Bylansky, Gottfried

Gottfried Bylansky

Gottfried Bylansky

tschechisch: Bohumír Hynek Bylanský

letzter Abt des Zisterzienserstiftes Goldenkron 1755–1785

* 27. März 1724 Prachatitz, Böhmen [Prachatice, Tschechien]
† 21. Juli 1788 Chejnow [Chýnov]

Gottfried (Franz Anton) Bylansky war der Sohn einer wohlhabenden Familie. Er besuchte das Jesuitenkolleg in Böhmisch Krummau [Český Krumlov] und absolvierte die philosophischen Jahrgänge in Passau. 1744 legte er in der Zisterzienserabtei Goldenkron die Gelübde ab und begann das Theologiestudium am erzbischöflichen Priesterseminar in Prag (Collegium Bernardinum), wo er zum Doktor der Theologie promoviert wurde. 1649 zum Priester geweiht, feierte er die Primiz am 18. Januar 1750 in der Kirche Maria vom Siege (Kostel Panny Marie Vítězné) im Prager Karmelitenkloster (Kirche des »Prager Jesuleins«). In Rom zum Doktor der Theologie und beider Rechte promoviert, übernahm er 1754 gemeinsam mit Hermann Kurz von Hohenfurt den philosophischen Lehrstuhl am erzbischöflichen Seminar in Prag.

1755 wurde er als Nachfolger des am 3. Dezember 1754 verstorbenen Christian Guschl zum Abt gewählt. Gemeinsam mit seinem Sekretär P. Gottfried Wimmer[1] machte er sich daran, die hohen Schulden des Klosters abzubauen und die Landwirtschaft zu verbessern (Errichtung einer Obstbaumschule, einer Schafzucht und der Seidenraupenzucht). Seine Vorliebe für die Naturwissenschaften zeigte sich beim Bau der kleinen Sternwarte in der Nähe des Klosters. Die unmittelbare Umgebung des Klosters verschönerte er z. B. durch die Errichtung der Voliére, der Fasanerie und des Wildparks für Eber und Damhirsche und durch die Herrichtung des Spazierweges entlang des Flusses. Der Ziergarten der Abtei wurde im englischen Stil umgestaltet.

In der Abteikiche ließ er das Presbyterium renovieren und zwei Seitenaltäre (mit Bildern des Malers Ignaz Raab) einrichten, die aber nicht mehr fertiggestellt wurden. 1772 gründete der Abt in Zlatá Koruna eine Normalschule für die tschechischen Kinder, in der in tschechischer Sprache unterrichtet wurde.

1771 reiste Bylansky mit Abt Otto Logk von Saar zum Generalkapitel in Cîteaux und erhielt dort den Auftrag, das Reichsstift Salem kanonisch zu visitieren. Viele Jahre stand er dem Kloster Sedletz als k.k. Administrator vor und war erster Assistenzabt der böhmisch-mährischen Zisterzienserprovinz[2].

Hatte Abt Bylansky, ganz im Geiste der Zeit, die ersten Reformen Kaiser Josefs II., die, wie er selbst sagte, »nach seiner Lust und Gesinnung waren« noch gerne befolgt, konnte er doch die Aufhebung seines Klosters im November 1785 nicht verhindern. Er erhielt vom Fürsten Johann v. Schwarzenberg ein Asyl auf Schloss Cheynow bei Tábor, wo er am 21. Juli 1788 starb. Beigesetzt wurde er in der Dreifaltigkeitskirche ebenda vor dem Altar Unserer Lieben Frau von Lourdes.

Er schrieb die Geschichte seines Stiftes (Manuskript).

gge, Okt. 2012‎

  1. 1780–1801 Propst in St. Marienthal.
  2. Steinbach, Otto: Diplomatische Sammlung historischer Merkwürdigkeiten. Prag, Wien, Leipzig, 1783, S. 224–225.

Daten:

Abbas: el. 9. Jan. 1755.

Literatur:

Pavel, Raphael: Der letzte Abt von Goldenkron. Cistercienser Chronik 9 (1897), S. 161–169, 193–205, 225–234, 273–281, 303–311, 329–341, 364–378 · Kadlec, Jaroslav: Dějiny kláštera Svatá Koruna. České Budějovice 1949, S. 228–237. · Hajer, Václav: Poslední zlatokorunský opat, in: Hraničář, 37, 1992, č. 47 (20. 11. ), S. 4 · Gaži, Martin: Osvícený praktik, nebo prelát tmář˙ Zlatokorunský opat Bohumír Bylanský v intelektuálním panoramatu druhé poloviny 18. století. In: Post tenebras spero lucem. Duchovní tvář českého a moravského osvícenství. Praha, Casablanca 2008, S. 278–300. [Praktiker der Aufklärung oder Prälat als Dunkelmann? Der Goldenkroner Abt Gottfried Bylanský im intellektuellen Spektrum der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts].

Normdaten:

GND: 104942090X · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Bylansky, Gottfried, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 7.03.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Bylansky,_Gottfried

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