Esclaibes, Leopold

Leopold d’Esclaibes

Leopold d’Esclaibes

42. Abt des Klosters Cambron 1745–1771

* 1699 Kooigem, Kortrijk
07. Juli 1771 Cambron-Casteau

Leopold d’Esclaibes, comte d’Hust, Sohn eines französischen Offiziers, wurde 1699 auf dem väterlichen Gut Kooigem bei Kortrijk geboren und trat im Alter von einundzwanzig Jahren in die Abtei Cambron ein. Am 29. September 1745 wurde er – unter, wegen der kriegsbedingt unklaren politischen Machtverhältnisse, turbulenten Umständen – zum Abt gewählt und am 12. Dezember 1745 durch den französischen König Ludwig XV. bestätigt (Der Hennegau war zeitweise in französischer Hand). Er stand zu diesem Zeitpunkt im 46. Lebens- und 26. Professjahr.

1749, nach dem Abzug der Franzosen im Vorjahr, wurde er von einigen Mönchen, die sich selbst in ihrer Petition an die Regierung als „la plus saine et la plus grande partie des religieux de Cambron“ bezeichneten, angeklagt, seine Wahl mit Hilfe französischer Militärs gegen die Interessen der kaisertreuen Partei erzwungen zu haben. Weitere Vorwürfe waren Misswirtschaft, verschwenderische Hofhaltung, die Begünstigung von Verwandten und eine frankreichfreundliche Einstellung (u.a. er soll den ihm unterstellten Frauenklöstern befohlen haben, für den französischen König zu beten).

Die (habsburgische) Regierung in Brüssel reagierte auf die umfangreiche Petition, indem sie eine Untersuchungskommission unter der Leitung des Staatsrats Pycke einsetzte. Außerdem wurden die Äbte von Villers und Baudeloo hinzugezogen, letzterer war Generalvikar des Ordens in Belgien. Nach Befragung der Mönche und Rekonstruktion der Vorgänge, die zu seiner Wahl geführt hatten, wurde Abt Leopold vom Vorwurf der Wahlbeeinflussung entlastet. Mängel in der Wirtschaftsführung der Abtei wurden bestätigt, Reformen eingeleitet und zum Teil neue Offizialen eingesetzt. Der Prior wurde suspendiert, der Abt aber mit Datum 15. April 1750 offiziell und kanonisch bestätigt.

Die Intervention der Zivilbehörde hatte die Intrigen seiner Gegner beendet und die folgenden Jahre der Regierungszeit des Abtes Leopold verliefen ruhig. Er ließ die Kirche renovieren, die Bibliothek und das Refektorium. Er war sanft und freundlich gegenüber jedermann. Großzügig empfing er die Verwandten seiner Mitbrüder und Fremde, die die Abtei besuchten. Er war geheimer Rat der Kaiserin Maria Theresia und von 1768 bis 1771 Abgeordneter der Stände des Hennegau. In den sechsundzwanzig Jahren seiner Prälatur wurden ungefähr dreißig Religiosen zur Profess zugelassen.

Abt Leopold d’Esclaibes starb am 7. Juli 1771. Trotz der 1750 angeordneten Reformen hinterließ er das Kloster mit hohen Schulden, die sein Nachfolger Malachie Hocquart abtragen musste.

gge, Sep. 2017


Daten:

Abbas: el. 29. Sep. 1745.

Literatur:

Monnier, Clément: Histoire de l'abbaye de Cambron, in: Annales du Cercle archéologique de Mons XIV (1876), S. 179–189 · Smet, Joseph-Jean de: Cartulaire de l'abbaye de Cambron, dans: Monuments pour servir a l'histoire des provinces de Namur, de Hainaut et de Luxembourg, tome deux, première parte. Bruxelles: M. Hayez, 1869, S. XIII.

Zitierempfehlung: Esclaibes, Leopold, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 13.09.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Esclaibes,_Leopold

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