Burgstaller, Bernhard

Bernhard Burgstaller OCist

Bernhard Burgstaller OCist

68. Abt von Wilhering; starb in nationalsozialistischer Haft

* 14. Feb. 1886 Eidenberg
† 1. Nov. 1941 Anrath

Bernhard Burgstaller, Taufname Peter, wurde 1886 als Sohn der Bauerseheleute Thomas und Anna Burgstaller in Eidenberg 20 (Stadler im Graben) geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Eidenberg kam er 1897 an das Stiftsgymnasium Wilhering. 1899 wechselte er, da in Wilhering nur ein Untergymnasium bestand, an das Staatsgymnasium Linz, Spittelwiese, wo er 1905 maturierte. 1905 wurde er als Novize in Wilhering eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Bernhard. Sein Theologiestudium absolvierte er am Augustinerchorherrenstift St. Florian. 1909 legte er die ewige Profess für Wilhering ab und wurde im folgenden Jahr zum Priester geweiht.

Im Herbst 1910 schickte ihn Abt Theobald Grasböck an die Universität Wien. Er schloss das Studium der Altphilologie mit der Lehramtsprüfung ab und promovierte am 22. Dezember 1915 zum Doktor der Philosophie. Von 1915 an unterrichtete Burgstaller am Stiftsgymnasium Wilhering Latein und Griechisch bis zur Auflösung des Gymnasiums durch die nationalsozialistischen Behörden am 9. September 1938. Als Abt Gabriel Fazeny am 3. Oktober 1938 starb, wählte der Konvent Burgstaller am 29. November 1938 mit großer Stimmenmehrheit zum Nachfolger. Schweren Herzens nahm dieser die Wahl an. Er wäre lieber in die Mission nach Bolivien gegangen. Die Abtbenediktion erteilte ihm am 30. November 1938 der Linzer Diözesanbischof Dr. Johannes Gföllner, assistiert von den Wahlzeugen bei der Abtwahl, Abt Dr. Alois Wiesinger OCist von Schlierbach und Abt Dr. Gregor Eisvogel OCSO von Engelszell.

Bald nach der Machtergreifung Hitlers bildete sich in Wien eine Widerstandsgruppe, der – wohl ohne Wissen des Abtes – auch einige Patres aus Wilhering angehörten. Die Widerstandsbewegung wurde entdeckt und am 26. und 27. Juli 1940 einige Patres verhaftet[1]. Nachdem er schon in Wilhering einige Verhöre hatte über sich ergehen lassen müssen, fuhr Burgstaller am 12. November 1940 nach Wien, um sich dort mit einem Rechtsanwalt zu beraten. Am Westbahnhof erwarteten ihn zwei Gestapobeamte und verhafteten ihn. Vier Tage darauf wurde das Stift beschlagnahmt und enteignet (16. November 1940).

Nach achtmonatiger Untersuchungshaft in Wien wurde Burgstaller am 8./9. Juli 1941 nach Anrath bei Krefeld überstellt, wo er an Allerheiligen 1941 an Unterernährung und den Folgen eines Schlaganfalls starb. Seine Leiche soll weniger als vierzig Kilo gewogen haben. Sie wurde nach Wilhering überführt, in der Grabkapelle der Stiftskirche aufgebahrt und am 11. November 1941 in der Äbtegruft beigesetzt. Noch am selben Tag wurde P. Balduin Wiesmayr zum Abt gewählt.

gge, Jan. 2008


Daten:

Vest.: 19. Aug. 1905; Prof.: 21. Aug. 1909; Sac.: 31. Juli 1910; Abbas: el. 29. Nov. 1938, 30. Nov. 1938.

Literatur:

Nimmervoll, Paulus: Das Zisterzienserstift Wilhering zur Zeit des Nationalsozialismus (1938–1945), in: Jahresbericht. Stiftsgymnasium Wilhering. 1970, S. 44–47 · In memoriam Dr. Bernhard Burgstaller, O. Cist., in: St.-Josef-Korrespondenz. Jg. 10 (Linz 1967), Nr. 3 · Lichtenwagner, Markus H.: Abt Dr. Bernhard Burgstaller (1886–1941). Ein Opfer des Nationalsozialismus, in: Jahresbericht Stiftsgymnasium Wilhering 1982/83 (1983) S, 5–45 · Wilherings Märtyrerabt. Vor genau 50 Jahren starb Abt. Dr. Bernhard Burgstaller im nationalsozialistischen Gefängnis, in: Kirchenzeitung der Diözese Linz Jg. 47 (1991), Nr. 44; Mühlviertler Rundschau (Linz 1991), Nr. 51/52 · Zinnhobler, Rudolf: Abt Dr. Bernhard (Peter) Burgstaller OCist. Ein unschuldiges Opfer der NS-Justiz, in: Jan Mikrut (Hg.), Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts (Wien 2000) II 71–83 · Zinnhobler, Rudolf: Abt Bernhard (Peter) Burgstaller OCist. (1886–1941). Ein unschuldiges Opfer der NS-Justiz, in: Rudolf Zinnhobler (- Monika Würthinger): Von Florian bis Jägerstätter. Glaubenszeugen in Oberösterreich. Beiträge zur Landeskunde von Oberösterreich I, Historische Reihe 16. Linz 2004, S. 235–243 · Stift Wilhering, in: Österreichs Stifte unter dem Hakenkreuz. Zeugnisse und Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus 1938 bis 1945 (Ordensnachrichten. 34, Heft 4 A), Wien: Österreichische Superiorenkonferenz, 1995, S. 141–154.

Zitierempfehlung: Burgstaller, Bernhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Burgstaller,_Bernhard

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