Johann Greifenfels von Pilsenburg
tschech. Jan Greifenfels z Pilsenburka
Abt von Sedlitz 1626–1628, Welehrad 1628–1650, Königsaal 1634–1650 und Saar 1638–1650; Generalvikar der böhmischen Ordensprovinz 1634–1650
* um 1598 Pilsen [Plzeň, Tschechien]
† 8. März 1650 Saar, Mähren [Žďár nad Sázavou, Tschechien]
Johann Greifenfels[1], seit 1627 Edler von Pilsenburg, wurde um 1596/98 in Pilsen als Sohn des Wenzel Greifenfels und seiner Frau Susanna geborene Protštejn geboren. Der Vater Wenzel Greifenfels kam zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach Tišnov (dt. Tischnowitz); seit 1605 ist er als Beamter des Klosters Tišnov aufgeführt, 1607 kaufte er eine verfallene Mühle in Tišnov.[2] In Tischnowitz verbrachte Johann Greifenfels seine Kindheit und Jugend. Über sein Leben vor dem Eintritt ins Kloster ist nichts weiter bekannt. Möglicherweise war sein Klostereintritt durch das Vorbild seines Bruders Samuel Greifenfels beeinflusst, der Kapuziner und später Provinzial des Kapuzinerordens in Böhmen, Österreich, Mähren und Schlesien war († 1. Juli 1664). Seine Tante Anna Skřimířská von Pilsenburg war von 1616 bis 1624 Äbtissin des Klosters Tišnov.
Kurz vor dem Beginn des Ständeaufstandes in Böhmen (1618) als Novize in Königsaal (tsch. Zbraslav, lat. Aula Regia) eingetreten, die damals bedeutendste tschechische Zisterzienserabtei, ging Greifenfels schon im Folgejahr, 1619, mit dem Konigsaaler Prior Johann Wenzel von Neswitz, der zum Verwalter von Welehrad bestellt worden war, in das Kloster Welehrad in Mähren, wo er vier Jahre später, 1623, zum Priester geweiht wurde. Bereits 1626 überzeugte ihn der damalige Königsaaler Abt Georg Vrat, das Amt des Abtes der seit den Hussitenkriegen ruinierten Zisterzienserabtei Sedletz (Sedlec) zu übernehmen, die in einer katastrophalen wirtschaftlichen Lage war. 1628, nach zwei Jahren in Sedlec, wurde er von seinen ehemaligen Mitbrüdern als Abt zurück nach Welehrad berufen. Ordensgeneral Pierre Nivelle ernannte ihn im selben Jahr zusammen mit den Äbten von Königsaal (Georg Vrat) und Neuzelle (Hugo Stimmer) zum außerordentlichen Kommissar und Visitator der Klöster in Mähren, der Lausitz und in Schlesien.
Als Greifenfels die Leitung des Klosters Welehrad übernahm, war dessen Zustand sehr schlecht. Das Kloster war ruiniert, das Land zerstört und die Wirtschaftsgebäude verbrannt. Die Gebäude lagen seit den Hussitenkriegen in Trümmern. Die meisten Mönche lebten entweder in anderen Klöstern oder in den Pfarreien, weil sie sich nur dort selbst versorgen konnten. Dennoch machte sich Greifenfels – was fast keiner seiner Vorgänger, selbst unter günstigeren Umständen, gewagt hatte – mit großer Energie an eine vollständige Wiederherstellung, ungeachtet der Kriegszeiten und der desolaten Finanzlage des Klosters. Da es keine finanzielle Basis für den Wiederaufbau des Klosters in Welehrad gab, sammelte Abt Greifenfels Spenden und handelte mit Wein, Getreide und später Vieh, das er in Ungarn kaufte und in Böhmen und Mähren verkaufte. Er gründete neue Betriebe, kaufte und baute neue Mühlen und erweiterte langsam die wirtschaftliche Basis durch den Kauf von Bauernhöfen in der Umgebung von Welehrad. Er versuchte auch, verlassenes Land wieder zu besiedeln und verlassene Weinberge wieder zu kultivieren.
Dass er dafür auch die Klosteruntertanen zu Diensten heranzog, machte ihm nicht überall Freunde. Probleme machten insbesondere die Einwohner von Polešovice, die unter den Dörfern des Klosters eine privilegierte Stellung einnahmen und durch ein Privileg Kaiser Rudolfs II. nicht zu Robotdiensten verpflichtet waren. Sie beschwerten sich mehrmals bei Kardinal Dietrichstein und dem Landgericht. Ihre Unzufriedenheit erreichte 1634 ihren Höhepunkt, als sie gegen den Abt rebellierten. Die eingesetzte Kommission stimmte ihnen teilweise zu und forderte Greifenfels auf, Wiedergutmachung zu leisten. Doch die Streitigkeiten gingen auch nach 1640 mit den Besitzern der umliegenden Ländereien weiter.
Als starker Verfechter der Bildung gründete Greifenfels 1638 in Prag ein Kolleg für Zisterziensermönche, die am erzbischöflichen Priesterseminar studierten. Das Kolleg diente auch als Bildungseinrichtung für das klösterliche Leben. Seine Aktivitäten wurden mehrmals durch schwedische Invasionen unterbrochen, aber immer wieder aufgenommen.
