Eberhard Harzer OCist
47. Abt von Ossegg/Osek 1943–1949
* 21. Mai 1887 Zwittermühl [Háje, Tschechien]
† 2. Nov. 1949 Altötting, Bayern
Eberhard Harzer wurde am 21. Mai 1887 in dem heute nicht mehr existierenden Bergbaudorf Zwittermühl bei Bergstadt Platten [Horní Blatná] im böhmischen Erzgebirge geboren und am folgenden Tag auf den Namen Josef getauft. Seine Eltern, der Musiker Josef Harzer und die Klöpplerin Anna Heinzl, heirateten erst 1889.[1] Josef Harzer besuchte das bischöfliche Gymnasium in Duppau[2] und trat am 23. September 1908 unter Abt Meinrad Siegl in das Noviziat der Zisterzienserabtei Osek ein, wo er den Ordensnamen Eberhard erhielt.
Nach der feierlichen Profess am 28. September 1912 studierte er Theologie im Chorherrenstift St. Florian bei Linz, Oberösterreich, und Leitmeritz und wurde am 13. Juli 1913 zum Priester geweiht. Danach war er Katechet an der National- und der Mittelschule in Maria Ratschitz [Mariánské Radčice] und Kaplan an der Wallfahrtskirche, wo er besonders die Jugend betreute. Einige Jahre war er auch Gymnasialprofessor in Most (Brüx).
Nach dem Tod Theobald Scharnagls am 26. Juli 1943 zum Abt gewählt, übernahm er sein Amt in schwerer Zeit. Am 1. Juli 1945 wurde er von Angehörigen der Swoboda-Armee verhaftet und gemeinsam mit den deutschen Mönchen im Konzentrationslager Libkovice bei Most interniert. Nach Zwischenstationen in anderen Gefängnissen kam er als Zwangsarbeiter in den tschechischen Braunkohlebergbau, wo er von der Einteignung seines Klosters erfuhr. Die überlebenden Zisterzienser[3] wurden im Oktober 1945 nach Sachsen ausgewiesen. Abt Eberhard konnte wegen seines schlechten Gesundheitszustandes vorerst bleiben, bis auch er 1946 die Tschechoslowakei Richtung Österreich verlassen musste.
Am 6. Oktober 1947 kam er mit fr. Theobald Stibitz in das Zisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld in der Diözese Augsburg. Von hier aus suchte er nach einer neuen Niederlassungsmöglichkeit für den Oseker Restkonvent, den er schließlich in der 1803 untergegangenen Abtei Raitenhaslach in Oberbayern (Diözese Regensburg) fand. Am 1. April bezog er mit P. Raimund Förster das dortige Pfarrhaus und übernahm die Pfarrerstelle, die er am 5. Juni 1949 einem Mitbruder übergab. An Pfingsten 1949 feierte Abt Harzer das erste Pontifikalamt in der Klosterkirche. Die Primiz des Paters Theobald Stibitz an Allerheiligen 1949 erlebte der schwerkranke Abt nicht mehr mit. Er starb am Tag danach im Krankenhaus Altötting und wurde vor dem Portal der Klosterkirche in Raitenhaslach beigesetzt.
Der Plan, die Abtei Raitenhaslach wieder zum Leben zu erwecken, war mit Harzers Tod gescheitert. Der Konvent fiel auseinander. Am 31. Januar 1951 verließ der letzte Zisterzienser, P. Bruno Klupak, Raitenhaslach.
gge, Okt. 2009, rev. April 2017
- ↑ Taufmatrikel Zwittermühl 1886–1903, S. 10–11.
- ↑ Die Stadt Duppau existiert heute ebenfalls nicht mehr. Sie wurde – nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung verfallen – 1955 abgetragen, um einem Truppenübungsplatz Platz zu machen.
- ↑ P. Dionysius Heger war im Lager gestorben.
Daten:
Vest.: 23. Sep. 1908; Prof.: 28. Sep. 1912 (f.); Sac.: 13. Juli 1913; Abbas: el. 15. Juni 1943, ben. 26. Juli 1943.Literatur:
Hopfgartner, Wolfgang: Vor 50 Jahren starb Eberhard Harzer, der letzte Abt von Raitenhaslach. In: Oettinger Land, Band 19, 1999 · Egerländer biografisches Lexikon : mit ausgewählten Personen aus dem ehemaligen Reg[ierungs].-Bez[irk]. Eger / bearb. und hrsg. v. Josef Weinmann. Männedorf : Weinmann, 1985–1987, 2 Bde · Nachrufe u.a. in: Münchner Kathol. Kirchenzeitung 27.11.1949, Oettinger und Burghauser Anzeiger v. 4. und 7.11.1949, Neues Abendland 5 (1950), S. 77/78.Vorlage:Page.name: HARZER, Eberhard Josef OCist (1887–1949) – Biographia Cisterciensis