Christan von Lilienfeld

Christan von Lilienfeld

Christan von Lilienfeld

Christian von Lilienfeld; Christanus Campililiensis

Prior der Abtei Lilienfeld, mittelalterlicher Dichter

† nach 1329

Christan ist für die Jahre 1326 bis 1328 als Prior der Zisterzienserabtei Lilienfeld bezeugt. Es ist leicht möglich, dass er mit dem in einer Handschrift von 1307 genannten Lilienfelder Subprior Christan identisch ist. Von Christan sind mehrere Dichtungen liturgischen, spirituellen und moralischen Inhalts erhalten. Unter diesen ragen folgende besonders hervor:

Seine Officia: Sie gehören zur Gattung der Reimoffizien. Sie enthalten Hymnen, Antiphonen und Responsorien in gereimter Form für das liturgische Stundengebet an Heiligenfesten und am Fest Corpus Christi.

Die 101 lateinischen und zwei deutschen Salutationes: Sie sind nicht für das liturgische Offizium selbst, sondern für das außerliturgische Gebet bestimmt. Sie sind als Grußgedichte an die einzelnen Personen der Dreifaltigkeit und an viele einzelne Heilige formuliert.

Planctus: Dieses Werk ist ein Klagegedicht über die Schlechtigkeit und die Missstände der Zeit. Christan ist besonders über die starke Verbreitung von Völlerei, Unzucht und Lüge bekümmert.

Speculum animalium und Speculum vegetabilium sind in Hexametern abgefasste Kompendien zur Tier- und Pflanzenwelt. In diesen Texten werden die Kreaturen und Vorgänge der Natur den Menschen wie ein Spiegel vorgehalten. Mit Blick auf die Natur versucht Christan, moralische Erkenntnisse zu vermitteln.

Concordanciae: Diese in Hexametern abgefassten Texte erklären Stellen aus dem Neuen Testament mit Hilfe typologischer Hinweise zum Alten Testament. Dieses Werk diente als Quelle der Concordantiae caritatis des Ulrich von Lilienfeld.

Zebedides ist ein in Hexametern abgefasstes Gedicht über den hl. Jakobus den Älteren (Sohn des Zebedäus). Es ist Abt Konrad gewidmet (wahrscheinlich Konrad II., reg. c1285–c1293).

Pius Maurer


Quellen:

 
  • Dreves, Guido Maria (Hg.): Christans von Lilienfeld Hymnen, Officien, Sequenzen und Reimgebete, Anal. Hymn. 41a (Leipzig 1903).
  • Wagner, Fritz (Hg., Übers.): Philologia Sacra Cisterciensis. Untersuchungen zur mittelalterlichen Dichtkunst der Zisterzienser und ihrer Tradition, Quellen und Studien zur Zisterzienserliteratur 9 (Langwaden 2005) 21–30. 42–76.
  • Zechmeister, Walter (Hg.): Christani Campililiensis Opera Poetica, Bd. 1–2, Corpus Christianorum Continuatio Mediaevalis XIX A-B (Turnhout 1992).

Literatur:

 
  • Szövérffy, J., Die Annalen der lateinischen Hymnendichtung. Ein Handbuch. II. Die lateinischen Hymnen vom Ende des 11. Jahrhunderts bis zum Ausgang des Mittelalters (Berlin 1965) 307–315.
  • Worstbrock, F. J., Christan von Lilienfeld, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1 (Berlin – New York 1978), 1202–1208.

Normdaten:

GND: 104581751 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Christan von Lilienfeld, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 15.09.2011, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Christan_von_Lilienfeld

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