Georges, Dominique

Dominique Georges

Dominique Georges

Abt von Val-Richer 1652–1693

* 1613 Cutry, Longwy
† 8. Nov. 1693

Dominique Georges, geboren 1613 in Cutry bei Longwy, studierte in Löwen und 1535/36 an der Jesuitenuniversität Pont-à-Mousson. Nach der Priesterweihe wurde er 1637 Pfarrer in Circourt in der Diözese Toul. Durch den Krieg 1638 von dort vertrieben, war er einige Jahre als Präfekt der Junioren am Seminar von St-Nicolas-du-Chardonnet in Paris (unweit des Collège Saint-Bernard) tätig und studierte nebenbei an der Sorbonne. Dort lernte er neben Vinzenz von Paul, Jean Mabillon und Jean Eudes auch den Kommendatarabt von Val-Richer im Bistum Bayeux kennen, Jean-Baptiste de Laplace, der ihm 1646 die zu seiner Abtei gehörende Pfarrei Le Pré-d’Auge in der Normandie übertrug. Wann genau Georges sie übernahm, ist nicht bekannt[1]); 1647 begann er mit dem Wiederaufbau der Kirche; seine erste Messe hielt er am 11. April 1649.

Nachdem Georges ein Noviziat in der Zisterzienserabtei Barbery absolviert hatte, übertrug ihm Laplace mit königlicher und päpstlicher Genehmigung die Abtei Val-Richer, in der er 1645 mit Hilfe des Abtes Louis Quinet von Barbery mit der Einführung der strengen Observanz begonnen hatte. Am 21. Dezember 1652 legte Georges die Mönchsprofess ab und nahm die Abtei am übernächsten Tag als Regularabt in Besitz. Sechs Tage später wurde er in der Klosterkirche der Zisterzienserinnen von Villers-Canivet durch Bischof François Rouxel de Médavy von Sées benediziert.

Obwohl nur einfacher Landpfarrer und ohne jede monastische Erfahrung, brachte Dominique Georges die in der langen Zeit der Religionskriege und der Kommende bis auf die Ruinen heruntergekommene Abtei Val-Richer wieder zur Blüte. Er führte die an der strengen Observanz orientierte spirituelle Ausrichtung weiter und ließ die gesamte Abteianlage inklusive Kirche und Kirchturm baulich wiederherstellen oder neu erbauen.[2] Auch für die Neuaustattung mit einer Orgel, Glocken, Bildern, Statuen, Paramenten, silbernen Gefäßen und tausenden Büchern für die Bibliothek sorgte er. Bald kam es auch zu Neueintritten, sodass die Konventstärke von sechs oder sieben Mönchen auf rund 30 anwuchs. Auch der ehemalige Kommendatarabt Laplace blieb als einfacher Konverse im Kloster wohnen.

Am 7. Juni 1656 ernannte Bischof François Servien von Bayeux Abt Georges zum Generalvikar der Exemption Cambremer in der Diözese Lisieux, nicht weit von Val-Richer und Le Pré-d’Auge, mit umfassenden Vollmachten. Serviens Nachfolger Bischof François de Nesmond bestätigte ihn am 2. Juli 1662 in dieser Funktion. Georges begründete dort Konferenzen (Conférence de Cambremer) nach dem Vorbild des hl. Vinzenz von Paul. Ziel der Konferenzen, die sich bald über die gesamte Normandie ausbreiteten, war es, für eine bessere Bildung der Diözesanpriester zu sorgen.

Am 26. April 1661 wählten ihn die Äbte und Äbtissinnen der Diözese einstimmig zu ihrem Syndicus. Im September 1664 schickten ihn die in Paris versammelten Äbte der strengen Observanz mit Abt Armand-Jean de Rancé auf eine (letztlich erfolglose) zweijährige Mission nach Rom zu Papst Alexander VII. Die Äbteversammlungen der strengen Observanz 1672, 1683 und 1686 wählten ihn zum Definitor. 1669 visitierte er die Klöster in der Normandie und der Diözese Le Mans und im Auftrag des Bischofs auch die Nonnenklöster. Auf Geheiß des Erzbischofs Colbert von Rouen verfasste er Statuten für die cluniazensischen Klöster. Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte suchten seinen Rat. 1686 wurde er zum Visitator für die Klöster der Normandie bestellt, wozu auch La Trappe gehörte.

Er starb am 8. November 1693, achtzig Jahre alt, und wurde im Chorraum der Abteikirche bestattet, Seine marmorne Grabplatte ist erhalten. Seine Lebensgeschichte verfasste der Jesuit Claude Buffier. Nach Georges Tod wurde die Abtei an François Blouet de Camilly, Bischof von Tours, vergeben, fiel also wieder in Kommende.

gge, Feb. 2019

  1. Es gab einige Verzögerung durch einen Rechtsstreit mit dem weltlichen Herrn, François de La Rivière, der das Präsentationsrecht des Abtes anfocht, letztlich aber vor dem Parlament unterlag.
  2. Aus dieser Zeit stammt auch das bis heute erhaltene Prälaturgebäude in Val-Richer.

Daten:

Vest.: 1651; Prof.: 21. Dez. 1652; Abbas: ben. 29. Dez. 1652.

Literatur:

Buffier, Claude: Vie de Dominique George, abbé de N.-D. du ValRicher. Paris: Boudot, 1696 · Gallia christiana, Band 13, 1759, Sp. 451–452 · Dupont, Gustave: L’abbaye du Val-Richer, étude historique. Caen, 1866 · Tricentenaire de Dom Dominique Georges, Abbé du Val-Richer. Le Val Richer, 25–26-27 juin 1993 / journées organisées … par l'Association Echanges et bibliothèques [et] Elizabeth Richard-Rossignol. Le Pays d’Auge, Heft n°3, März 1994 · Coste, Roger: Abbaye cistercienne du Val-Richer. De 1645 à 1652, la passation de pouvoirs entre l’abbé Jean-Baptiste de La Place et l’abbé Dominique Georges, in: Le Pays d’Auge, 51e année, n°2, Mars/avril 2001, S. 24–36 · La vie des communautés cisterciennes au XVIIe siècle : 54 cartes de visite de dom Dominique Georges [1672–1692], transcription, introduction, notes… par Claude Garda, Collection Bellefontaine N° 10, 2005 · Richard-Rossignol, Élisabeth: Le Val-Richer et Dom Dominique Georges. Quelques documents inédits du XVIIe siècle récemment découverts, in: Cîteaux et la Normandie, colloque de La Trappe 2 et 3 mai 1998, Collection Bellefontaine N° 2, Juni 2010, S. 67–77.

Zitierempfehlung: Georges, Dominique, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 22.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Georges,_Dominique

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