Heinrich von Pisa

Heinrich von Pisa

Heinrich von Pisa

Henricus Pisanus, Enrico Pisano

Zisterziensermönch von Clairvaux, Abt von Tre Fontane, Kardinalpriester von Ss. Nereus et Achilleus

† nach 4. Mai 1166

Heinrich stammte aus Pisa. Dass er der adeligen Familie Moricotti angehörte, wie in neuzeitlichen Texten über ihn zu lesen ist, wird in den mittelalterlichen Quellen nicht belegt. Heinrich bekleidete 1148 als Subdiakon der Römischen Kirche ein hohes Amt an der päpstlichen Kurie und nahm als solcher an der Synode von Reims teil. Bald danach trat er in Clairvaux ein. Er wurde früh in die Zisterzienserabtei Tre Fontane bei Rom gesandt, wo er kurze Zeit Abt war. Papst Eugen III., mit dem er durch die gemeinsame Heimatstadt, durch das gemeinsame Eintrittskloster und durch die Leitung der Abtei Tre Fontane verbunden war, machte ihn 1151 zum Kardinalpriester von Ss. Nereus e Achilleus. Heinrich blieb mit seinem einstigen Abt Bernhard von Clairvaux freundschaftlich verbunden (Epistola 295).

Er nahm mehrmals als päpstlicher Legat an diplomatischen Missionen teil. Papst Hadrian IV. sandte ihn 1155 nach Sizilien, um mit dem sizilianischen König Wilhelm I. dem Bösen zu verhandeln. 1158 konnte er in Augsburg mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa die belasteten Beziehungen zu Deutschland etwas entspannen helfen.

Unter Papst Alexander III. war Heinrich einer der einflussreichsten Berater an der Kurie. 1159 hielt sich Heinrich mit anderen Kardinälen als Legat in Frankreich auf, wo sie erfolgreich für Papst Alexander III. gegen den von Kaiser Friedrich Barbarossa aufgestellten Gegenpapst werben konnten. Diese päpstliche Delegation wurde in der Abtei Cluny herb abgewiesen, während ihr der Bischof der Diözese Beauvais, Heinrich von Frankreich, freundliche Aufnahme gewährte. Kardinal Heinrich nahm 1160 an der Synode von Toulouse teil, bei der Frankreich, England, Irland, Norwegen und Spanien Alexander III. als den rechtmäßigen Papst anerkannten.

In den Jahren 1162 bis 1165 hielt sich Kardinal Heinrich zusammen mit Papst Alexander III. und der päpstlichen Kurie an verschiedenen Orten Frankreichs auf. Der nunmehrige Erzbischof von Reims, Heinrich von Frankreich, bat Papst Alexander III. bei dessen Rückkehr nach Rom, Heinrich von Pisa in Frankreich zu belassen. Papst Alexander III. lehnte diese Bitte ab, da er selbst auf die Hilfe Heinrichs von Pisa nicht verzichten wollte (PL 200, 368f). Der letzte Brief Kardinal Heinrichs von Pisa ist mit dem 4. Mai 1166 datiert. Bald danach dürfte Kardinal Heinrich verstorben sein.

Kardinal Heinrich stand in freundschaftlichem Kontakt zu König Ludwig VII., Eleonore von Aquitanien, Bischof Arnulf von Lisieux, Erzbischof Heinrich von Frankreich, Erzbischof Thomas Becket und mit Propst Gerhoh von Reichersberg. Letzterer widmete dem Kardinal Heinrich seinen Kommentar zum 64. Psalm, den Traktat De novitatibus huius temporis und den Liber de laude fide.

Pius Maurer, Aug. 2012


Literatur:

R. Aubert: Henri, cardinal prête des Ss. Nérée et Achille, in: Dictionnaire d’histoire et de géographie ecclésiastiques 23 (Paris 1990) 1044–1046. · Johannes Matthias Brixius: Die Mitglieder des Kardinalkollegiums von 1130–1181 (Berlin 1912) 54f. · W. Janssen: Die päpstlichen Legaten in Frankreich, vom Schisma Anaklets II. bis zum Tode Coelestins III. (Köln-Graz 1961) 61–78. 176f. · W. Ohnsorge: Die Legaten Alexanders III. im ersten Jahrzehnt seines Pontifikats (Berlin 1928) 7–11. 15–44. · Dominicus Willi: Cistercienser Päpste, Kardinäle und Bischöfe [II], in: CistC 263–272, bes. 265f. – Barbara Zenker: Die Mitglieder des Kardinalkollegiums von 1130 bis 1159 (Würzburg 1964) 96–101. 225.

Zitierempfehlung: Heinrich von Pisa, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 2.02.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Heinrich_von_Pisa

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