Heinrich von Frankreich
Henri de France, Henri de Clairvaux, Henri de Reims, Henricus Remensis
Zisterzienser von Clairvaux, Bischof von Beauvais, Erzbischof und Herzog von Reims, Pair von Frankreich
* 1121
† 13. Nov. 1175
Heinrich war der dritte Sohn des König Ludwigs VI., des Dicken, von Frankreich und der Adelheid von Maurienne-Savoyen. Er war Bruder des französischen Königs Ludwig VII. und Großneffe (mütterlicherseits) von Papst Kalixt II. Zu seinen nächsten Vorfahren zählten außer dem französischen König auch der Graf von Savoyen, der Graf von Burgund und der Herzog der Normandie.
Heinrich wurde schon früh für den geistlichen Stand bestimmt. Bereits in jugendlichem Alter empfing er die niederen Weihen. Er wurde Kanoniker von Paris, Schatzmeister von Saint-Martin in Tours, Erzdiakon von Orléans und Titularabt vieler königlicher Abteien. Aus dieser Zeit stammt ein Brief, den Bernhard von Clairvaux an ihn richtete (Epistola 403).
1146 besuchte er in einer weltlichen Angelegenheit Abt Bernhard von Clairvaux, der Heinrich dem Gebet der Brüder anvertraut und ihm die Bekehrung und das Klosterleben nahegelegt haben soll. Als er darauf tatsächlich – nach dem Verzicht auf seine bisherigen Würden und Einkünfte – in die Zisterzienserabtei Clairvaux eintrat, erregte er damit großes Aufsehen. Seine Familie und seine Freunde dürften darüber ziemlich verstört gewesen sein (Vita prima S. Bernardi IV, 15). Er übergab der Bibliothek von Clairvaux einige wertvolle Handschriften, von denen heute noch sechs in der Stadtbibliothek von Troyes aufbewahrt sind. Papst Eugen III. schrieb nach einer Begegnung mit Heinrich 1147 in Clairvaux voll Bewunderung über ihn an dessen Bruder König Ludwig VII. (Recueil des historiens des Gaules et de la France XII, 91).
Der Klerus von Beauvais wollte Heinrich 1149 zum Bischof haben. Heinrich selbst und Abt Bernhard von Clairvaux zögerten, diesem Plan zuzustimmen. Heinrich bat in einem Brief an Abt Suger von Saint-Denis, einen anderen zum Bischof von Beauvais wählen zu lassen. Schließlich gehorchte er aber Abt Bernhard, der durch Abt Petrus Venerabilis von Cluny ermutigt worden war, Heinrich das Bischofsamt von Beauvais zuzutrauen (Epistola 278).
In Beauvais hatte Heinrichs Vorgänger, Bischof Odo, dem niederen Stadtadel Dauereinkünfte zukommen lassen, die Heinrich als unrechtmäßig empfand und abstellte. Daraufhin legte der niedere Stadtadel von Beauvais Berufung bei König Ludwig VII. und bei Papst Eugen III. ein. König Ludwig VII. verdächtigte zudem seinen Bruder Heinrich, an den Verschwörungsplänen des jüngeren Königsbruders Graf Robert von Dreux beteiligt zu sein. Dieser wollte nämlich nach dem gescheiterten 2. Kreuzzug König Ludwig VII. stürzen und selbst den französischen Thron besteigen, was aber früh vereitelt werden konnte. König Ludwig VII. stellte sich jedenfalls auf die Seite des niederen Stadtadels von Beauvais und drohte seinem Bruder Bischof Heinrich die Konfiszierung der Kirchengüter an. Beinahe wäre es zu einem bewaffneten Konflikt zwischen Bischof, der vom Klerus und vom Volk unterstützt wurde, und dem König gekommen. Durch Vermittlung der Königinmutter Adelhaid, des Bischofs Joscelin von Soissons und des Abtes Suger von Saint-Denis konnte der Konflikt entschärft werden. Bischof Heinrich begab sich darauf nach Rom, wo der einflussreiche Hugo von Ostia bereits seine Absetzung forderte. In Rom konnten aber vor Papst Eugen III. und vor Hugo von Ostia mit Hilfe der Intervention von Abt Bernhard von Clairvaux die Verdächtigungen bezüglich einer Teilnahme an den Verschwörungsplänen von Graf Robert ausgeräumt werden. Bischof Heinrich bot dem Papst dennoch seinen Rücktritt an, den Eugen III. aber nicht entgegennahm. Bischof Heinrich kehrte 1151 wieder in seine Diözese zurück, in die er nun im Auftrag des Papstes und im Frieden mit seinem Bruder König Ludwig VII. einziehen konnte. König Ludwig VII. half ihm Ende 1151 sogar gegen die aufständische Stadtkommune, die Gerichtsbarkeit wieder zu gewinnen.
In den folgenden Jahren wurde Heinrich einer der wichtigsten Ratgeber von König Ludwig VII. So wie alle Zisterzienser unterstützte Bischof Heinrich Papst Alexander III. (1159–1181), der sich gegen den von Kaiser Friedrich I. Barbarossa aufgestellten Gegenpapst durchzusetzen hatte. Außerdem nahm König Ludwig VII. mit Unterstützung seines Bruders Bischof Heinrich den exilierten Erzbischof Thomas Becket von Canterbury in Frankreich freundlich auf. Abt Gottfried von Auxerre, der als Gegner der Beherbergung Beckets durch die Zisterzienserabtei Pontigny (1164–1166) auftrat, wurde auf Betreiben Bischof Heinrichs von Papst Alexander III. 1165 als Abt von Clairvaux abberufen.
Bischof Heinrich verließ 1162 sein Bistum Beauvais, weil er Erzbischof von Reims wurde. In dieser Funktion verblieb er bis zu seinem Tod 1175. Mit dem Amt des Erzbischofs von Reims waren auch die Titel eines Herzogs von Reims und eines der fünf geistlichen Pairs von Frankreich verbunden. Erzbischof Heinrich hielt 1164 eine Synode in Reims ab. Einen Konflikt mit seiner Stadt konnte er mit Hilfe seines Bruders König Ludwig VII. beenden. Erzbischof Heinrich führte in der Stadt Reims einige Bau- und Befestigungsmaßnahmen durch. Den Regierungsantritt seines Neffen König Philipp II. Augustus (1180–1223) erlebte er nicht mehr. Von Heinrich sind einige Briefe überliefert (PL 182, 680; PL 189, 399–401; PL 196, 1559–1584).
Pius Maurer, Aug. 2012
Literatur:
A. Beaudry: Saint Bernard et le cinquantecinquième évêque de Beauvais, in: Bulletin religieux du diocèse de Bauvais 64 (1953) 191–198. 211–214. 232–236. 253f. · A. Dimier: Henri de France frère du roi Louis VII, in: Cîteaux 26 (1975) 106–108. · A. Dimier: Henri de Clairvaux, in: Dictionnaire des auteurs cisterciens (Rochefort 1977) 348f. · Ferruccio Gastaldelli: Anmerkungen und historischer Kommentar, in: Gerhard B. Winkler (Hg.): Bernhard von Clairvaux. Sämtliche Werke III (Innsbruck 1992), 1062–1245, bes. 1137. 1142f. 1156–1158. · T. R. Greene: Henry of Rheims, 1122–1165: A Study in Ecclesiastical-Royal Relations (New York 1967).Vorlage:Page.name: HEINRICH von Frankreich (1121–1175) – Biographia Cisterciensis