Zisterzienser der Abtei Heinrichau; Prior in Zirc 1779–1793
* 14. Feb. 1731 Tscheschdorf, Mähren [Těšíkov, Tschechien]
† 5. Okt. 1811 Wiesenthal, Niederschlesien [Wadochowice, Polen]
Bonaventura Christoph, Taufname Joseph, wurde am 14. Februar 1731 in Tscheschdorf in Mähren geboren. Am 3. Februar 1755 legte er in der schlesischen Zisterzienserabtei Heinrichau die Profess ab und wurde 1759 Priester. Von 1763 bis 1766 war er Kooperator in Zirc und Porva in Ungarn. 1766 wurde er von Abt Konstantin Haschke zum Provisor (Cellerar) in Zirc bestellt, jedoch schon am 28. Juni 1767, weil er sein Amt nach eigenem Gutdünken und ohne Absprache mit dem Prior verwaltete, wieder abberufen und nach Nagytevel strafversetzt. Von 1770 bis 1772 war er Pfarrer in Zirc, von 1772 bis 1775 Subprior, von 1775 bis 1779 wieder Provisor und von 1779 bis 1793 Prior.
1793 musste wegen des Widerstands der ungarischen Konventmitglieder als Prior abdanken und zog sich nach Venyim zurück (Nachfolger László Szabady). Von dort aus richtete er mit Datum 12. Oktober 1800 ein Gesuch an die ungarische Hofkanzlei in Wien, in dem er darlegte, dass es ein Unrecht sei, die deutschstämmigen Konventmitglieder vom Amt des Priors auszuschließen. Mit diesem Schreiben zog er sich wegen der nationalistisch angespannten Atmosphäre den Unmut der (in diesen Dingen überempfindlichen) ungarischen Statthalterei zu, die daraufhin in Missachtung der Exemption des Zisterzienserordens Bischof József Bajzáth von Veszprém mit der Visitation der Abtei Zirc beauftragte. Dieser überließ die Durchführung seinem Generalvikar, Weihbischof David Zsolnay, der am 22. Dezember in Zirc erschien und feststellte, dass der Konvent entlang der nationalen Grenzen gespalten war, die Ordensleute sich von nationalen Emotionen leiten ließen und die jüngeren ungarischen Professen den Abt (Konstantin Gloger) ablehnten.
In dem Bericht, den der Weihbischof am 3. Januar 1801 der Statthalterei einreichte, wurden Ex-Prior Bonaventura schwere Vorwürfe gemacht, die vor allem darauf beruhten, dass er es gewagt hatte, sich an die Hofkanzlei zu wenden. Am 1. Juli 1802 von der Statthalterei aus Ungarn ausgewiesen, kehrte Bonaventura Christoph nach Heinrichau zurück. Er starb am 5. Oktober 1811 in Wiesenthal; die Abtei Heinrichau war 1810 vom preußischen Staat aufgehoben worden.
gge, März 2022
Daten:
Prof. 3. Febr. 1755, Sac. 1759.Literatur:
Grüger, Heinrich: Heinrichau: Geschichte eines schlesischen Zisterzienserklosters. Böhlau 1978, S. 214–215, 292.Vorlage:Page.name: CHRISTOPH, Bonaventura OCist (1731–1811) – Biographia Cisterciensis