Graff, Martin

Martinus Graff

Martin Graff

Abt von Neuzelle und designierter Titularbischof

* 13. Feb. 1678 Wellmitz
† 27. Sep. 1741

„Aus dem Kloster-Dorfe Wellmitz von ganz armen Eltern geboren, besuchte derselbe in seiner Jugend die Kloster-Schule zu Neuzell“ – mehr ist über Abt Martins Kindheit und Schulbildung nicht bekannt. Er trat in das Kloster Neuzelle ein, legte 1697 die Ordensprofess ab und erhielt den Namen Martinus. 1701 bis 1703 absolvierte er das Theologiestudium in Prag, erhielt 1703 die Priesterweihe und war von 1717 bis zu seiner Abtwahl Subprior. Nach dem Tod des Abtes Konrad Proche war er die treibende Kraft des Widerstands des Konvents gegen die landesherrliche Kommission, die das Kloster in ihre Gewalt bringen wollte.

Am 20. März 1727 wurde Martin Graff zum Abt erwählt und am 23. März 1727 benediziert. Die kaiserliche Bestätigung der Wahl wurde am 29. April 1727 ausgestellt. Abt Martin wurde zum großen Bauherrn, versah die Klosterkirche mit einer reichen Ausstattung und baute die Pfortenkapelle zur Pfarrkirche (heute evangelische Pfarrkirche) aus. Das heutige Aussehen des Klosters entstammt vor allem seiner Gestaltungskraft. Nach Überschwemmungen und Unruhen ließ er das Klosterland vermessen und kartographieren, dessen Ergebnis – der „Neuzeller Atlas“ – heute eine Kostbarkeit der Deutschen Staatsbibliothek Berlin ist.

Am 23. Februar 1732 wurde Abt Graff von Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, zum Geheimen Rat in geistlichen Sachen und Vicarius Generalis in spiritualibus für die Kurmarken, Magdeburg und Halberstadt ernannt. Parallel dazu wurden von der römischen Kurie diese Gebiete am 24. April 1732 aus dem Nordischen Vikariat herausgelöst und Abt Martin am 2. Mai 1732 zum Titularbischof von Zama und zum Apostolischen Vikar ernannt. Doch der König zog seine Ernennung zurück, so dass Abt Martin weder sein Amt als königlicher Vikar antrat noch die Bischofsweihe erhielt. Auch der polnische König und sächsische Kurfürst ernannte den Abt zum Geheimen Rat am 16. August 1735. Im Mai 1738 weilte der Abt auf dem Generalkapitel des Ordens in Cȋteaux. Er starb am 27. September 1741, drei Tage nach der Weihe der erneuerten Kirche und wurde als erster in der Äbtegruft der von ihm erbauten Josephskapelle beigesetzt.

Winfried Töpler


Daten:

Prof.: 1697; Sac.: 1703; Abbas: el. 20. März 1727, ben. 23. März 1727.

Literatur:

Mauermann, Franz Laurenz: Das fürstliche Stift und Kloster Neuzell. Regensburg 1840, ND Kamp-Lintfort 1993, S. 146–161. · Theissing, Heinrich: Die Äbte von Neuzelle. In: Neuzelle. Festschrift zum Jubiläum der Klostergründung vor 700 Jahren. Hrsg. v. Joachim Fait u. Joachim Fritz, Leipzig u. München 1968, S. 9–76, hier S. 62–65. · Töpler, Winfried: Graff, Martinus, Abt v. Neuzelle, designierter Titularbischof. In: Brandenburgisches Biographisches Lexikon. Hrsg. v. Friedrich Beck und Eckart Henning. Potsdam 2002. S. 150. · Album Neocellense oder Verzeichnis der Mönche von Neuzelle II. In Vorbereitung für Neuzeller Studien 3.

Zitierempfehlung: Graff, Martin, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 2.02.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Graff,_Martin

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