Hörger, Gerhard

Gerhard Hörger

Gerhard Hörger

Abt von Aldersbach 1651–1669 und Gotteszell 1651–1658

09. Okt. 1669 Landshut

Gerhard Hörger, schon als Chorknabe in die Zisterzienserabtei Aldersbach in Niederbayern aufgenommen, trat unter Abt Michael Kirchberger (reg. 1612–1635), dem Erbauer der Sammareier Wallfahrtskirche, in das Noviziat ein und wurde später Kirchbergers Beichtvater. 1642 Prior, vertrat er Abt Johann Molitor von Raitenhaslach beim Provinzkapitel der bayerischen Zisterzienser im Kloster Schöntal.[1] Mehrere Jahre wirkte er im Zisterzienserinnenkloster Seligenthal als Beichtvater.

Am 8. Januar 1651, dem Tag nach der Resignation seines Vorgängers Christof Lehen, wurde er unter dem Vorsitz des Vaterabtes Matthäus Gschwendt von Aldersbach von den wenigen noch verbliebenen Konventualen zum Abt des im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannten Klosters Gotteszell gewählt. Geistlicher Beisitzer war Abt Wolfgang Gattermayr von Fürstenzell, einer der Regierungskommissare der Prämonstratenserabt Michael Fuchs von Windberg. Als Abt Matthäus kurz darauf starb, am 1. Februar 1651, wurde Hörger am 19. März 1651 unter dem Vorsitz des Abtes Martin Dallmayr von Fürstenfeld und in Gegenwart des Abtes Johann Molitor von Raitenhaslach zum Abt von Aldersbach postuliert, lehnte zunächst ab, weil er Gotteszell nicht aufgeben wollte, leitete dann aber mit Dispens des Generalabtes Claude Vaussin beide Abteien in Personalunion. Seinem Vorgänger Geschwendt folgte er auch als Generalvikar der bayerischen Ordensprovinz nach.

Aus dieser Doppelstellung heraus gelang es Abt Gerhard, das noch in Ruinen liegende Kloster Gotteszell bis 1654 wieder aufzubauen (was ihm von den Regierungskommissaren zur besonderen Pflicht gemacht worden war) und neu zu besetzen. Berichtet wird, dass er in Aldersbach einen Ordenspriester für Gotteszell ausbilden ließ und einige Novizen aufnahm. Provisorisch stellte er auch zwei Aldersbacher Professen für die Seelsorge in Gotteszell ab. Vom Regensburger Fürstbischof, mit dem er in bestem Einvernehmen stand, erhielt er für Gotteszell die Seelsorge in Ruhmannsfelden und Achslach (Pfarrei Viechtach). Wie erfolgreich die Maßnahmen zur wirtschaftlichen Wiederherstellung waren, zeigt sich daran, dass er dem am 2. Mai 1654 zum Prior mit allen Stellvertreterbefugnissen ernannten Bonifaz Hiltprant trotz der Baukosten eine Barschaft von 1906 fl. übergeben konnte. Nachdem Gotteszell wieder aufgerichtet war und auf eigenen Füße stehen konnte, resignierte er am 18. Februar 1658 in die Hände des Abtes Martin Dallmayr von Fürstenzell und leitete am nächsten Tag die Wahl seines Nachfolgers Bonifatius Hiltprant.

Während seiner Regierungszeit gehörten der Abtei Aldersbach mehr als 600 Anwesen in 17 bayerischen Landgerichten von Dachau bis ins Innviertel. 1669 kaufte er auf Initiative des Kurfürsten das während der Reformation dem Orden verlorengegangene Kloster Walderbach und richtete es als Superiorat ein.

Er starb am 9. Oktober 1669, zwei Tage nach einem bei der Visitation des Klosters Seligenthal erlittenen Schlaganfall, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Sein Leichnam wurde in feierlichem Zug, an dem sich insbesondere das ganze Regierungskollegium beteiligte, zur Isarlände in Landshut begleitet und dann auf dem Wasserweg bis Vilshofen und von da auf dem Landweg nach Aldersbach gebracht und dort bestattet.

Von Gerhard Hörger stammt eine im Auftrag des Fürstbischofs angefertigte handschriftliche Chronik des Klosters Aldersbach, die mit dem Tod des Abtes Michael Kirchberger endet. Sein Nachfolger in Aldersbach wurde Malachias Niederhofer.

gge, Okt./Dez. 2019

  1. Auf diesem Kapitel wurde die Einführung weißer Kukullen für die bayerischen Zisterzienser beschlossen (Krausen, Raitenhaslach, S. 89).

Daten:

Abbas Cellae Dei: 8. Jan. 1651, res. 18. Feb. 1658; Abbas Aldersbacensis: el. 19. März 1651.

Literatur:

Lindner, Pirmin: Monasticon metropolis Salzburgensis antiquae : Verzeichnisse aller Aebte und Pröpste der Klöster der alten Kirchenprovinz Salzburg. Salzburg : Pustet, 1908 · Eberl, Anton: Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters Gotteszell im Bayerischen Wald. Deggendorf : Nothhaft, 1935; erweiterte Neuauflage 2019, bes. S. 66–69.

Zitierempfehlung: Hörger, Gerhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 12.12.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/H%C3%B6rger,_Gerhard

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