Gagel, Johann

Johann Gagel

Johann Gagel

Abt des Klosters Langheim 1638–1649

† 29. Juni 1649 Bad Staffelstein

Johann VIII. Gagel aus Lichtenfels war Prior der Zisterzienserabtei Langheim, als er am 8. Juni 1637[1] unter dem Vorsitz des von Abt Thomas Wunn von Salem als Generalvikar der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation dazu bestimmten Abtes Georg Kihn von Bildhausen zum Abt gewählt wurde.[2] Zur Wahl – Abt Nikolaus Eber, in dessen Umgebung sich Gagel während der Flucht vor den Schweden meist aufgehalten hatte, war bereits am 26. März d.J verstorben – hatten die wegen des Dreißigjährigen Krieges zerstreut im Exil lebenden Kapitularen erst zusammengerufen werden müssen. Sekretär war der Ebrachsche Konventuale Johannes Wolf gewesen, ebenfalls anwesend auch fürstbischöfliche Kommissare.[3]

Die Benediktion fand am 2. Februar 1638 durch den Fürstbischof Franz von Hatzfeld selbst in der Domkirche zu Würzburg statt, zugleich mit den Benediktionen der neuen Äbte von Ebrach (Johann Pfister), Bronnbach (Johann Tierlauf) und Banz (Jobst Weith OSB).[4][5] Am 12. Juni 1637 teilte Abt Johann dem Abt zu Ebrach als Visitator des Klosters die Abschrift des Eides mit, den er dem Bamberger Bischof hatte schwören müssen.

Wie sein von den Schweden aus dem Kloster vertriebener Vorgänger Nikolaus Eber war auch Abt Gagel ein „gleichfalls steter Wanderer wegen der Schweden“ (Jäck). Zwar setzte er sich eifrig für die Erhaltung der klösterlichen Rechte und Ordnung ein, musste sich aber wegen des Krieges meistens fern vom Kloster aufhalten. Vieles hatte er in den Kriegsunruhen zu dulden, besonders 1646. Um die Geldforderungen der bayerischen Truppen befriedigen zu können, ging er zu Fuß von Weismain nach Bamberg, um Geld zu leihen. Da er jedoch nichts erhalten konnte, nahm der Hauptmann Peter Lamb vom Regiment Fleckenstein dem Kloster vier Pferde, zwölf Ochsen und 16 Kühe weg.

Mitte April desselben Jahres zog Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich mit seinem Heer in das Bistum Bamberg ein und schlug sein Lager in Staffelstein auf. Heinrich Baron von Mercy besetzte mit 100 Reitern das Kloster, das darunter außerordentlich litt. Am 9. April 1647 musste Abt Gagel wegen der Kriegsunruhen von Weismain nach Kronach flüchten. Die Schweden hatten Schweinfurt erobert und den ganzen fränkischen Kreis besetzt. Für die Truppen des Obersten Douglas, die in Staffelstein lagen, musste das Kloster monatlich 448 Reichstaler, 4264 Pfund Brot, 4264 Pfund Fleisch, 4264 Maß Bier und 876 Scheffel Hafer liefern. Auf Befehl des Bischofs von Bamberg mussten die Weismainer die Truppen des Obersten Israel Isachon in ihre Mauern aufnehmen, wodurch alle dort gelagerten Klostergüter verloren gingen.

1641 begann Gagel mit der Niederschrift einer Klostergeschichte, die sein Nachfolger Mauritz Knauer fortsetzte. Am 3. Dezember 1644 weihte er die neugebaute Kapelle auf dem 1618 endgültig erworbenen Rittergut Giechkröttendorf und führte 1641 im Mutterkloster Ebrach den Vorsitz bei der Wahl des Abtes Heinrich Pförtner, den er am 31. August 1642 benedizierte, und 1646 bei der des Abtes Petrus Scherenberger. Am 12. November 1647 war er bei der Resignation des Abtes Friedrich Groß und der Wahl Valentin Mammels in Bronnbach dabei.

Nur kurze Zeit genoss Abt Gagel die Segnungen des Westfälischen Friedens 1648. Am Fest der Apostelfürsten Peter und Paul 1649 erlitt er nach dem Pontifikalamt in Vierzehnheiligen einen Schlaganfall (oder Herzinfarkt), bevor er noch das Messgewand abgelegt hatte, und starb am 29. Juni 1649. Sein Nachfolger wurde der Prior Mauritz Knauer.

gge, Nov. 2019, rev. Sep. 2023

  1. Jäck gibt den 8. Juni 1638 an. Nach Germania Sacra NF 38,1, Bamberger Bischöfe 1522–1693, S. 459, wurde er jedoch schon 1637 von Fürstbischof Franz von Bamberg investiert. Da sein Vorgänger Nikolaus Eber am 26. März 1637 gestorben war, ist der 8. Juni 1637 plausibler, da Langheim sonst über ein Jahr ohne Abt gewesen wäre. Auch das Copialbuch (S. 13) hat den 8. Juni 1637.
  2. Eigentlich zuständig gewesen wäre der Abt des Mutterklosters Ebrach, aber Abt Johannes Dressel war am 16. April 1637 verstorben und der Nachfolger Johann Pfister noch nicht oder gerade erst gewählt, jedenfalls noch nicht benediziert.
  3. Der Domherr Wolfgang Balthasar v. Seckendorff, der Generalvikar Johann Murrmann und Dr. Georg Einwag von Bamberg.
  4. Müller, Gregor: Chronik des Klosters Bronnbach, in: Cistercienser Chronik 7 (1895), S. 237.
  5. Anwesend bei der Zeremonie waren ferner die Äbte Georg Kihn von Bildhausen, Johannes Cassian Speiser OSB aus Schwarzach und Andreas Streublein von St. Stephan zu Würzburg.

Daten:

Abbas: el. 8. Juni 1637, ben. 2. Feb. 1638.

Literatur:

Jäck, Joachim Heinrich: Denkschrift für das Jubelfest der Buchdruckerkunst zu Bamberg. Bamberg: Enke, 1840, S. 148 · Ders.: Beschreibung des Wallfahrtsortes der Vierzehn-Heiligen zu Frankenthal. Nürnberg: Riegel und Wießner, 1826, S. 58–59 · Schweitzer, C[aspar] A.: Das Copialbuch der Cistercienser-Abtei Langheim: in vollständigen Auszügen der Urkunden. Fortsetzung von 1350 bis 1400, Band 3, 1861, S. 13–14 · Heid, Max: Abt Johann Gagel aus Lichtenfels, in: Lichtenfelser Tagblatt, 16. Juni 1951.

Normdaten:

· GSN: 052-00826-001

Zitierempfehlung: Gagel, Johann, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 7.04.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gagel,_Johann

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