge der schlechten Haftbedingungen und wurde auf der Île Madame beigesetzt.
Am 1. Oktober 1995 sprach ihn Papst Johannes Paul II. selig, mit ihm 63 weitere Geistliche, die dasselbe Schicksal erlitten haben. Sein Gedenktag ist der 18. August.
gge, Jan. 2013 , rev. Okt. 2024
- ↑ Die Reliquien befinden sich heute in der Kirche von Magnières, das Brustkreuz blieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familie Brunel und gehört heute zum Domschatz von Nancy.
- ↑ Nicht ermittelt. Es gibt Vivisbach (frz. Veveyse), einen Bach, der in den Genfersee mündet, und den Vivisbachbezirk im Kanton Freiburg.
Daten:
Vest.: 17. Juni 1767; Prof.: 15. Jul. 1768.Literatur:
Br David OCSO: The Blessed Martyrs of the Rochefort Pontoons: Jean-Baptiste Souzy, Paul Charles, Elie Desgardin, Gervais Brunel and Their Sixty Companions, in: Liturgy 31/2–3 (1998) 75–84, bes. S. 77–78 · Knoll, Wilhelm. 30 Jahre Trappistenniederlassung in Darfeld, Aachen 2012, S. 33–38. · Guillon de Montléon, Aimé: Les Martyrs de la foi pendant la révolution française. Paris 1821 · Mangenot, Eugène: Les écclesiastiques de la Meurthe, martyrs, et confesseurs de la foi pendant la révolution française. Nancy: Pierron et Hozé, 1895, S. 282ff.Vorlage:Page.name: BRUNEL, Gervais (1744–1794) – Biographia Cisterciensis