Große Anstrengungen unternahm Abt Greifenfels, alles Eigentum, das dem Kloster Welehrad ohne rechtliche Grundlage entfremdet worden war, zurückzugewinnen, war darin aber nicht sehr erfolgreich. Viel erfolgreicher war seine Karriere innerhalb des Zisterzienserordens. Im Januar 1634, nach dem Tod des Abtes Georg Vrat von Königsaal, wurde er – widerstrebend – zu dessen Nachfolger gewählt. Mit dem neuen Amt übernahm er schwere Verpflichtungen. In einem Brief an Kardinal Dietrichstein, schrieb er, dass er im Kloster nichts als Leid, Elend und Verwüstung vorfand. Im Vergleich zu Mähren war die Situation der böhmischen Klöster viel schlimmer, weil sie mit hohen militärischen Abgaben belastet waren. Kurz nach seiner Wahl wurde Greifenfels zum Generalvikar des Ordens und Visitator aller Zisterzienserklöster im Königreich Böhmen bestellt und war damit auch für die erledigte Abtei Osek (dt. Ossegg) zuständig, dessen Verwaltung unter seiner Aufsicht er dem vielfach umhergewürfelten Abt von Neuzelle, Bartholomäus Pflugk, übertrug.
Die Situation der böhmischen Klöster war wegen des anhaltenden Dreißigjährigen Krieges verzweifelt. Auch Königsaal musste einen Schlag nach dem anderen einstecken. Durchziehende kaiserliche Truppen verwüsteten ebenso wie die abziehenden Schweden Dörfer und Höfe und plünderten die Klöster. Abt Greifenfels, der auf der Flucht nach Mähren war, wurde in der Nähe von Prag von kaiserlichen Truppen aufgegriffen und komplett ausgeraubt. Königssaal und Osek wurden zerstört. Greifenfels ließ sich nicht beirren, sondern machte sich mit all seiner Kraft und aus Welehrad abgezogenen Mitteln an den Wiederaufbau der zerstörten Wirtschaft, was ihm in den Jahren 1635 bis 1638 auch gelang. In diesem Jahr, 1638, gelang es ihm auch, die Ländereien und Gebäude des aufgelösten Klosters Saar (Žďár) zu erwerben und das Kloster neu zu gründen, dessen Abttitel er mit dem seinen vereinte.
Dieser teilweise durch Kredite finanzierte Kauf belastete die Abtei Welehrad sehr. In den folgenden Jahren wurde die Situation noch komplizierter. 1639 wurde Osek von der schwedischen Armee ruiniert, während Königssaal der kaiserlichen Armee zum Opfer fiel. Da der Abt nun nicht mehr in der Lage war, den Erlös beider Abteien zur Begleichung der Schulden des Klosters Saar zu verwenden, befand er sich in einer schwierigen finanziellen Situation, die er mit Hilfe von Pfandgeldern löste, durch den Verkauf einiger Dörfer und die Verwendung der Einkünfte aus dem Kloster Welehrad, was ihm die dortigen Mönche übelnahmen. Als 1642 die schwedische Armee erneut die Landwirtschaft der Klöster in Osek, Königsaal und Saar verwüstete, schien es, dass nicht nur das Kloster in Žďár, sondern auch Welehrad nicht mehr zu halten wären, doch wurden sie im letzten Moment durch den Abt des Klosters Hohenfurt, Georg Wendschuh, gerettet, der einen Kredit über 5000 Taler gab. Ende 1649 ermöglichte der Kaiser den Verkauf eines Teils der Güter von Welehrad und einiger Siedlungen von Saar.
Bevor Abt Greifenfels wenigstens die hartnäckigsten Gläubiger bedienen konnte, starb er am 8. März 1650 in Žďár und wurde am 13. März in der Klosterkirche ebenda beigesetzt.
gge, März 2022
- ↑ Der Name Greifenfels ist wahrscheinlich österreichischer oder deutscher Abstammung; Johanns Familie war aber tschechisch, vielleicht ursprünglich aus Litoměřice (dt. Leitmeritz). Johann Greifenfels sprach fließend Tschechisch, wie seine Korrespondenz zeigt.
- ↑ Als mutmaßlicher Kollaborateur der katholischen Partei wurde Václav Greifenfels zur Zeit des Ständeaufstandes in Böhmen (1618) inhaftiert und sein Vermögen beschlagnahmt. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 kehrte er in sein Amt zurück und wurde 1624 wieder Schreiber des Klosters. Am 18. Oktober 1627 schlug ihn Kaiser Ferdinand II. zum Ritter (Doerr, August: Der Adel der böhmischen Kronländer. Prag, 1900, S. 95). Damit verbunden war ein sozialer Aufstieg der Familie, der aber keinen finanziellen Vorteil brachte, weil er seine frühere wirtschaftliche Stellung nicht wiedererlangen konnte. Er starb 1628.
Literatur:
Bartůněk, Václav: Jan Greifenfels z Pilsenburku, zbraslavský opat v letech 1634–1650. In: Časopis katolického duchovenstva 84 (1944), S. 217–229, 284–291, 321–354. [1] · Hurt, Rudolf: Dějiny cisterciáckého řádu, (1205–1650), Olomouc 1934 (zwei Bände).Vorlage:Page.name: GREIFENFELS, Johann (c1598–1650) – Biographia Cisterciensis