Gerhard Führer
39. und letzter Abt des Klosters Fürstenfeld 1796–1803
* 12. Aug. 1745 Erding
† 4. April 1820 Fürstenfeldbruck
Gerhard Führer, Taufname Sebastian Maximilian, wurde am 12. August 1745 in Erding als Sohn des Schreiners Martin Fierer und dessen Frau Ursula geboren. Er erhielt seine Erziehung im 1754 von Abt Alexander Pellhammer eröffneten Fürstenfelder Klosterseminar, besuchte das Münchner Jesuitengymnasium und trat mit 20 Jahren in die Zisterzienserabtei Fürstenfeld ein.
Am 10. September 1770[1] zum Priester geweiht, war eine seiner ersten Aufgaben die seelsorgerische Betreuung der Pfarrei Schöngeising. Im Kloster war er Professor der Philosophie und Theologie, dann Novizenmeister und von 1783 an elf Jahre Prior. Auch als solcher wurde er noch als Professor und Novizenmeister eingesetzt. Außerdem war er wissenschaftlich tätig. Er führte meteorologische Beobachtungen für die Bayerische Akademie der Wissenschaften durch, wofür die ihn 1807 zum außerordentlichen Mitglied ernannte. Außerdem machte er sich als Bibliothekar um die Verbesserung der Klosterbibliothek verdient.
Nach der Resignation des Abtes Tezelin Katzmair am 18. Juli 1796 selbst zum Abt gewählt, übernahm er das Kloster in schwierigen Verhältnissen. Er selbst schreibt von 900 Gulden Barvermögen, „aber desto mehr Passivschulden“. Eine Seuche hatte zudem das Vieh dahingerafft, es folgten „Totalschauer auf des Klosters- und Unterthannsgründen.“ Der schlimmste Einschnitt aber war die Säkularisation des Klosters im März 1803, obwohl Kurfürst Max IV. Joseph von Bayern bei seinem Regierungsantritt am 11. März 1799 den ständischen Klöstern, nach deren finanzieller Hilfe von 500.000 Gulden, schriftlich und mündlich versichert hatte, sie in ihrem Bestand unangetastet zu lassen. Als der Abt am 5. November 1802 – durch berittenen Boten von der Feier des Leonhardifestes in Inchenhofen zurückgerufen – in Fürstenfeld ankam, hatte der Kommissar der Generallandesdirektion das Kloster bereits versiegelt und die Kasse beschlagnahmt. Am 17. März 1803 folgte dann die formaljuristische Aufhebung des Klosters. Aufhebungskommissar Heydolph verlas das Aufhebungsdekret. Anschließend nahm er Abt Führer seine Insignien (Brustkreuz und Ring) ab, kassierte alles noch vorhandene Kirchen- und Ökonomiesilber ein und verpackte es zum Versand nach München. Nur auf seinen energischen Protest beließ man Abt Gerhard eine alte Kette mit Kreuz, einen einfachen Ring, eine minderwertige Mitra und einen alten hölzernen Abtstab.
Nach der Säkularisation blieb er mit Genehmigung des neuen Besitzers zusammen mit seinen Mönchen im Kloster wohnen. Nach dem Rückkauf der Gebäude durch den bayerischen Staat 1817 zog er nach Fürstenfeldbruck, wo er am 4. April 1820 starb und auf dem Brucker Friedhof bestattet wurde. Sein Grabstein steht heute westlich der Stadtpfarrkirche St. Magdalena. Sein Nachlass war unbedeutend. Jahrelang hatte er zwölf Brucker Kinder auf seine Kosten in die Schule geschickt. Er hatte nach seiner Pensionierung in den Jahren 1803 bis 1817 eine Chronik des Klosters Fürstenfeld verfasst, die heute in der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrt wird.
gge, Sep. 2019
- ↑ nach Jakob Groß, Chronik von Fürstenfeldbruck, 1877, S. 364, am 10. Juni.
Daten:
Prof.: 13. Okt. 1765; Sac.: 10. Sep. 1770; Abbas: el. 18. Juli 1796.Literatur:
Scheglmann, Alfons Maria: Geschichte der Säkularisation im rechtsrheinischen Bayern, Band 3: Die Säkularisation in den 1803 definitiv bayerisch gewesenen oder gewordenen Gebieten. 2. Teil: Die Säkularisation der Zisterzienserabteien, Prämonstratenserabteien, Augustinerchorherrenpropsteien, der übrigen im Jahre 1803 gefallenen Männerklöster und des Doppelklosters Altomünster. Regenburg: J. Habbel, 1908, S. 82ff. · Pfister, Peter: Die Funktionen eines Abtes und die Reihenfolge der Fürstenfelder Äbte, in: Werner Schiedermair: Kloster Fürstenfeld. 2. Auflage. Josef Fink Verlag, 2013, S. 289ff.Vorlage:Page.name: FÜHRER, Gerhard OCist (1745–1820) – Biographia Cisterciensis