Gottfried Haller
35. Abt des Zisterzienserstiftes Neuberg in der Steiermark 1723–1730
* um 1670 Wien
† 23. Okt. 1730
Gottfried Haller stammte aus Wien und war als päpstlicher Alumne in Rom ausgebildet worden. 1688 legte er die Profess im Zisterzienserstift Neuberg ab und wurde bald darauf Prior. Als solcher begründete er das Neuburger Eisenwesen und schloss mit dem Wiener Hauptzeughaus einen Vertrag, der das Kloster zur Lieferung von Bomben, Granaten und anderer Munition verpflichtete. Da er im Februar 1698 den Vaterabt Marian Schirmer von Heiligenkreuz auf die Missstände in Neuberg aufmerksam machte und um eine Visitation Neubergs bat, wurde er von Abt Leopold Fölsch abberufen und auf die Pfarre Mürzzuschlag versetzt, wo er einige Jahre tätig war. Von dort ins Stift zurückgekehrt, stand er Fölschs Nachfolger Martin Prunmayr als Sekretär zur Seite und wurde um 1720 wieder Prior.
Nach Prunmayrs Tod wurde er Anfang Mai 1723 zum Abt gewählt. Als Mann von großer Tatkraft (Pickl) machte er sich um den Ausbau des Weges von Hirschwang nach Kaiserbrunn sehr verdient, wo sich Kaiser Karl VI. oft aufhielt. Vermutlich nahm er deswegen trotz kaiserlichen Verbots auch einen Kredit in Höhe von 9.200 Gulden auf, wie die kaiserlichen Kommissare nach seinem Tod befremdet feststellten. Trotzdem gelang es ihm, den Schuldenstand des Klosters bis zu seinem Tod um 24.000 Gulden zu verringern.
In der Stiftskirche ließ er das Epitaph für seinen Vorgänger anbringen, außerdem den Altar der hl. Familie und die Barockumrahmung des Marienaltares. In seinem Auftrag wurde 1730 auch eine Glocke von dem Glockengießer Nikolaus Löw in Wiener Neustadt gegossen.
Abt Gottfried starb am 23. Oktober 1730 im Alter von 60 Jahren. Zu seinem Nachfolger wurde fast einstimmig P. Edmund Spormayr gewählt.
gge, März 2019
Daten:
Prof.: 1688; Abbas: el. Mai 1723.Literatur:
Pichler, Franz Sales: Die Habsburger Stiftung Cistercienser Abtei Neuberg in Steiermark, Wien 1884 · Pickl, Othmar: Geschichte des Klosters und der Marktgemeinde Neuberg an der Mürz. Selbstverlag der Gemeinde Neuburg an der Mürz, 1996, S. 136–139.Vorlage:Page.name: HALLER, Gottfried OCist (c.1670–1730) – Biographia Cisterciensis