Coene, Jean

Jean Coëne

Jean Coëne

35. Abt des Klosters Cambron 1635–1649, Generalvikar in Belgien

* um 1557 Tournai
† 14. Okt. 1649 Brüssel

Jean Coene wurde als Sohn einer vornehmen Familie in Tournai geboren. Einer seiner Brüder, zunächst Augustiner, dann Franziskaner, war ein bekannter Prediger und stand bei der Erzherzogin Isabella in Gunst; ein anderer Bruder war Kaufmann in Antwerpen. Eine Schwester war Ökonomin der Zisterzienserinnenabtei Maagdendaele/Val-des-Vierges in Oudenaarde, später Äbtissin des Klosters Doornzele in Gent.

Nachdem er zunächst Medizin studiert hatte, trat Coene in die Zisterzienserabtei Cambron ein, wo er 1577 die Profess ablegte. Im Alter von 30 Jahren zum Priester geweiht, war er dann Beichtiger in der Zisterzienserinnenabtei Les Prés (Notre-Dames-des-Prés) in Douai, die unter der Leitung der Äbtissin Élisabeth de La Tramerie (reg. 1580–1591) stand. Im Oktober 1597 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert.

Nachdem er im Kloster Gastpater (maître d’hôtel) und Prior gewesen war, wurde er unter dem Vorsitz des Abtes Bernardus Campmans (Dünen) zum Koadjutor des Abtes Jean Farinart gewählt und als solcher vom Generalgouvernement der Niederlande und von Abt Claude Largentier von Clairvaux bestätigt. Die Benediktion erfolgte nach Farinarts Tod 1635 durch Erzbischof Van der Burch. Die Installation nahm sein Freund vor, der Hofprediger Jean-Jacques Courvoisier aus dem Paulanerorden. Da während des französisch-spanischen Krieges (1635–1659) die Verbindung nach Clairvaux unterbrochen war, ersuchte Coene den päpstlichen Internuntius Richard Stravius um die Bestätigung seines Abttitels, die er auch erhielt (datiert aus Brüssel, Mai 1638). Er erhielt außerdem die Bestätigung als Vaterabt und Visitator zahlreicher flandrischer Frauenklöster: Notre-Dame-du-Verger, Fontenelles und Refuge de la Vierge bei Ath in der Diözese Cambrai; La Cambre/Ter Kameren in der Diözese Mechelen; Flines in der Diözese Arras; Baudeloo, Nouveau-Bois und Beaupré in der Diözese Gent und Nizelles und Argenton im Bistum Namur. In dieser Eigenschaft hatte der Abt das Recht, die Klöster zu visitieren, Unregelmäßigkeiten zu beseitigen, die Rechnungsführung zu prüfen und sogar die Äbtissinnen zu entlassen.

Am 17. Juli 1639 assistierte Coene mit den Äbten von St-Ghislain, Liessies und Maroilles bei der feierlichen Benediktion des neuen Abtes der Benediktinerabtei Crespin, Mathias Le Mosnier (reg. 1638–1652), durch Erzbischof Van der Burch.

Am 1. Februar 1640 ernannte ihn der vom Papst dazu ermächtigte Internuntius zum Progeneral der Zisterzienser in den spanischen Niederlanden, damit Coene die Dünenabtei in Brügge visitieren und den dort lebenden Spanier Juan Caramuel aus den Niederlanden ausweisen und nach Spanien zurückschicken sollte[1]. Coene scheiterte aber am Widerstand des Abtes Campmans und musste sich Unterstützung bei den zivilen Behörden holen. Nach Campmans Tod 1642 leitete er die Abtwahl, bei der Caramuel, der hoffte, gewählt zu werden, scheiterte. Gleichzeitig gab es in der Dünenabtei Uneinigkeit und diszipliniarische Probleme. Einige Mönche, in Unstimmigkeit mit ihrem Abt, hatten das Kloster verlassen und sich zu Verwandten zurückgezogen, andere hielten sich nicht mehr an die Regel. Mehrere davon wurden verhaftet und zur Buße nach Cambron gebracht, zwei andere kamen aus eigenem Antrieb. Damals wurde auch Robert de Maulde als Koadjutor in die Abtei Ourscamp geschickt.

Nachdem er schließlich aus Clairvaux und Cîteaux die Ernennung zum Generalvikar des Ordens in den Niederlanden (in der Nachfolge Farinarts) erhalten hatte, machte Coene sich daran, die Ordensdisziplin in seinem Zuständigkeitsbereich wiederherzustellen oder aufrechtzuerhalten. 1645 ermahnte er den Kommendatarabt von Affligem, Laxheiten zu beenden und die Zahl von Religiosen in seinem Kloster zu bewahren.

Auf Empfehlung seines Freundes Courvoisier unterstützte Coene auch andere Ordensgemeinschaften finanziell: die Minimiten (Paulaner) in Brüssel, Anderlecht, Grimminge/Grammont und Mons und die Kapuziner. Viertausend Gulden gab er dem Provinzial der Paulaner, Balthasar d’Avila, für eine Reise nach Rom (er wurde dort von Papst Innozenz X. für drei Jahre zum Generaloberen seines Ordens ernannt, 13. April 1649). Avila schenkte der Abtei von Cambron nach seiner Rückkehr Reliquien der Heiligen Antonin und Maximin.

Mit päpstlicher Erlaubnis übte Coene die ärztliche Tätigkeit mit Ausnahme chirurgischer Eingriffe auch als Mönch weiter aus und heilte so den Präsidenten des geheimen Staatsrats Pieter (Pierre) Roose (1586–1673), seinen Protektor, von schwerer Krankheit. Präsident Roose riet Coene auch, als dieser 1649 sterbenskrank war, einen Koadjutor zu benennen. Am 13. Oktober 1649 nominierte Coene auf dem Sterbebett in Brüssel testamentarisch den Prior Antoine Le Waitte zum Koadjutor und starb am folgenden Tag. Sein Leichnam wurde nach Cambron gebracht und in der Abteikirche beigesetzt.

gge, Sep. 2017

  1. „afin de ramener l’abbe Campmans aux termes de droit et d’empêcher Caramuel de faire ultérieurement le moine vagabond dans le Pays-Bas, et de le renvoyer en Espagne“, Memoires Pour Servir A L’Histoire Litteraire Des Dix-Sept Provinces, De La Principauté De Liege, Et De Quelques Contrées Voisines, Band 2. Louvain: Imprimerie Academique, 1768, S. 176 [1].

Daten:

Prof.: 1577; Abbas: 1633.

Werke:

Doctissimum panegyricum precedenti suo amplissimo et eximio Ioanni Farinaro, Camberonensi abbati. Mons, 1634 (Das einzige erhaltene Exemplar befindet sich im Britischen Museum).

Literatur:

Le Waitte, Antoine: Historiae camberonensis pars altera. Paris 1673, S. 588ff · Monnier, Clément: Histoire de l'abbaye de Cambron, in: Annales du Cercle archéologique de Mons XIV, 1876, p. 135–139 · Dictionnaire des Auteurs Cisterciens. Rochefort, 1975–1977.

Zitierempfehlung: Coene, Jean, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 3.01.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Coene,_Jean

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